„Die geplanten Maßnahmen der Europäischen Kommission hinsichtlich Design und Innovationen für die Kreislaufwirtschaft werden dazu beitragen, das Recycling von Materialien wie Stahl, Edelmetalle oder Kunststoffe zu steigern“, sagte Artemis Hatzi-Hull, in der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission zuständig für den Bereich Abfallentsorgung, bei der Pressekonferenz zum Internationalen Automobil-Recycling Kongress IARC 2016 in Berlin.
Hatzi-Hull zeigte sich überzeugt, dass mit dem neuen Kreislaufwirtschaftspaket noch weitere positive Effekte verbunden sein werden. Sie verwies unter anderem auf die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung des Öko-Designs, die darauf abzielen, die Haltbarkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten zu verbessern. Darüber hinaus erwartet sie, dass neue fortschrittliche Technologien positive Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Recyclingwirtschaft haben werden.
Zustimmung für das neue Kreislaufwirtschaftspaket kommt auch von der Automobilindustrie.Dr. Tobias Bahr, Environmental Policy Director bei der European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) machte bei der Pressekonferenz deutlich, dass die Automobilindustrie das Konzept der Kreislaufwirtschaft bereits in der Produktentwicklung, der Herstellung und in einer Reihe von neu angebotenen Serviceleistungen verankert hat.
Bahr sprach sich für einen ganzheitlichen, den kompletten Lebenszyklus umfassenden Ansatz aus. Ein solcher Ansatz sei gegenüber einer isolierten Betrachtung von ressourceneffizienten Aspekten am Ende der Produktlebensdauer vorzuziehen. Bei den meisten Automobilen sei die Gebrauchsphase des Fahrzeugs vorherrschend, sie mache rund 80 Prozent der Umweltbilanz aus. Die Nutzungsphase habe die stärkste Auswirkung auf die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs sowie den Verbrauch fossiler Ressourcen. Die Umwelteffekte am Ende des Produktlebenszyklus‘ hingegen machen nur einen Anteil von rund einem Prozent aus.
Der ACEA-Vertreter bestätigte, dass die Behörden mit der EU-
Altauto-Richtlinie einen wichtigen Schritt unternommen haben, ein konsistentes regulatorisches Rahmenwerk zu schaffen. Allerdings weise die Umsetzung bislang noch Defizite aus. ACEA setze sich dafür ein, einheitliche Wettbewerbsbedingungen in der Automobil-Recyclingindustrie zu schaffen, erklärte Bahr. Dazu zähle eine EU-weite Pflicht für ein Abmeldesystem verbunden mit einer Nachweispflicht für eine ordnungsgemäße Entsorgung von Altfahrzeugen mit entsprechendem Monitoring.
Handlungsbedarf gibt es auch nach Auffassung von Dr. Kay Oppat, Chief Operation Officer (COO) des deutschen Metallrecyclingkonzerns Scholz. Noch immer sei die Zahl der Exporte von Altfahrzeugen mit unbekanntem Verbleib zu hoch, erklärte er bei der Pressekonferenz. Dadurch gingen der Recyclingwirtschaft große Mengen an Rohstoffen verloren. Notwendig seien deshalb neue Ansätze, um die Erfassung von Altfahrzeugen in Europa zu verbessern.
Aber auch die EU-Altauto-Richtlinie ist aus Sicht von Oppat unzureichend. Nötig seien unter anderem neue und klare Definitionen für den Begriff ‚Altfahrzeug‘. Ferner müsstenfinanzielle Anreize für ein Rücknahmesystem gesetzt und die Beweispflicht für den Exporteureingeführt werden, dass es sich bei der Ausfuhr tatsächlich um ein Gebrauchtfahrzeug handelt. Und auch der Austausch zwischen Hersteller, Letztbesitzer der Altautos und Recycler müsste transparenter gestaltet werden.
Letztlich fordert Oppat auch eine praxisnahe Plattform aus relevanten Vertretern, die aktuell bestehende Probleme gemeinsam lösen und damit durch faktische Veränderungen auch wichtige Impulse für die Gesetzgebung erzeugen. Mögliche Themen skizzierte Oppat ebenfalls: Etwa die Erfüllung von Recyclingquoten für Elektroautos. Aber auch das Recycling von Altfahrzeugen mit einem hohen Anteil von Kohlenstofffasern sei eines der künftigen Handlungsfelder.