Biomasseverband veröffentlicht Bioenergie-Atlas

Der Österreichische Biomasse-Verband veröffentlicht den Bioenergie-Atlas Österreich 2023 mit den wichtigsten Daten und Fakten sowie Projektreportagen zur Bioenergie in Österreich und in den Bundesländern.
Foto: Ben-Kerckx; pixabay.com

„Die Darstellung der Biomassebranche auf Bundesländer- und Themenkarten sowie die Präsentation der vielseitigen regionalen Praxisprojekte sind ein Vorzeigeschild für den gesamten Bioenergiesektor“, sagt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Biomasse ist in Österreich mit einem Anteil von 55 Prozent der bedeutendste erneuerbare Energieträger, in der Steiermark liegt ihr Beitrag unter den Erneuerbaren sogar bei 70 Prozent. Mittelfristig könnte die Bioenergie sogar Erdöl und Erdgas als bundesweit bedeutendster Energieträger überholen“. In Kärnten sei Bioenergie mit einem Anteil von 34,5 % am Bruttoinlandsverbrauch Energie bereits meistgenutzter Energieträger. „Die derzeit eingesetzte Bioenergie stammt überwiegend aus Koppelprodukten der Forst- und Holzwirtschaft“, so Titschenbacher. „Die Bioökonomie könnte vor allem in der Landwirtschaft neue Reststoffpotenziale eröffnen.“ Im Bioenergie-Atlas präsentiert der Verband Szenarien, in denen der Biomasseeinsatz bis 2045 von derzeit knapp 250 PJ auf 450 PJ gesteigert werden könnte. Große Potenziale lägen vor allem in der Nutzung landwirtschaftlicher Biomasse, wie etwa Miscanthus, Kurzumtriebsflächen, Wirtschaftsdünger, Getreide-, Mais- und Rapsstroh sowie Landschaftspflegeheu.

Kürzlich hat die EU die Zielvorgabe für die Erzeugung von erneuerbarer Energie in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) bis 2030 auf 42,5 % erhöht. Dies wird aus Verbandssicht nur mit Bioenergie möglich sein, die im Jahr 2021 EU-weit einen Anteil von 59 % unter den erneuerbaren Energien erzielte. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch EU-weit bei 21,8 % und in Österreich bei 36,4 %. Innerhalb der EU 27 erzielte Österreich damit den fünfthöchsten Erneuerbaren-Anteil hinter Schweden (62,6 %), Finnland (43,1 %), Lettland (42,1 %) und Estland (38,0 %). Diese fünf Vorreiterländer zeigen, wie die positive Kombination von Bioenergieausbau, Waldflächenausweitung und Holzvorratsaufbau mit nachhaltiger, aktiver Waldbewirtschaftung funktioniert.

Dank des hohen Biomasse-Anteils ist Kärnten in Österreich mit einem Anteil von 58,8 % auch Erneuerbaren-Champion. Auf den Podestplätzen folgen das Burgenland (53,1 %) und Salzburg (52,7 %); auch in diesen beiden Bundesländern deckt die Bioenergie jeweils mehr als ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs. Bioenergie wird in Österreich überwiegend zur Wärmegewinnung eingesetzt. So war der Wärmemarkt 2021 mit einem Anteil von 84 % das zentrale Einsatzfeld, gefolgt von Biotreibstoffen mit 9 % und der Ökostromerzeugung aus Biomasse und Biogas mit 7 %. Zum Raumwärmeverbrauch privater Haushalte in Österreich steuert die Bioenergie 41 % bei. Den höchsten Anteil am Raumwärmeeinsatz hat sie in Kärntner Wohnungen, wo Scheitholz, Hackgut oder Pellets in Einzelfeuerungen zusammen mit Biomasse-Fernwärme für 62 % der Raumwärmeenergie sorgen. Dahinter folgen die Steiermark und Salzburg mit je etwa 49 %. Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 31.000 moderne Pellets-, Scheitholz- und Hackgutzentralheizungen installiert, so viele wie nie zuvor. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um rund zwei Drittel.

Erneuerbare Energien werden netto zu 100 % in Österreich erzeugt und kommen aus Sicht des Verbands der heimischen Wertschöpfung zugute. Dem Einsatz von Bioenergie verdanke Österreich etwa 24.000 Vollzeitstellen. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz der Branche Erneuerbare Energie sei im Bereich der Nutzung fester Biomasse angesiedelt. Der Großteil dieser Arbeitsplätze resultiere aus der Bereitstellung der Brennstoffe (Stückholz, Pellets, Hackgut, Sägenebenprodukte). Mit fast 3,1 Milliarden Euro leiste der Sektor Biomasse unter den Erneuerbaren den größten Beitrag zum Gesamtumsatz (38 %). Für die Netto-Einfuhren von Öl, Gas, Kohle und Strom habe Österreich 2022 dagegen fast 20 Milliarden Euro aufgewendet, die der heimischen Wirtschaft dafür verlorengingen. Im Vergleich zu 2020 entspreche dies einer Vervierfachung des Energie-Außenhandelsdefizites.

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