Die vorgeschlagenen Prämien zur Verschrottung von alten Dieselfahrzeugen werden von der Recyclingwirtschaft überwiegend positiv aufgenommen. Kai Lohmann, COO der Scholz Recycling GmbH, unterstützt das Engagement der Automobilindustrie: „Dies ist endlich ein Signal in Richtung der Verbraucher, die über viele Monate den Wert ihres alten Schätzchens schwinden sahen.“ Die Scholz Gruppe sieht durchaus Chancen für die Branche. Je mehr Fahrzeuge zurückgegeben bzw. gegen ein Neufahrzeug getauscht werden, desto mehr Altfahrzeuge könnten in die Shredderanlagen der Scholz Gruppe gelangen.
Gleichzeitig warnt der Geschäftsführer der Scholz Austria GmbH, Manfred Födinger, vor einem vermehrten Abfluss der Altfahrzeuge aus der EU: „Wird die Verschrottung der Fahrzeuge nicht zwingend an die Vorlage eines Verwertungsnachweises gebunden, fließen die Altautos ab.“ Erfahrungen der letzten Jahre – insbesondere in Deutschland und Österreich – hätten gezeigt, dass der Verwertungsnachweis als Beweis für eine Verwertung in zugelassenen Anlagen ein „zahnloser Tiger“ sei und in der Praxis keine Rolle spielt, dadurch gelangen immer mehr Altfahrzeuge zu nicht zugelassenen Anlagen oder werden illegal exportiert. Die Verantwortung für den Empfang eines Verwertungsnachweises liegt nun zwingend beim Hersteller, denn dort wird die Prämie ausgezahlt. Ob die Hersteller überhaupt den Entsorgungsweg einschlagen oder die Altfahrzeuge ins Ausland verkauft werden, ist offen. Bisher haben lediglich VW und Opel angekündigt, die Altfahrzeuge über zertifizierte Verwerter verschrotten zu lassen.
In Deutschland sind insgesamt knapp 6,5 Mio. Dieselfahrzeuge zugelassen, die nur die Schadstoffnormen 1-4 einhalten. Derzeit ist nicht abzusehen, wie viele Fahrzeughalter tatsächlich von den „Umstiegs- oder Wechselprämien“ Gebrauch machen. Schließlich können die vorgeschlagenen Summen von 2.000 bis zu 10.000 € – geknüpft an Schadstoffklasse und Modell – durchaus Anreiz für den Neukauf eines Fahrzeugs sein.
Wenn nur ein kleiner Teil der alten Dieselmodelle in Deutschland oder Österreich verwertet würde, hätte dies ähnliche Effekte wie zu Zeiten der Abwrackprämie in 2009, die zur Ankurbelung der Automobilkonjunktur erlassen wurde: „In 2009 ist ein Vielfaches an Altfahrzeugen in die Demontage und Shredderanlagen gelangt, dadurch konnten sie hochwertig verwertet werden. Die zurückgewonnenen Rohstoffe wurden überwiegend dem europäischen Markt wieder zugeführt,“ sagte Lohmann dazu. Damit auch in 2017 die „Verschrottungsprämie“ ein Erfolg für Verbraucher, Umwelt und Industrie wird, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen.