Die thermische Behandlung von Abfällen bleibt laut Ecoprog auf dem Vormarsch. Derzeit sind weltweit rund 2.200 Müllverbrennungsanlagen in Betrieb. Berücksichtigt man auch Anlagenstilllegungen, so würden in 10 Jahren insgesamt geschätzt knapp 2.500 Anlagen mit einer Kapazität von 385 Millionen Tonnen Behandlungskapazität in Betrieb sein. dabei bleibe China Wachstumsmotor, aber andere asiatische Schwellenländer holten auf. In Europa steige die Nachfrage erst mittelfristig.
Steigende Abfallmengen machen vor allem den Schwellenländern zu schaffen, führt die Meldung weiter aus. Zudem führe die Verstädterung zu einer sinkenden Verfügbarkeit von Flächen für die Abfalldeponierung. Auch eine zunehmend striktere Abfallgesetzgebung lasse den Bedarf in der Abfallverwertung weiterhin anhalten. Allein in den vergangenen 5 Jahren ist die globale Kapazität in der Abfallverbrennung um über 25 Prozent gestiegen.
Asien bleibt die Boom-Region für die thermische Abfallverwertung. Allein im Wachstumsmarkt China werden derzeit rund 30 neue Müllverbrennungsanlagen pro Jahr gebaut. Aber auch in anderen Regionen wie Indien, dem Mittleren Osten, Malaysia, Vietnam oder Indonesien wird die thermische Verwertung von Abfällen zunehmend zu einer Option. Der Markt für die thermische Abfallverwertung wird sich insgesamt weiter globalisieren, erwartet Ecoprog.
In Europa hingegen stagnieren in den letzten Monaten die Projektvergaben auf niedrigem Niveau. Das werde sich in den kommenden 2 bis 3 Jahren auch nicht ändern. Zwar werden in Großbritannien und Polen bis 2017 rund 25 Müllverbrennungsanlagen neu in Betrieb gehen, in anderen Ländern gibt es aber nur vereinzelte Projekte. Insgesamt soll die Zahl der neu errichteten Kapazitäten zwischen 2014 und 2018 im Vergleich zum Zeitraum von 2009 bis 2013 um rund 30 Prozent sinken.
Ecoprog-Geschäftsführer Mark Döing erwartet erst mittelfristig ein Umschwenken des europäischen Markts. „Die zukünftige Nachfrage in Europa hängt nicht mehr nur vom Neubau-, sondern zunehmend auch vom Erneuerungsgeschäft ab“, meint er. „Vor allem in Deutschland werden die kommunalen Restmüllausschreibungen bis 2020 zwar auch zu Anlagenstilllegungen führen, an anderer Stelle wird dafür die Investitionssicherheit für Erneuerungen geschaffen. Es wird aber noch dauern, bis hieraus erste Vergaben entstehen. In den kommenden 2 bis 3 Jahren bleibt das Vergabegeschehen für viele Anlagenbauer in Europa schwierig.“
Langfristig sorge die Abfallpolitik der EU weiterhin für eine steigende Nachfrage. Bis 2020 müssen zahlreiche Länder weitere Stufen der Deponierichtlinie sowie die Recyclingziele der Abfallrahmenrichtlinie umsetzen. Für die Zeit nach 2020 wünscht sich die EU-Kommission ein EU-weites Deponieverbot.
Technisch bleibe die Abfallvergasung ein Reizthema. Während die Technologie vor allem im deutschsprachigen Raum als gescheitert gilt, erlebt sie in neuen Märkten ein Comeback. In den Vereinigten Arabischen Emiraten soll eine neue Vergasungsanlage mit einer Kapazität von knapp 500.000 Jahrestonnen errichtet werden. Im englischen Tees Valley baut der amerikanische Anbieter Alter NRG eine Plasmavergasungsanlage für die Behandlung von knapp 400.000 Tonnen Restmüll pro Jahr. Dieses Projekt ist laut Ecoprog die weltweit erste großtechnische Anlage für die Restmüllbehandlung, die Plasmavergasung einsetzt.
Mit der Globalisierung des Waste-to-Energy-Markts haben sich in den vergangenen Jahren auch die Player der Branche internationalisiert. Viele führende europäische Anlagenbauer gehören inzwischen zu asiatischen Muttergesellschaften. Gleichzeitig engagieren sich vor allem chinesische Betreiber und Anlagenbauer zunehmend in Schwellenländern.
Die neu erschienene Untersuchung „Waste to Energy 2014/2015“ von Ecoprog erscheint in siebter Auflage. Das Unternehmen bezeichnet sie als die weltweit umfangreichste Datensammlung zum Thema thermische Abfallverwertung.