Positive Effekte zeigt die vereinheitlichte Sammlung für Leichtverpackungen: In den Umstellungsregionen verzeichnet die ARA ein Mengen-Plus von rund 30 %, in Gesamt–Österreich sind es rund +11 %. Neben der Errichtung der größten und modernsten Sortieranlage Europas investiert die ARA in neue Bereiche, um Stoffkreisläufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schließen, und meldet ein Patent für das Recycling von Kunststoffen an.
Seit 30 Jahren treibt die ARA die Kreislaufwirtschaft voran und konnte – mit einem Marktanteil von 70 % und knapp 16.000 Kund:innen – gemeinsam mit der österreichischen Wirtschaft in den vergangenen drei Jahrzehnten über 14 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Effizienz wurde und wird dabei großgeschrieben: 60 % Leistungssteigerung bei 53 % Stückkostensenkung in den vergangenen drei Jahrzehnten sind ein eindrucksvoller Beleg dafür. Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Berger zeigt sich erfreut: „Die ARA hat Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den vergangenen 30 Jahren auf die Kreislaufwirtschaft vorbereitet – jetzt ist deren Zeit gekommen. Erfolge wie die Recycling-App Digi-Cycle, ein Joint Venture mit der Saubermacher AG, die digitale Datenplattform DiGiDO oder der Bau der modernsten Sortieranlage Europas bereiten den Weg für ein zukunftsweisendes, zirkuläres Wirtschaftssystem.“
Auf regulatorische Herausforderungen wie Recyclingquoten, die Neuerungen von Abfallwirtschaftsgesetz und Verpackungsverordnung, das europäische Lieferkettengesetz oder die Packaging and Packaging Waste Directive der EU antwortet die ARA mit Investitionen – und öffnet neue Bereiche, um die Wertstoffmengen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu steigern. „Wachstum und Ressourcenverbrauch müssen voneinander entkoppelt werden – erst dann sprechen wir von Kreislaufwirtschaft und nur so können wir den Wirtschaftsstandort und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Um Circular Economy systemisch zu verankern, muss sie sektoren- und lieferkettenübergreifend erfolgen“, erklärt ARA Vorstand Harald Hauke. Die ARA fordert daher eine koordinierende Stelle auf Regierungsebene, die in Abstimmung mit den europäischen Institutionen zusammenarbeitet und eine praxistaugliche Umsetzung ermöglicht.
Kunststoff: Sammelmengen und Rezyklat-Bedarf steigen
Die im Green Deal der EU festgeschriebenen Maßnahmen haben tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft und Politik zufolge. Die ambitionierten Ziele bei Kunststoff-Recycling (mindestens 55 % bis 2030 in allen EU-Mitgliedsstaaten) sowie Rezyklat-Einsatz bei der Neuproduktion (mindestens 30 % im Jahr 2030) erfordern ein neues wirtschaftliches Handeln. Die ARA hat im letzten Jahr rund 36.000 Tonnen Ballenware für das mechanische Recycling zur Verfügung gestellt und rund 330 Tonnen Rezyklate an Verpackungsproduzenten geliefert. ARA Vorstand Martin Prieler erwartet eine weitere Steigerung auf rund 50.000 Tonnen Ballenware im Jahr 2025. „Der Bedarf an Rezyklaten wird enorm steigen. Wir benötigen eine qualitativere Sortierung, eine höhere Ausbringung der Sortieranlagen sowie sortenreinere Aufbereitung“, erklärt Prieler.
Sammlung, Sortierung und (alternatives) Recycling
„Die drei Schlüssel zum Erfolg der Recyclingziele sind Sammlung, Sortierung und Recycling. Jedoch eignen sich nicht alle Kunststoffe für das mechanische Recycling – um auch diesen Anteil zurück in den Kreislauf zu führen, haben wir eine völlig neue Lösung entwickelt und ein Patent anmelden können“, erklärt Harald Hauke.
Mit über zwei Millionen öffentlichen Sammelbehältern wird die Sammlung von Verpackungen vorangetrieben. Die neue Anlage in Oberösterreich, ein gemeinsames Projekt von ARA, Bernegger und Der Grüne Punkt, spielt bei der Sortierung eine Schlüsselrolle: Die Anlage im Ennshafen schließt 50 % der Sortierlücke in Österreich. „Während die aktuelle Anlageninfrastruktur eine Sortiertiefe von 58 % gewährleistet, soll unsere 80 % schaffen. Nach einem ersten Test ab Februar 2024 startet sie ab dem zweiten Quartal im regulären Betrieb und wird mit Leichtverpackungen ausgelastet sein, die zu 70 % aus Österreich und zu 30 % aus Deutschland kommen“, erläutert Martin Prieler. Die sortierten Mengen bilden eine optimale Basis für die Aufbereitung von Rezyklaten und sind ein Teil der umfassenden ARA Strategie zur Erfüllung der Recyclingziele.
ARA meldet Patent für Recycling von Rest-Kunststoffen an
Nicht jeder Kunststoff kann stofflich verwertet und dem mechanischen Recycling zugeführt werden. Aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzungen und Verschmutzungen sind viele Stoffe oder Verpackungen nicht recyclingfähig. Daher braucht es Alternativen für mechanisches Recycling. Mit starken Partnern arbeitet die ARA daran, auch im Bereich des chemischen Recyclings Lösungen anbieten zu können. Die meisten Mischkunststoff-Fraktionen (MKF) entsprechen allerdings auch nicht den Voraussetzungen für das chemische Recycling. Daher müssen MKF-Fraktionen mit Potenzial fürs chemische Recycling zusätzlich aufbereitet werden. Die ARA hat dazu eine Lösung entwickelt und ein Patent für eine Polyolefin-Aufbereitung (PO) für Sortierreste aus österreichischen Sortieranlagen angemeldet. Die Ausbringung und Qualität, die in diesem Prozess gewonnen werden kann, wurde fürs chemische Recycling positiv geprüft.
Unter Berücksichtigung der gesteigerten Mengen, der neuen Sortieranlage und der alternativen Aufbereitungsmethoden könne ab 2025 eine Sortiertiefe von 80 % erreicht werden. „Mit diesen Maßnahmen steigern wir die Recyclingquoten von 25 % auf rund 50 %“, führt Martin Prieler weiter aus.
Investitionsprojekte und Kooperationen der ARA
Recycling muss bei allen in Umlauf gebrachten Wertstoffen von Beginn an berücksichtigt werden. Neben chemischem Recycling müssen das Recycling von Baustoffen sowie Textilrecycling zentrale Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft sein.
Beim Textilrecycling verfolgt die ARA einen praxisorientierten Ansatz, um die Wirtschaft auf die ab 1. Januar 2025 geltende Verordnung zur getrennten Sammlung aller Textilprodukte vorzubereiten. Die Problematik: Etwa 220.000 Tonnen Textilien landen jährlich im Müll, nur etwa ein Fünftel davon wird getrennt gesammelt. 77 % aller Textilien gelangen in die thermische Verwertung – und gehen dem mechanischen und chemischen Recycling als Rohstoff verloren. „Das ist eine Ressourcenverschwendung, die es so nicht geben dürfte: Für Textilrecycling braucht es verbindliche Ökodesign-Anforderungen. Die Recyclingfähigkeit der Materialien stellt die Branche vor große Herausforderungen, denn die Verarbeitung zu Sekundärrohstoffen wird bei der Textilproduktion nicht berücksichtigt“, so Prieler. Mit der Lenzing Gruppe, dem Wäschedienstleister Salesianer Miettex, dem schwedischen Zellstoffproduzenten Södra sowie der Caritas sollen in einem gemeinsamen ARA-Pilotprojekt bis zu 100 Tonnen Baumwolltextilien zu neuen Lyocell- und Viscosefasern verarbeitet werden.