Nachdem das Bundesumweltministerium im Juni den lang erwarteten Entwurf der Strategie veröffentlicht hatte, soll die geplante Verabschiedung im Kabinett noch im Herbst erfolgen. Unter der Frage, wie die Strategie jetzt effektiv umgesetzt werden kann, hatte der BDE am gestrigen Donnerstagabend zu einem Parlamentarischen Abend unter dem Titel „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie – Wie Wirtschaft und Politik gemeinsam die Potenziale für Rohstoffsicherheit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit heben können“ eingeladen.
Eröffnet wurde der Abend in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin von BDE-Präsidentin Anja Siegesmund: „Eine kluge Regulatorik schafft Märkte. Für eine zukunftssichere Rohstoffversorgung und mehr Klimaschutz brauchen wir klare politische Rahmenbedingungen und einen verbesserten Gesetzesvollzug. Der BDE setzt sich deshalb bei der Umsetzung der NKWS besonders für Mindesteinsatzquoten von Rezyklaten ein, die Investitionen in eine bessere Recyclinginfrastruktur fördern. Außerdem braucht es eine öffentliche Hand, die eine Verwendung von Recyclingrohstoffen bei Ausschreibungen von Anfang an mitdenkt und berücksichtigt. So kann unsere hochinnovative und gleichzeitig traditionsbewusste Branche weiterhin der Motor für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa bleiben. Nur so können wir ihr volles Potenzial für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, für Rohstoffsicherung und Klimaschutz heben.“
Anschließend hielt die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann aus dem für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie federführend verantwortlichen Bundesumweltministerium eine Keynote. Mit der NKWS solle ein Rahmen geschaffen werden, der die rohstoffpolitisch relevanten Strategien der Bundesregierung zusammenführt, um den primären Rohstoffbedarf zu senken. Um dies erreichen zu können, setze die NKWS auf vier strategische Leitziele. Bis 2045 solle der Pro-Kopf-Verbrauch neuer Rohstoffe auf acht Tonnen gesenkt werden. Der Anteil an Sekundärrohstoffen müsse bis 2030 verdoppelt und die Abhängigkeit von Importen verringert werden. Zudem werde angestrebt, die Abfallmenge pro Kopf um 20 Prozent zu reduzieren.
In einem anschließenden Praxisimpuls ging BDE-Vizepräsident Herwart Wilms, Geschäftsführer der REMONDIS Sustainable Services GmbH, auf die Kreislaufwirtschaft als zentralen Baustein für zukunftsfähiges Wirtschaften und nachhaltiges Wachsen ein: „Echte Kreislaufwirtschaft beginnt nicht im Abfall, sondern in guten Produkten, die „designed for recycling“ sind und einen Mindestanteil an Recyclingrohstoffen enthalten. Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn industriellen Recyclingrohstoffen und klimaneutral hergestellten Produkten bei der Beschaffung der Vorzug gegeben wird. Dafür brauchen wir die Umsetzung der Vorhaben aus dem Kapitel Kreislaufwirtschaft des Koalitionsvertrags.“
Es folgte eine Paneldiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Judith Skudelny (FDP), Björn Simon (CDU/CSU), Michael Thews (SPD) und Jürgen Kretz (Bündnis 90/Die Grünen) zusammen mit den Wirtschaftsvertretern Dr. Claas Oehlmann (Circular Economy Initiative des BDI) sowie Herwart Wilms unter der Moderation von Anja Siegesmund.
Konsens besteht darin, dass Deutschland ein neues Ressourcenverständnis benötigt, das auf mehr Rohstoffunabhängigkeit, weniger Energieeinsatz und deutlich reduzierte CO2-Emissionen setzt. Dies stärkt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, sondern leistet einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Damit die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft erfolgreich gelingen kann, muss die NKWS konsequent und praxistauglich umgesetzt werden.