ZRE-Geschäftsführer Johannes Lackmann: „Die Erschließung von Primärrohstoffen allein reicht heutzutage nicht mehr aus. Vielmehr müssen wir die Lücken bei der Rohstoff-Rückgewinnung stopfen. Die Kreislaufwirtschaft muss eine tragende Säule der Rohstoff- und Ressourcensicherung werden.“ Doch für die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Elektrogeräten bräuchte es zusätzliche Anreize. „Sonst wandern alte Handys weiterhin in die Schublade oder zur Deponie.“
In Zukunft müsse sichergestellt werden, dass Elektro-Altgeräte entlang der ganzen Prozesskette in modernen, zertifizierten Recyclingbetrieben verarbeitet werden und nicht über dubiose Exporte in Entwicklungs- und Schwellenländern Mensch und Natur gefährden, so Lackmann. Zudem sollten Handyverträge nicht automatisch alle zwei Jahre die Anschaffung eines neuen Gerätes vorsehen. Handys hielten heute länger als zwei Jahre.
Ende des Jahres 2010 werden weltweit seit Mitte der Neunziger Jahre erstmals zehn Milliarden Handys verkauft worden sein. Das hat das Materialtechnologie-Unternehmen Umicore aus dem hessischen Hanau berechnet. Auch wenn in jedem einzelnen Telefon nur kleinste Mengen an Metallen verbaut sind – der gesamte Rohstoffeinsatz in den Geräten ist enorm: „Alleine in den 1,3 Milliarden verkauften Handys im Jahr 2008 sind rund 325 Tonnen Silber, 31 Tonnen Gold, 12 Tonnen Palladium und 12.000 Tonnen Kupfer verarbeitet worden“, erklärt Christian Hagelüken, Rohstoffrecycling-Experte bei Umicore. Addiere man die Metallmengen aus den Computern hinzu, die allein im Jahr 2008 verkauft wurden, machen beide Gerätegruppen etwa 3 Prozent der Silber- sowie 4 Prozent der Goldproduktion dieses Jahres aus, so Hagelüken. „Beim Palladium sind es gar 16 Prozent und die für die Produktion von Handy-und Laptop-Akkus verwendete Menge Kobalt von 14.000 Tonnen entspricht rund 20 Prozent der Weltminenproduktion im Jahr 2008.“
Um 5 Gramm Gold aus Erz zu gewinnen, muss eine Tonne Erzgestein ausgebeutet werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Eine Tonne Althandys enthält rund 60mal mehr Gold als eine Tonne Golderz. Entsprechend groß sind Energieverbrauch, CO2-Fußabdruck und Umweltbelastung durch den Bergbau.
Dazu verschwinden Altgeräte und Elektroschrott – wenn sie überhaupt entsorgt werden – immer noch häufig auf Mülldeponien oder in minderwertigen Recycling-Prozessen. Auch werden alte oder defekte Elektrogeräte oft über dubiose Kanäle in Entwicklungs- und Schwellenländer verkauft – massive Umwelt- und Gesundheitsschäden bei den Menschen vor Ort sind die Folge.