Lau Wirtschaftsverband spielten dabei gleich mehrere Faktoren hinein. So hätten einerseits einzelne europäische Stahlhersteller inzwischen auf die Abkühlung der Stahlkonjunktur mit Produktionskürzungen reagiert – eine Entwicklung, die teilweise zu einem deutlich reduzierten Zukaufsbedarf beim Stahlschrott geführt habe. Andererseits sei aber der Entfall an Neuschrotten nach wie vor stabil, da viele Unternehmen in der Verarbeitenden Industrie (insbesondere die Hersteller im Bereich der Automobilindustrie) derzeit noch gut beschäftigt seien. Dieses Marktszenario habe sich in der Preisentwicklung deutlich niedergeschlagen.
Die Entwicklung auf den übrigen europäischen Stahlschrottmärkten sei im Oktober ähnlich wie in Deutschland verlaufen, wobei Preisrückgänge von durchschnittlich etwa 5 bis 20 Euro pro Tonne gemeldet worden seien, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl schreibt. Hierbei werde ganz allgemein von einer schwächeren Nachfrage und steigenden Beständen beim Handel berichtet. Vergleichbar mit der Situation in Deutschland habe auch auf den meisten EU-Märkten die hohe Materialverfügbarkeit zu einem deutlichen Preisdruck geführt.
Auch in der Türkei verlief das Geschehen auf dem Schrottmarkt im Oktober eher ruhig. Hierbei sind laut Wirtschaftsvereinigung Stahl die Schrottpreise, die lange Zeit stabil waren, um etwa 10 bis 15 US-Dollar je Tonne zurückgegangen. Die wesentliche Ursache dafür sieht die Wirtschaftsvereinigung Stahl in der schwierige Lage auf der Absatzseite bei den Langprodukten, wo sich die türkischen Stahlhersteller mit einer schwachen Nachfrage und fallenden Preisen konfrontiert sähen. Presseberichten zufolge hat sich hierbei die Lage sowohl auf dem Inlands- wie auch auf den Exportmärkten spürbar verschlechtert. Dies habe sich bei den Aktivitäten im Tiefseemarkt deutlich niedergeschlagen.
Angesichts der unsicheren Absatzaussichten bei den Stahlfertigprodukten sei bei den Werken generell ein ausgesprochen vorsichtiges Einkaufsverhalten zu beobachten gewesen, wobei in der Regel nur die Exporteure mit den günstigsten Angeboten (insbesondere aus der Schwarzmeerregion) zum Zuge gekommen seien. Das taktische Einkaufsverhalten der türkischen Stahlhersteller, die nach kurzen Kaufintervallen erneut längere Kaufzurückhaltung geübt hätten, habe in der zweiten Oktoberhälfte die Notierungen im Tiefseemarkt weiter nach unten gedrückt. Für Angebote von europäischen Händlern und US-Exporteuren wurden laut Wirtschaftsvereinigung Stahl bei der Sorte HMS 1/2(80:20) im späten Oktoberverlauf Notierungen um die 425 bis 430 US-Dollar je Tonne CFR gemeldet.
Spürbare Abkühlung am Stahlmarkt hinterlässt deutliche Spuren
Hinsichtlich der weiteren Aussichten beim Stahlschrott ist vor allem auf den deutlichen Stimmungswandel hinzuweisen. So hätte die wachsende Besorgnis über die negativen Auswirkungen der anhaltenden Euro-Schuldenkrise sowie zunehmende Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung zu einer deutlichen Verunsicherung im Kreis der Marktbeteiligten geführt, berichtet die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Vor allem die spürbare Abkühlung am Stahlmarkt habe inzwischen deutliche Spuren hinterlassen.
In Markt- und Analystenkreisen gebe es daher eine breitere Erwartungshaltung, dass die Schrottnachfrage auf dem EU-Markt in den kommenden Wochen eher schwach bleiben dürfte. Auch die Türkei als dominierender Marktfaktor muss sich mit einer anhaltend schwierigen Absatzlage bei den Langprodukten auseinandersetzen. In Markt- und Analystenkreisen gebe es aber insgesamt eine breitere Erwartungshaltung, dass die türkischen Werke trotz der zuletzt negativen Aussagen nach wie vor einen relativ hohen Schrottbedarf hätten und für die Bestandsauffüllung bald wieder Schrott zukaufen müssten. Allerdings bleibe der internationale Handelsmarkt anfällig für weitere Rückschläge.
In dem stark durch Unsicherheiten geprägten Marktumfeld sind Voraussagen zur weiteren Entwicklung am Schrottmarkt generell sehr schwierig, gibt die Wirtschaftsvereinigung zu bedenken. Insgesamt überwiegen derzeit aber Einschätzungen, dass beim Stahlschrott mit einer nachhaltigen Verbesserung der Marktlage im restlichen Jahresverlauf 2011 kaum zu rechnen sei.