Je Fahrzeug können so im Schnitt rund 982 kg Wertstoffe verwertet werden. Das passiert allerdings nur mit knapp 40.000 der insgesamt rund 200.000 Altautos, die jährlich in Österreich anfallen. Der Rest –160.000 Stück – verschwindet meist illegal im Ausland. Das muss sich ändern, fordert der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe.
Fahrzeuge, die nicht mehr verkehrs- oder betriebssicher sind bzw. bei denen die Reparaturkosten den Zeitwert übersteigen, werden als Altfahrzeuge eingestuft. Laut aktuellen Zahlen werden aber nur 20 Prozent davon in Österreich recycelt. Dadurch entgehen der österreichischen Kreislaufwirtschaft wertvolle Metalle wie Stahl, Aluminium, Messing und Kupfer im Wert mehrerer Millionen Euro, warnt der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). Die Abfall- und Ressourcenbranche ruft dazu auf, Altautos in Österreich kostenlos bei den Herstellern oder Importeuren zu entsorgen. Nur so können sie ordnungsgemäß in österreichischen Anlagen verwertet werden. Neben den Altmetallen wie Stahl sind Textilabfälle wie Autositze oder Gurte, aber auch Kunststoffabfälle wie Armaturen, Türverkleidungen, Scheinwerfer, Griffe oder Tanks von großem Nutzen für die österreichische Wirtschaft. Die EU arbeitet bereits daran, mittels einer neuen Verordnung die Grundlage für effizienteres Recycling von Altfahrzeugen in Europa – und somit auch in Österreich – zu legen.
Hersteller und Importeure sind zur kostenlosen Rücknahme verpflichtet
Seit 2002 gibt es das Altfahrzeug-Gesetz, welches Hersteller und Importeure verpflichtet, alle Altfahrzeuge ihrer Marke kostenlos zurückzunehmen. Für Konsument:innen heißt das: Altautos müssen in einer der 4.000 Rücknahmestellen abgegeben werden, die berechtigt sind, Fahrzeuge kostenlos zurückzunehmen. Wer sein Altauto unter der Hand für wenig Geld verkauft, trägt zum illegalen Abfallexport bei. Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB: „Illegaler Abfallexport ist kein Kavaliersdelikt und schadet den Steuerzahler:innen wie der Umwelt gleichermaßen.“ In Österreich korrekt entsorgte Altautos tragen maßgeblich zur Sicherung von wertvollen Ressourcen bei.
Per Hand werden 226 kg Altstoffe dem Fahrzeug entnommen
Fachbetriebe entfernen zunächst alle Gefahrstoffe. Dazu zählen Öle, Bremsflüssigkeit, Benzin und Kühlmittel. Auch die Batterie wird entfernt, denn diese ist vom Kunststoff bis zum Blei nahezu vollständig recycelbar. Anschließend werden die Airbags gesprengt sowie weitere Teile wie Scheinwerfer, Motor oder Türen entfernt. Im Durchschnitt werden nach Übergabe an einen Recyclingbetrieb einem Altfahrzeug 226 kg an Altstoffen entnommen, dazu gehören neben Reifen und Getriebe auch LCD-Anzeigen, Felgen oder die Lichtmaschine. Davon werden 216 kg stofflich und 9 kg thermisch verwertet. Jüly: „Ein Altreifen zum Beispiel – egal ob Schubkarren-, Auto- oder Lkw-Reifen –besteht aus besonders widerstandsfähigen Wertstoffen wie Kautschuk, Stahl und Nylon. Diese Stoffe können wir umweltfreundlich und ressourcenschonend recyceln.“
Schredderanlage trennt übrige Wertstoffe
Was vom Altauto dann noch übrig bleibt, wandert in die Schredderanlage. Rund die Hälfte des Autogewichts besteht aus Stahl. Insgesamt haben Altfahrzeuge jedoch eine sehr heterogene, komplexe Zusammensetzung und bestehen insgesamt aus rund 10.000 Einzelteilen und 40 verschiedenen Werkstoffen. Jüly: „Die Hauptaufgabe des Schredders ist es, Stoffe zu trennen. Leichte Materialien, wie Polster- und Kunststoffreste, werden abgesaugt und in einem Container gesammelt. Weitere, sogenannte Shredderrückstände, werden in einem Kraftwerk thermisch verwertet, wodurch Strom und Fernwärme aus Abfall produziert wird.“ Letztlich werden die übrigen Metalle wie Stahl, Stahl, Aluminium, Messing und Kupfer zuerst automatisch, anschließend per Hand getrennt. Dadurch können im Schnitt weitere 548 kg Altstoffe recycelt werden, 111 kg werden verbrannt. Insgesamt sind 85 Prozent eines Altautos stofflich verwertbar (thermische Verwertung: weitere 12 %).
EU arbeitet an neuer Verordnung für besseres KFZ-Recycling
Die EU-Kommission hat die bestehenden Regeln für die Wiederverwendung, Recycling und Verwertung von Fahrzeugen überarbeitet und eine einzige Verordnung vorgeschlagen. Damit will sie den Zugang zu Ressourcen für die Wirtschaft der Mitgliedsstaaten verbessern und zu den Umwelt- und Klimazielen der EU beitragen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen bis 2035 Nettoeinnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro generieren, eine jährliche Verringerung der CO₂-Emissionen um 12,3 Millionen Tonnen bis 2035 sowie eine verstärkte Rückgewinnung kritischer Rohstoffe ermöglichen.