Konjunktur zieht erst 2013 wieder leicht an

Die deutsche Wirtschaft wird durch die Eurokrise belastet. Daher werde die konjunkturelle Expansion vorerst schwach bleiben und erst im Verlauf des kommenden Jahr wieder leicht anziehen. Das erwarten verschiedene Wirtschaftsinstitute in einer Gemeinschaftsdiagnose.

Die an der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose beteiligten Institute prognostizieren eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent für das Jahr 2012 und um 1,0 Prozent für das Jahr 2013. Die Lage am Arbeitsmarkt werde sich dabei vorerst noch verschlechtern, die Zahl der Arbeitslosen werde 2013 geringfügig auf 2,9 Millionen steigen. Das Budget des Staates werde sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr annähernd ausgeglichen sein. Kritisch sehen die Institute das Programm der EZB, Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen. Damit steige die Inflationsgefahr.

Die Notenbanken in den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften hätten im Spätsommer auf die neuerliche Zunahme von Pessimismus auf den Finanzmärkten und die Eintrübung der konjunkturellen Aussichten reagiert, indem sie neue Wertpapierkäufe angekündigt hätten, die im Fall der EZB und der Fed diesmal im Umfang nicht begrenzt wurden wie es in der Gemeinschaftsprognose der Wirtschaftsinstitute lautet. Auf den Finanzmärkten habe sich die Stimmung in der Folge erst einmal verbessert. Dass es der Geldpolitik dadurch gelingt, die Konjunktur zu beleben, stellen die Institute aber in Frage.

Ob etwa die EZB die Finanzierungsbedingungen für öffentliche und private Schuldner in den Krisenländern nachhaltig verbessern könne, werde wohl wesentlich davon abhängen, ob die Wirtschaftspolitik es schaffe, dass Finanzinvestoren, Unternehmen und Haushalte Vertrauen in die Reform- und Konsolidierungsanstrengungen im Euroraum fassen. In diesem Fall werde die Finanzpolitik zwar – wie fast überall sonst in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften auch – stark dämpfend wirken, so das ifo Institut. Doch bestehe dann die Aussicht, dass die Unsicherheit, die die wirtschaftliche Aktivität in den Krisenländern derzeit lähmt, zurückgehe.

Weltwirtschaft wird bis Ende 2013 verhältnismäßig langsam expandieren

Unter dieser Voraussetzung dürfte sich die Konjunktur im Euroraum allmählich stabilisieren, erwarten die Institute. Nach einem Rückgang um 0,5 Prozent in diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr aber kaum mehr als stagnieren. In den USA werde die Nachfrage im kommenden Jahr durch eine stark restriktive Finanzpolitik gedämpft werden. Die gesamtwirtschaftliche Produktion in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften insgesamt dürfte so in beiden Jahren mit einer Rate von 1,2 Prozent nur sehr schwach zunehmen.

In den Schwellenländern werde sich die wirtschaftliche Expansion im nächsten Jahr voraussichtlich leicht beschleunigen. Insbesondere für China sei davon auszugehen, dass die Regierung den zuletzt eingeschlagenen Kurs fortsetzt und den Expansionsgrad ihrer Politik so lange ausweitet, bis die Konjunktur deutlich anzieht. Alles in allem werde die Weltwirtschaft bis Ende 2013 verhältnismäßig langsam expandieren; die Weltproduktion dürfte in diesem Jahr um 2,3 Prozent und im nächsten Jahr um 2,5 Prozent zulegen. Der Welthandel belebe sich dabei nur wenig. Nach einem Zuwachs von lediglich 2,1 Prozent in diesem Jahr werde er auch im nächsten Jahr mit einer Rate von 3,8 Prozent in einem im längerfristigen Vergleich mäßigen Tempo steigen.

Der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose gehören an:
ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
in Kooperation mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel
bei der Mittelfristprojektion in Kooperation mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim

Institut für Wirtschaftsforschung Halle
in Kooperation mit Kiel Economics

Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien

Die Langfassung der Prognose finden Sie unter:
http://www.cesifo-group.de/ifoHome/facts/Forecasts/Gemeinschaftsdiagnose/Archiv/Gemeinschaftsdiagnose-20121011.html

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