Das stimmt viele Experten besorgt, denn nur aus sortenrein gesammeltem Abfall entstehen dank der Kreislaufwirtschaft wertvolle Sekundärrohstoffe. Rund 600.000 Tonnen Papier, Glas, Kunststoff und Metall landen jährlich im Restmüll.
85 Prozent der Österreicher sehen die Mülltrennung als ihren wichtigsten persönlichen Beitrag zum Umweltschutz, gefolgt von dem achtvollen Umgang mit Lebensmitteln (75 %) und dem Verzicht auf Plastiksackerl, sofern möglich (70 %). Einziger Wermutstropfen: Die Werte von jungen Befragten sind deutlich geringer. So achtet zwar die Hälfte aller Befragten „sehr genau“ auf die Mülltrennung – aber nur 29 Prozent der unter 30-Jährigen. Und nur jeder vierte Jüngere weiß mit Sicherheit, welcher Abfall in welche Mülltonne gehört, bei den Älteren ist es jeder Zweite.
„Einfach wegwerfen können wir uns nicht mehr leisten – weder aus ökologischer noch ökonomischer Sicht“, schlägt Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, Alarm. „Abfall ist die wichtigste Grundlage für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Voraussetzung dafür ist aber eine konsequente und sorgsame Mülltrennung!“ Die repräsentative Studie im Auftrag des VOEB befragte im März 2018 1.500 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 14 und 69 Jahren.
Erst vor Kurzem wurde das Kreislaufwirtschaftspaket der EU beschlossen. Es verknüpft ökologische Ziele mit ökonomischen Chancen, zum Beispiel in Form höherer Recyclingquoten. „Wir haben in der österreichischen Umweltpolitik die Kreislaufwirtschaft eigentlich vorweggenommen, und darauf können wir mit Recht stolz sein“, erklärt Christian Holzer, Leiter der Sektion Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnologie im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Österreich ist in der Bewirtschaftung von Abfall schon seit Jahren unter den EU-Spitzenreitern.
90 Prozent der Bevölkerung – auch junge Menschen – sehen das positiv, für sie ist Recycling sinnvoll und wichtig. Dennoch stimmen nur 26 Prozent aller Befragten der Aussage zu, dass Abfälle ein essenzieller Teil der ökologischen Kreislaufwirtschaft sind. Kein Wunder, schließlich sieht auch nur ein Drittel Abfälle als das, was sie tatsächlich sind: Ein wichtiger Rohstofflieferant. „Sekundärrohstoffe aus getrenntem Abfall sind in Zeiten von Ressourcenknappheit immens wertvoll, wir sind also auf die Wiederverwertung von Abfall angewiesen“, so Holzer. Wer Müll trennt, spart Geld 85 Prozent der Österreicher achten in ihrem Haushalt auf Mülltrennung, die Hälfte davon sogar „sehr genau“. Papier, Glas, Kunststoffe und Metall werden praktisch in jedem Haushalt getrennt entsorgt. Dennoch landen rund 600.000 Tonnen davon im Restmüll – eine enorme Geldverschwendung: „Je mehr getrennter Abfall durch eine Gemeinde gesammelt wird, desto mehr Geld sparen sich die Bürgerinnen und Bürger“, fasst Alfred Riedl, Präsident des österreichischen Gemeindebundes, die Situation zusammen.
„Wir sitzen auf einer Goldgrube, wir müssen nur konsequent schürfen. Müll sollte nicht nur der Umwelt zuliebe getrennt werden, sondern auch aus wirtschaflichen Gründen.“ Dass die durchschnittlichen Müllgebühren nur 180 €/pro Jahr und Haushalt betragen sei nicht zuletzt auch einer ertragreichen Mülltrennung zu verdanken. Recycling für junge Menschen oft nur ein Lippenbekenntnis „Die deutliche Diskrepanz zwischen jung und alt hat uns selbst überrascht“, gesteht Roth. Seine Forderung: „Mülltrennung muss jung bleiben! Die private Abfall- und Ressourcenwirtschaft investiert enorme Summen in technologisches Know-how, Forschung und Innovation. Politik und Gemeinden sollten ihrerseits alles daran setzen, insbesondere die junge Bevölkerung noch besser zu informieren und dahingehend zu sensibilisieren, wie wichtig der richtige Umgang mit Abfall für alle ist.“ Den meisten Österreichern ist in jedem Fall klar, dass sie selbst Teil der Lösung von Problemen in Bezug auf Abfall sind: 63 Prozent stimmen dieser Aussage zu.
Abfallwirtschaftliche Sozialpartnerschaft Die österreichische Abfall- und Ressourcenwirtschaft blickt auf eine jahrelange Erfolgsgeschichte zurück: Die Gemeinden stellen funktionierende Rücknahmesysteme zur Verfügung, und arbeiten im Einklang mit der Wirtschaft zusammen – das ist im EU-Vergleich vorbildhaft. In den österreichischen Gemeinden gibt es rund 1.800 Altstoffsammelzentren, die Wertschöpfung der kommunalen Abfallwirtschaft beträgt 1,3 Milliarden Euro und sichert 15.000 Arbeitsplätze. Private Entsorgungsbetriebe beschäftigen über 43.000 Mitarbeiter und entsorgen zwei Drittel des gesamten in Österreich anfallenden Abfalls. „Von dieser abfallwirtschaftlichen Sozialpartnerschaft profitieren alle: die Umwelt, die Wirtschaft und jeder einzelne Bürger“, bestätigt Riedl.
Über die Studie: Im Auftrag des VOEB befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com im März 2018 insgesamt 1.500 webaktive Österreicherinnen und Österreicher im Alter von 14 bis 69 Jahren zum Thema „Müll“.