Mit dabei waren erstmals auch 85 Jungunternehmer*innen des Young VOEB. Der Verband will sich im kommenden Jahr verstärkt Themen wie Fachkräftemangel, Nachwuchs und Green Jobs widmen. Neu im Programm: die Fokusgruppe Innovation und eine Plattform für Start-ups.
Bei der Jahrestagung des Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) gab es für die private Abfallwirtschaft Grund zu Freude, wie die Zahlen zeigen: 27.000 Beschäftigte in der Abfallwirtschaft entsorgen und verwerten rund zwei Drittel des österreichischen Abfalls und erwirtschaften dabei 4. Mrd. Euro Umsatz. Die 1.100 Hightech-Anlagen werden stets den neuen Herausforderungen angepasst, es wird viel in die Weiterentwicklung der Branche investiert. Wie diese aussehen kann, darüber diskutierten die über 350 Teilnehmer*innen bei der Jahrestagung in St. Johann im Pongau. Präsidentin Gabriele Jüly zeigte sich nicht nur über die höchste Besucher*innenzahl der Verbandsgeschichte erfreut, sondern auch über den außergewöhnlich hohen Anteil junger Teilnehmer*innen, das zeige das hohe Interesse an einer Branche mit „Green Jobs“.
Branche wird zunehmend jünger
„Der Fachkräftemangel stellt uns vor enorme Herausforderungen. Es fehlen an vielen Ecken ausgebildete Fachkräfte. Umso wichtiger ist jede:r einzelne Jungunternehmer:in, auf den:die wir zählen können. Gemeinsam können wir voneinander lernen und Kreislaufwirtschaft voranbringen“, ermutigte Jüly die Jungunternehmer:innen. So sei eine für die Branche positive Entwicklung zu beobachten: Die Abfallwirtschaft wird zunehmend jünger und immer mehr Start-ups revolutionieren das Gewerbe. Dies nimmt der Verband zum Anlass, um sich an die neuen Bedürfnisse der Start-ups und Jungunternehmer:innen anzupassen und setzt einen noch stärkeren Fokus auf Innovation, Start-ups und Bewusstseinsbildung bei Green Jobs. „Wir bieten zahlreiche attraktive Möglichkeiten für Green Jobs. In der Recyclingwirtschaft zu arbeiten, ist sinnstiftend und gut für die Umwelt“, so Jüly weiter. Ein weiterer Schwerpunkt ist die VOEB-Umweltwoche, die diese und nächste Woche in ganz Österreich stattfindet. Dabei erhalten Schüler:innen spannende Blicke hinter die Kulisse in Recycling- und Ressourcenbetriebe.
Vorstand einstimmig bestätigt
Im Rahmen der Tagung wurde ebenso der zwölfköpfige VOEB-Vorstand für die nächste Programmperiode wiedergewählt. Zu den elf Vorständ*innen rund um Präsidentin Jüly gehören: Ingeborg Freudenthaler (Vizepräsidentin und Regionalvorstand Tirol), Andreas Opelt (Vizepräsident, Regionalvorstand Steiermark), Alois Fürnkranz (Regionalvorstand Wien), Günther Habel (Regionalvorstand Oberösterreich), Franz Netoliczka, Franz Predl, Oskaer Preinig (Regionalvorstand Kärnten), Roland Richter, Lukas Rossbacher, Johann Struber (Regionalvorstand Salzburg) und Stefan Tollinger (Regionalvorstand Niederösterreich).
Gastgeber Johann Struber betonte: „Wir vertreten über 250 Betriebe der Abfall- und Ressourcenwirtschaft und arbeiten in den unterschiedlichsten Fachbereichen daran, die EU-Klimaziele zu erfüllen.“ Österreich sei eines der neun von insgesamt 27 Ländern, die auf dem besten Weg zur Zielerfüllung sind. Bereits heute erfüllt Österreich mit einer Recyclingquote von Siedlungsabfällen von 62,2 % das EU-Ziel 2025 von 55 %. „Das ist nicht zuletzt den Mitgliedsbetrieben zu verdanken“, erklärt Struber.
Auftakt zur dreitägigen Jahrestagung bildete der Gala-Abend auf Einladung des Pongauer Müllfahrzeug-Aufbauspezialisten Stummer in die neu errichtete Werkshalle in Bischofshofen. Spannende Einblicke in die Welt der Baumaschinenproduktion bot zudem eine Betriebsbesichtigung bei Liebherr.
Branchenausblick: Sekundärrohstoffe im Aufschwung und Fachkräftemangel bekämpfen
In drei kurzweiligen Keynotes präsentierten Josef Scheff, 361 Consulting Group, Jan Hagen, European School of Management and Technology Berlin sowie Franz Schellhorn vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria, unterschiedliche Ansätze zur Zukunft der Branche. So werde laut Scheff nicht nur die Bedeutung der Sekundärrohstoffe weiter zunehmen. Schellhorn betonte außerdem, dass ein besonderer Fokus auf Fachkräfte gelegt werden müsse. Auch der Fehlermanagement-Wissenschaftler Hagen gab den Betrieben den Tipp mit, starre Hierarchien im Unternehmen zu vermeiden und Fehler zuzulassen, um künftig mehr Arbeitnehmer:innen zu gewinnen. Neue Strukturen im Unternehmen könnten diesem Arbeitskräftemangel entgegenwirken.