Kollaps des Alttextilmarktes in Europa

Der europäische Markt für Alttextilien steht laut der Gemeinschaft für Textile Zukunft vor einem beispiellosen Einbruch.
Rudolpho Duba, pixelio.de

Die Kombination aus einem massiven Überangebot an gebrauchten Textilien und sinkender Nachfrage in traditionellen Exportmärkten hat die Branche in eine schwere Krise gestürzt.

Ein weiterer Faktor, der zur aktuellen Situation beigetragen hat, ist der rapide Preisverfall für Alttextilien bei steigenden Kosten für die Erfassung und Verwertung. Viele Unternehmen, die bisher von der Sammlung und dem Export dieser Materialien gelebt haben, sehen sich nun gezwungen, ihre Aktivitäten einzuschränken oder ganz einzustellen.

„Die aktuelle Krise ist weitaus bedrohlicher als zu Corona-Zeiten, da der damalige Zusammenbruch externen Gründen geschuldet war und wir nun über einen branchenbedingten Systemkollaps sprechen müssen“, erklärt Rainer Binger, COO der Boer Group. „Die bisherigen Kapazitäten reichen jetzt schon nicht mehr aus, um die Mengen von Original- als auch Fertigwaren zu bewältigen. Insofern stellt sich vor dem Hintergrund der angestrebten Veränderungen, angefangen mit der Getrennterfassung, der inländischen Verwendung von Secondhand, einer Produktverantwortung inkl. Recyclingprozessen sowie einem Faser-zu-Faser-Einsatz in Neuprodukten die Frage: Wie und durch wen sollen diese Visionen finanziert werden“.

„Es bedarf jetzt erst einmal Maßnahmen, die Kapazitäten zu erhalten und kostendeckend auszubauen, sowie schnell neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen, um die Produzentenverantwortung umzusetzen und Anreize für nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu schaffen. Gleichzeitig sind weiterhin Investitionen in innovative Recyclingtechnologien und -infrastrukturen unerlässlich, aber es müssen auch Märkte für diese Produkte geschaffen werden!“

„Dies ist ein Weckruf für die Politik“, ergänzt Reinhold Thate, Geschäftsführer der Geotex Recycling AG. „Wenn wir nicht sofort handeln, könnten die Folgen für alle Beteiligten existenziell sein. Wir brauchen eine umfassende Strategie, die sowohl kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes für Alttextilien als auch langfristige Lösungen zur Förderung einer nachhaltigen Textilwirtschaft umfasst.“

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