Energie- und Klimapolitik sei ein ökonomisches und technisches Gestaltungsthema. Nur die Industrie könne die zur Bewältigung der Energiewende benötigten Lösungen liefern. Eine schleichende Deindustrialisierung dürfe es nicht geben, erklärte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl weiter. Neben der wirtschaftlichen Verflechtung bestehe in Deutschland ein einzigartiges Forschungsnetzwerk „Stahl“, das Produktions- und Produktinnovationen mit anstoße und unterstütze. Die aus dieser Zusammenarbeit resultierende Innovationskraft und Zukunftsorientierung sei eine einzigartige Stärke des Standorts Deutschland. Sie sei auch eine Voraussetzung dafür, dass die Energiewende gelingen kann. „Das Ausland beneidet uns um diese intakten Wertschöpfungsketten und den engen Forschungsverbund. Die Politik sollte daher die Werkstoffforschung stärker fördern“, so Kerkhoff.
Ein gutes Drittel der CO2-Einsparungspläne der Bundesregierung ließe sich nur mit Hilfe von innovativem Stahl verwirklichen, wie eine Studie von Boston Consulting zeige. Werkstoffe seien unverzichtbar für neue Mobilitätskonzepte, die Ertüchtigung der Infrastruktur und eine nachhaltige Produktion. Hinzu komme ein Vorteil, bei dem Stahl vor allen anderen Werkstoffen punkten kann: Durch seine nahezu unbeschränkte Recyclingfähigkeit könnten Ressourcen geschont und Emissionen vermieden werden. Für die Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Werkstoffs müsse der gesamte Lebenszyklus betrachtet werden. Stahl zeige gerade dann seine Stärken, wenn Erzeugung, Bauteilherstellung, Nutzungszeit und Recycling insgesamt analysiert werden.
Die Stahlindustrie benötigt eine kostengünstige und sichere Energieversorgung. „Um ihre Rolle als Impulsgeber und Innovationstreiber weiter ausfüllen zu können, braucht die Basisindustrie Stahl geeignete politische Rahmenbedingungen. Nur so kann sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsstärke erhalten“, sagte Kerkhoff bei der Vorstellung des 5-Punkte-Programms. „Es hilft weder der deutschen Wirtschaft noch dem Weltklima, wenn ausgerechnet die Stahlwerke in Deutschland mit ihrer herausragenden Energie- und Ressourceneffizienz aus dem Markt gedrängt werden.“ Reißen die Wertschöpfungsketten, ginge wertvolle Problemlösungskompetenz verloren.
Die Energiekosten für energieintensive Industrien wie die Stahlindustrie müssten daher im weltweiten Vergleich auf ein konkurrenzfähiges Niveau gesenkt werden. In den vergangenen sieben Jahren sind die Stromkosten der Stahlindustrie um 80 Prozent gestiegen. Jeder Cent, um den sich der Strompreis je Kilowattstunde weiter erhöhe, verteuere die Energiekosten der Stahlunternehmen in Deutschland um 170 Millionen Euro.