„Wer mehr Recycling will, muss die billige Abfallbeseitigung in Müllverbrennungsanlagen stoppen.“, das machte Bernhard Reiling, Präsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung gestern vor der Presse in Bonn deutlich. Nach Meinung des bvse ist jetzt die Politik gefordert „deutliche Impulse“ zu setzen, ansonsten werde es keinen weiteren Fortschritt geben und das Ziel der 100-prozentigen Kreislaufwirtschaft auf absehbare Zeit nicht erreicht werden können.
Auf den Spotmärkten werden teilweise kaum mehr als 30-40 Euro/Tonne für die Verbrennung von Abfällen ohne Aufbereitung verlangt. Dieses Preisniveau ist viel zu niedrig, als dass eine Sortierung zur stofflichen Verwertung oder die qualifizierte Aufbereitung zu hochwertigen Sekundärbrennstoffen wirtschaftlich darstellbar wären. Notwendig wäre aus Sicht des bvse ein Preis von etwa 100 Euro pro Tonne.
Reiling: „Wenn das Problem nicht gelöst wird, werden auch schärfere gesetzliche Regelungen keinen Erfolg haben. Unsere Forderung ist klar: Deutschland muss seine MVA-Überkapazitäten in den nächsten Jahren um mindestens 25 Prozent reduzieren.“
Der Verband legte einen Maßnahmenkatalog vor, der eine umfassende Bestandsaufnahme der vorhandenen und geplanten MVA-Kapazitäten beinhalten soll. Außerdem sollen dort konkrete Kapazitäts-Abbauziele und ein verbindlicher Zeitplan festgeschrieben werden.
Nach Meinung des bvse müssten in einem ersten Schritt Verbrennungslinien stillgelegt werden, bei denen sowieso eine millionenschwere Anlagenüberholung ansteht oder die technisch überholt sind. Außerdem sollte die Schaffung zusätzlicher MVA-Kapazitäten nicht mehr genehmigt werden. Auch eine staatliche Förderung zum Abbau der vorhandenen MVA-Überkapazitäten oder die Einführung einer Verbrennungsabgabe (vgl. Österreich), zieht der bvse in Erwägung, um „schneller zum Ziel“ zu kommen.