AGVU: Die Chemie muss stimmen

Ende Juni fand der 20. „AGVU-Orientierungstag“ statt.
Tim Reckmann, pixelio.de
Tim Reckmann, pixelio.de

Die Fachkonferenz mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Industrie, Politik und Verwaltung sowie Presse und NGOs bot einen Einblick in aktuelle Regulierungsvorhaben, das kontroverse Thema „Chemisches Recycling“, sowie das CO₂-Einsparpotenzial des Verpackungssektors.

Stefanie Schäfter vom Bundesumweltministerium stellte zunächst den Stand der Arbeiten für die für 2024 geplante „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ vor. Die Strategie soll zur Senkung des primären Rohstoffverbrauchs und zur Dekarbonisierung der Industrie beitragen.

Dr. Aliaksandra Shuliakevich vom Verband der Chemischen Industrie, und Dr. Alexander Kronimus, Plastics Europe Deutschland, erläuterten die Prinzipien und Chancen des chemischen Recyclings, das Kunststoffabfälle in ihre molekularen Bestandteile zerlegt: „Diese Technologien bieten die Chance, dass Abfälle, die nicht mechanisch recycelbar sind, hochwertig im Kreislauf geführt und beispielsweise wieder für den Lebensmittelkontakt genutzt werden können“. Kontrovers diskutiert wurden vor allem Methoden, um den in einem komplexen Prozess erzeugten Kunststoffmengen die Eigenschaft „recycelt“ zuzuordnen. „Hier darf kein Schönrechnen stattfinden – die Chemie muss sozusagen stimmen.“, so Thorsten Hornung vom Recyclingunternehmen Saperatec – es sei unabdingbar, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher auf Aussagen zum Rezyklatgehalt einer Verpackung verlassen können.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde eine Studie vorgestellt, die den Beitrag des Verpackungssektors zum deutschen Klimaneutralitätsziel 2045 prognostiziert. „Laut unserer Berechnungen können die CO₂-Emissionen des Verpackungssektors in Deutschland bis 2045 um bis zu 94 % im Vergleich zu 2021 gesenkt werden“, erklärte Kurt Schüler von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM). Dieses enorme Einsparpotenzial sei auf einen Dreiklang aus verbesserter Kreislaufführung von Verpackungen, der Umstellung der Produktions- und Recyclingprozesse auf erneuerbare Energien sowie einem sinkenden Verpackungsverbrauch in Deutschland zurückzuführen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf einer geplanten Überarbeitung des Verpackungsgesetzes, die dafür sorgen soll, dass sich nachhaltige Verpackungen in Zukunft finanziell stärker für die Hersteller lohnen: „Über das Instrument der Lizenzentgelte kann man die umweltfreundliche Gestaltung einer Verpackung effektiv belohnen“, erläuterte Dr. Juliane Hilf von der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Diese lang erwartete Initiative des Bundesumweltministeriums stehe zudem nicht im Konflikt mit den Inhalten der zurzeit in Brüssel verhandelten EU-Verpackungsverordnung, betonte Hilf.

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