Rund 10 Kilogramm Elektroschrott verursacht umgerechnet jeder Einwohner in Deutschland pro Jahr, meldet Swappie. Davon lande vieles bereits in der Wiederaufbereitung. Dennoch sei es eine enorme Masse, mit der man umgehen muss. Die beste Strategie sei dafür Abfallvermeidung durch Kreislaufwirtschaft. Doch wo stehen die Deutschen aktuell beim Thema Kreislaufwirtschaft, welche Produktkategorien werden am besten wiederverwendet und welches Potenzial schlummert hier noch? Damit hat sich der iPhone-Refurbisher beschäftigt und in einer repräsentativen Umfrage die Deutschen nach ihrer Einstellung zur Kreislaufwirtschaft befragt. Die Studie wurde im März 2023 unter 1.075 Teilnehmenden durchgeführt.
Generell werden viele Aspekte der Kreislaufwirtschaft als wichtig erachtet, wobei das Recycling (96,3 %) am wichtigsten bewertet und dem Leasing (52,1 %) weniger Bedeutung beigemessen wird. Aber auch das Leasing empfinden mehr als die Hälfte der Deutschen als wichtig für die Kreislaufwirtschaft. Als auffällig bezeichnet der Auftraggeber, dass sich zwar 92,4 % der Deutschen für Reparaturen aussprechen, jedoch nur 73 Prozent ein Verbot von geplantem Produktverschleiß (Obsoleszenz) als wichtig bewerten. So manche Reparatur und vor allem Neuanschaffung würde demnach allerdings überflüssig werden, wenn die Geräte langlebiger gebaut wären und nicht nach Ablauf der Mindestgarantie kaputt gehen würden. Das lasse sich ebenso auf Smartphones übertragen, die nach wenigen Jahren nicht mehr mit Software-Updates versorgt werden.
Studienergebnisse: Was ist wichtig für die Kreislaufwirtschaft?
- Recycling 96,3 %
- Mehrfachverwendung 94,4 %
- Reparatur 92,4 %
- Abfallminimierung 91,8 %
- Ressourceneinsparung 90,7 %
- Upcycling 83,8 %
- Refurbishing 74,1 %
- Sharing 74,1 %
- Verbot von geplantem Produktverschleiß 73,0 %
- Downcycling 60,8 %
- Leasing 52,1 %
Nahezu drei Viertel aller Deutschen (74,1 %) empfinden das Konzept von Refurbishing als wichtig für die Kreislaufwirtschaft. Das ist umso erfreulicher, da der Begriff und das damit verbundene Konzept recht neu sind und sich zunächst noch weiter etablieren muss. Beim Refurbishing wird ein technisches Gerät, beispielsweise ein Smartphone, nach einer Überprüfung erneuert und repariert, damit es für den Wiederkauf bereit ist. Somit wird die Lebensdauer des Produktes insgesamt erhöht und Elektroschrott vermieden.
Schaut man genauer auf das verwendete Smartphone-Betriebssystem, zeigt sich, dass Apple-User Refurbishing als wichtiger für die Kreislaufwirtschaft erachten als Android-Nutzende (iOS: 83,0 % vs. Android: 70,6 %). Robert Fritsche, Country Manager Swappie Deutschland, ordnet diese Daten so ein: „Das könnte daran liegen, dass iPhones länger nutzbar sind, da der Hersteller Apple seine Software-Updates über größere Zeiträume zur Verfügung stellt und selbst ältere Modelle noch gewinnbringend an Refurbisher verkauft werden können.”
Problematisch für die Kreislaufwirtschaft ist allerdings das Horten von sogenannten Schubladenhandys. Ausgediente Smartphones verstauben als Elektroschrott in den Haushalten und dadurch gehen der Kreislaufwirtschaft wichtige Ressourcen verloren. Der Branchenverband Bitkom rechnet mit schätzungsweise 240 Millionen Schubladenhandys allein in Deutschland. Die aktuelle Swappie-Studie zeigt: Je mehr Handys die Menschen in Schubladen aufbewahren, desto weniger wichtig bewerten sie Refurbishing für die Kreislaufwirtschaft (0 gehortete Handys: 77,2 %, 1: 75,7 %, 2: 72,5 %, 3: 72,6 %, 4: 71,9 %, 5 oder mehr: 63,2 %).
Die Wahrnehmung der Wichtigkeit von Refurbishing für die Kreislaufwirtschaft kann schnell gesteigert werden. Wenn das Konzept von Refurbishing genauer erklärt und verstanden wird, steigt die Wichtigkeit von 74,1 Prozent auf 94,7 Prozent und folgt damit ganz dicht dem Recycling. „Dieses Ergebnis zeigt, dass es ordentlich Luft nach oben gibt und noch viel mehr Potenzial vorhanden ist, um mehr Deutsche mit auf unsere Refurbishing-Mission zu nehmen”, sagt Fritsche.
Kreislauf- oder Wegwerfgesellschaft?
Swappie hat die Deutschen zudem zu ihrer Einschätzung befragt, welche Produkte sie zum aktuellen Zeitpunkt als Wegwerf- oder Kreislaufprodukte wahrnehmen. Als Top-Kreislaufprodukt empfinden die Deutschen das Auto, das sagen nahezu 8 von 10 der Befragten (Ø 79,9 %). Hier hat sich der Gebrauchtmarkt gut etabliert. Im Umkehrschluss lässt sich auch sagen, dass die Deutschen selbst ihre alten Autos noch so sehr mögen, dass sie ihnen ein langes Leben durch Reparaturen und Wiederverkauf ermöglichen. Ein Grund dafür ist laut Swappie aber auch der vergleichsweise hohe Preis. Je teurer die Produkte in der Anschaffung waren, desto eher lassen sie sich Second Hand verkaufen. Dagegen werten mehr als 6 von 10 Deutschen (Ø 61,1 %) Haushaltsgeräte als Top-Wegwerfprodukte.