Bedrohliche Situation gefährdet das Kunststoffrecycling

„Der Markt für Altkunststoffe und Rezyklate steckt in einer tiefen Krise. Die Nachfrage ist niedrig, die Produktion wird eingeschränkt oder stillgelegt und der Lagerbestand wächst stetig“, erklärte Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverband Kunststoffrecycling Anfang Juni beim 25. Internationalen Altkunststofftag in Dresden.
Foto: frank; pixabay.com

Im Pressegespräch berichtet er von einem brutalen Preiskampf, der zwischen Neuware und Kunststoffrezyklaten tobt. Derzeit verdränge die billige Neuware die Rezyklate auf allen Ebenen. Der Absatz von Mahlgütern, Regranulaten und Compounds stockt. Textor: „Die Kunststoffrecycler laufen im Input mit Verarbeitungsware voll und finden für ihre Produkte im Warenausgang keine Abnehmer.“

Eine Besserung dieser fatalen Situation sei derzeit nicht in Sichtweite. Man befürchtet, dass der dauerhafte wirtschaftliche Betrieb der Recyclinganlagen kaum noch möglich ist. Dabei verweist Textor auch auf die kürzlich erfolgten Werksschließungen, wie der Veolia PET Germany in Rostock oder der FVH Folienveredelung in Schwerin. „Wir sehen eine bedrohliche Situation, die das gesamte Recycling gefährdet.“ Textor erklärte, dass Recyclinganlagen kontinuierlich betrieben werden müssen, um die benötigten Mengen in geeigneten Qualitäten darstellen zu können. Man dürfe nicht annehmen, dass einmal stillgelegte Anlagen innerhalb kurzer Zeit wieder hochgefahren werden können.

Eine ganze Reihe von Gründen führt zu der gegenwärtig schwierigen Situation. Hier nannte Textor insbesondere den Preisverfall der Neuware. Diesen Preisverfall können die Rezyklathersteller aufgrund der höheren Prozesskosten nicht mitgehen. Hohe Kosten für Energie und Transport, gestiegene Löhne und Nebenkosten, wie Versicherungen, Wartung, Ersatzteile, Maschinen und Anlagen, sind in dieser Situation kaum mehr zu verkraften.

Hauptverantwortlich für die Misere ist jedoch ein anderer Grund. Textor: „Die Unternehmen der kunststoffverarbeitende Industrie setzen auf billige Neuware mit großem CO₂-Rucksack und pfeifen auf die klimafreundlichen Rezyklate. Wir erwarten daher, dass sich alle Beteiligten der Kunststoffkette endlich ihrer Verantwortung stellen. Hier sind in erster Linie die Kunststoffverarbeiter, Verpacker und Inverkehrbringer in der Pflicht. Rezyklate sind ein integraler Bestandteil der Kunststoffherstellung und der Kunststoffverarbeitung. Die kunststoffverarbeitenden Unternehmen sollten aus purem Eigeninteresse sehr genau ihr derzeitiges Marktverhalten überprüfen und sich schleunigst auf den Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz machen“, forderte der Vorsitzende des bvse-Fachverband Kunststoffrecycling eindringlich.

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.