Bereits während der 70er Jahre führte Unternehmensgründer Norbert Rethmann im heimischen Selm erste Experimente zur Kunststoffverwertung durch. Er selbst entwickelte und optimierte über Jahre die Techniken zum Zerlegen, Reinigen und Verwerten von alten Abfallbehältern und Kanistern. 1982 ging er mit seinem neuen Produkt schließlich an den Markt.
Die heimische Waschmaschine und die Testanlage in Selm wurden erstmals durch industrielle Großanlagen ausgetauscht. Sie wurden in den zuvor erworbenen Plastikwerken Nordwalde in Betrieb genommen. Das Kunststoffrecycling aus dem Hause Rethmann, das bis heute den Namen seines ersten Standortes, nämlich Plano für Plastikwerke Nordwalde trägt, feierte zu dieser Zeit seine Geburtsstunde. Ein neuer Stoffkreis war erschlossen und Regranulate wurden plötzlich massentauglich. Andere Unternehmen der Branche beobachteten die Entwicklungen von REMONDIS. Sie versuchten daran anzuknüpfen, während sich die Ingenieure von RE Plano schon längst mit der Weiterentwicklung beschäftigte: 2 Millionen DM wurden in eine zweite Aufbereitungslinie mit Zerkleinerungs-, Wasch- und Trenntechniken, sowie in einen neuen Extruder investiert.
Dann machte die deutsche Bürokratie das Geschäft plötzlich zunichte. Rohre, Paletten, Abfallbehälter – sie alle unterliegen strengen DIN-Formen, die den Einsatz von Recyclingkunststoffen damals nicht zuließen. Zu uneben und nicht beständig genug seien die Produkte aus Rezyklaten, hieß es im Testergebnis. Ein Unding für Unternehmer Norbert Rethmann, der von der Qualität seines Produktes überzeugt war und deswegen nicht aufgab. Mit dem Zukauf des Lippewerks in Lünen wurde die Nische für Kunststoffgranulate aus Verpackungsfolien erstmals erschlossen. Die erste Anlage nahm 1996 ihren Betrieb auf. Dar Kunststoff war bis dahin einer der größten Erfolge für die Unternehmensgruppe – bis die Globalisierung für den zweiten Rückschlag sorgte. China machte mit Dumpingpreisen das Geschäft in kurzer Zeit defizitär, sodass 2005 beide Anlagen geschlossen werden mussten.
Während des Stillstands wurde in Lünen die Verwertungslinie optimiert. Die Anlage ging nach kurzer Zeit wieder in Betrieb. Der Standort in Nordwalde wurde verkauft. Der steigende Konsum und ein neues Vertriebskonzept konnten das Unternehmen schließlich aus dem Tief holen. Geschäftsführer Ralf Mandelatz ist heute stolz, dass RE Plano sich trotz allem am Markt halten konnte. „Die Vergangenheit können wir glücklicherweise hinter uns lassen. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Recyclingkunststoffen ist größer geworden und hat riesiges Potenzial“, sagt er. „Die Anwendungsbereiche werden erst jetzt in vielen Branchen erschlossen, das gibt uns Investitionssicherheit und stärkt auch unsere Position als Marktführer“, führt er mit Blick in die Zukunft fort. Außerdem gibt er zu bedenken, dass vor allem China, mit einem künftigen Importverbot für diverse Kunststoffe, noch einmal für turbulente Zeiten am Markt sorgen wird. „Wir werden also gezwungen sein, unsere Kunststoffe nicht nur selbst zu verwerten, sondern auch selbst wiedereinzusetzen“, fordert er die Industrie auf. Im Lippewerk in Lünen wird heute neben Polyethylen (HDPE) und Polypropylen (PP) auch Polyamid (PA) recycelt. Im kommenden Jahr erweitert sich das Angebot um die Kunststoffe Polystyrol (PS) und ABS aus dem Elektrorecycling, die auch zu hochwertigen Regranulaten weiterverarbeitet werden.