Aluminiumspäne fallen während des gesamten Produktentstehungsprozesses an – bei der Oberflächenbearbeitung von gegossenen Bolzen und Walzbarren, der Profil-, Platten- und Blechherstellung sowie natürlich bei der Bearbeitung von Bauteilen. Je nachdem, ob gefräst, gedreht, geschliffen oder gesägt wird, sind die oft feuchten Späne in punkto Beschaffenheit sehr unterschiedlich – wollartig, spiralförmig, grob, fein etc. Allen gemein ist: Sie werden wieder eingeschmolzen, beim Remelter oder beim Refiner. Dies stellt jeweils sowohl das Ende als auch den Neubeginn des ewigen Aluminium-Recycling-Kreislaufes dar. Innerhalb dieses Kreislaufes ist der Umgang mit Aluminiumspänen vor allem für vier Branchen wichtig: Walzwerke, Presswerke, Zerspanungsbetriebe und Schmelzwerke.
Doch worauf kommt es dabei im Detail an? Generell gilt, dass lose Späne ein großes Volumen bei geringem Gewicht einnehmen – also ein geringes Schüttgewicht aufweisen, das typischerweise bei 140 bis 250 kg/m3 liegt. Dies verteuert sowohl das Lagern als auch den Transport – intern wie extern. Um dies zu ändern, müssen die Späne gepresst werden. Dabei ist die eingesetzte Technologie von großer Bedeutung. Maschinen von RUF können auf hohe 2.200 bis 2.400 kg/m3 verdichten (oder im Einzelfall auch darüber) falls dies gefordert ist. Zum Vergleich: Die Dichte von Festaluminium liegt durchschnittlich bei 2.700 kg/m3.
Brikettieren im Walzwerk
Im Walzwerk fallen Späne beim Abfräsen der Gussoberfläche an. Zudem entstehen bei der Verarbeitung zu Blechen, Coils oder Folien sogenannte Kantentrimmungsschnipsel. Beides gilt es zu brikettieren. Ist dem Unternehmen ein Schmelzwerk angegliedert, wird das gepresste Aluminium diesem direkt zugeführt (höchste Wertschöpfung). Andernfalls wird es gelagert und auf dem Schrottmarkt verkauft. Auf Grund der hohen Dichte im Vergleich zu losen Spänen reduzieren sich Lager- und Transportkosten durch die Verwendung von Briketts. Außerdem erzielen Briketts höhere Verkaufserlöse, weil diese besser für das Einschmelzen geeignet sind.
Brikettieren im Presswerk
Presswerke produzieren Späne primär durch das „Überdrehen“ und Sägen gegossener Rundbolzen sowie fertiger Strangpressprofile. Da nur wenigen Unternehmen dieser Art ein Schmelzwerk angegliedert ist, sind die Lager- und Transportkosten besonders bedeutsam. Auch werden höhere Verkaufserlöse erzielt, vor allem, weil Presswerke über sortenreine Späne klar definierter Zusammensetzung verfügen. Diese lassen sich beim Einschmelzen als Legierungszugaben verwenden, was bei Schmelzwerken beliebt ist, da sie deshalb weniger teure Legierungs- und Zuschlagstoffe zukaufen müssen.
Brikettieren im Zerspanungsbetrieb
Zerspanungsbetriebe sind in vielen Branchen zu finden wie z.B. in der Automobilindustrie, der Luftfahrt und dem Maschinenbau. Für sie gehört der Umgang mit Spänen als „Abfallprodukt“ der Zerspanung zum täglichen Geschäft. Auch hier sind die Vorteile der Brikettierung im Hinblick auf Lager- und Transportkosten ebenso gegeben wie die Optimierung der Verkaufserlöse, denn durch die Brikettierung reduziert sich das Volumen je nach Späneform um das Sechs- bis Zwanzigfache. Darüber hinaus gibt es in diesem Anwendungsbereich einen weiteren wichtigen Faktor: die Rückgewinnung von Kühlschmierstoffen, Emulsionen oder Öl.
Anlagen von RUF sind hierfür mit einer integrierten Auffangeinrichtung für Flüssigkeiten ausgestattet. Dadurch bleibt der Lagerplatz stets sauber – ganz im Sinne geordneter Fertigungsabläufe und einem praktizierten Umweltschutz. Wenn Maschinen zudem automatisch arbeiten und nur der Zu- und Abtransport von Spänen bzw. Briketts durch Bedienpersonal auszuführen ist, reduzieren sich darüber hinaus die Personalkosten, und die Arbeitssicherheit wird erhöht.
Brikettieren beim Remelter und Refiner
Remelter und Refiner sind Schmelzwerke, die sich unter anderem dadurch unterscheiden, welche Produkte sie herstellen. Remelter produzieren meist Knetlegierungen als Draht, Bolzen sowie Walzbarren. Refiner stellen Gusslegierungen her, meist in Form von Masseln. Beide verwerten unter anderem Späne. Dabei ist der Unterschied, ob loses oder brikettiertes Aluminium eingeschmolzen wird, in jedem Fall erheblich.
Denn unter Flammeinwirkung „verbrennt“ das Leichtmetall sehr schnell statt zu schmelzen. Da das Verhältnis Oberfläche zu Dicke bei Spänen besonders groß ist, geht durch diesen Abbrand viel Material verloren. Außerdem hat die große freie Aluminiumoberfläche der Späne eine hohe Neigung zur Oxidbildung. Auch dieses geht im Schmelzofen in Form von Krätze verloren.
Ein weiterer Problemfaktor beim Schmelzen von Aluminium: Wenn das flüssige Metall unvermittelt mit anderen Flüssigkeiten wie Kühlschmierstoffen in Kontakt kommt, findet eine fast explosive Reaktion statt. Entsprechend wichtig ist das Thema Restfeuchte. Bei losen Spänen liegt der Feuchteanteile oft bei 20 Prozent und mehr. Wird nicht brikettiert, muss den Spänen durch Zentrifugen und weitere Trocknungsanlagen die Feuchte entzogen werden. Die Brikettierung ist demgegenüber deutlich wirtschaftlicher, vor allem wenn hochwertige Anlagen zum Einsatz kommen. Denn eine entsprechend hohe Presskraft reduziert den Feuchteanteil auf drei bis fünf Prozent. Bei anschließender trockener Lagerung der Briketts verringert sich dieser Wert auf bis unter zwei Prozent. So lassen sich die Briketts gefahrlos und effizient einschmelzen.
Anforderungen von Schmelzbetrieben
Aufgrund des Abbrandes und der Oxidation können lose Späne in einigen Schmelzaggregaten gar nicht oder nur sehr kostenintensiv chargiert werden. Der Schmelzprozess von losen Spänen im Drehtrommelofen erfordert den Einsatz von Salz. Problem hierbei: Die übrigbleibende Salzschlacke muss entsorgt oder kostenintensiv nachbehandelt werden.
Herdschmelzöfen lassen sich mit sogenannten Vortex-Einrichtungen ausstatten, die in Kombination mit elektromagnetischen oder mechanischen Pumpen betrieben werden. Auf diese Weise werden die Späne in die Schmelze eingerührt. Das funktioniert weitgehend gut, ist aber aufwändig. Denn neben den Anschaffungskosten brauchen die Einrichtungen Platz, regelmäßige Wartung, und es entstehen zusätzliche Personal- und Betriebskosten – insbesondere auch durch hohen Verschleiß.
2 bis 7 Prozent mehr Ausbeute beim Schmelzprozess
Unabhängig davon welche Ofentechnologie zum Einsatz kommt, mit hochverpressten Briketts funktioniert der Schmelzprozess bestmöglich. Entscheidend hierfür ist die Dichte der Briketts, die bei 2.200 bis 2.400 kg/m3 liegen sollte. Die Dichte von flüssigem Aluminium ist legierungsabhängig bei durchschnittlich rund 2.350 kg/m3. Folglich schwimmen die Briketts kaum auf, was Abbrand und Oxidbildung auf ein Minimum reduziert. Aus diesem Grund berichten Refiner meist von einer mindestens zwei Prozent höheren Ausbeute. Einige bestätigen sogar 5 bis 7 Prozent mehr Metallausbeute.