EU-Ziele bieten Chancen, aber auch Herausforderungen

Das KUMAS Umweltnetzwerk veranstaltete zusammen mit den Kooperationspartnern Bayerisches Landesamt für Umwelt, AU Consult und bifa Umweltinstitut am 29./30. März in Augsburg die 24. Bayerischen Abfall- und Deponietage.
Der Kongress am Park bietet hervorragende Rahmenbedingungen für die KUMAS-Fachkongresse. Copyright: KUMAS e.V.

Die seit 1998 etablierte Veranstaltungsreihe richtet sich mit aktuellen Fragen der Kreislaufwirtschaft und Deponietechnik an Anlagenbetreiber, entsorgungspflichtige Körperschaften, Genehmigungsbehörden, Fachbüros und Fachanwälte. Sie dient dem Austausch zu neuen rechtlichen und technischen Entwicklungen sowie der Diskussion aktueller Themen der Entsorgungspraxis.

Entsorgungssicherheit

Die Ukraine-Krise, die befürchtete Gasmangellage und die zwischenzeitlichen Preissteigerungen für Erdgas führten die Abhängigkeit nicht nur des industriellen Anlagenbetriebs, sondern auch eines wichtigen Gliedes in der Entsorgungskette, nämlich der Abfallheizkraftwerke drastisch vor Augen. Die thermische Abfallbehandlung spielt in der Hygienisierung und Inertisierung von nicht weiter verwertbaren Siedlungsabfällen eine wichtige Rolle. Bei der Verbrennung entstehen jedoch Rauchgase mit hohen, umweltschädlichen Belastungen, die in nachgeschalteten Rauchgasreinigungsstufen gereinigt werden müssen. Die Anforderungen der einschlägigen Verordnung, der 17. BImSchV stellen die Anlagenbetreiber dabei vor große Herausforderungen und so könnte eine Gasmangellage negative Auswirkungen auf die Einhaltung von Temperaturgrenzen und Grenzwerten haben. In einem Betriebsversuch unter Begleitung der Fachbehörden konnte nachgewiesen werden, dass das Anfahren von Abfallheizkraftwerken bei einer Gasmangellage auch mit anderen Brennstoffen wie unbelastetem Holz unter Einhaltung der Grenzwerte grundsätzlich möglich ist. Die Entsorgungssicherheit kann auf diese Weise bei kurzfristiger Mangellage also sichergestellt werden.

Textilrecycling und die EU-Textil-Agenda 2030

Textilien sind ständige Begleiter – in Kleidung und Möbeln, in medizinischer Ausrüstung und Schutzausrüstung sowie in Gebäuden und Fahrzeugen. Leider wirken sie sich auch zunehmend auf die Umwelt aus. In der EU ist der Verbrauch von Textilien nach Lebensmittelherstellung, Wohnungsbau und Mobilität der viertstärkste Umwelt- und Klimafaktor. In puncto Wasserverbrauch und Landnutzung steht er an dritter Stelle – bei Rohstoffen und Treibhausgasemissionen an fünfter.

Bei genauerer Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Textilerzeugnissen wird deutlich, dass Textilien anders hergestellt und verbraucht werden müssen als heute. Die weltweite Textilproduktion hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2015 verdoppelt! In der EU werden jährlich rund 5,8 Mio Tonnen Textilien entsorgt, das entspricht ca. 11,3 kg pro Person und Jahr. Andererseits ist die Textil- und Bekleidungsindustrie mit rund 1,5 Millionen Europäer*innen ein wichtiger Arbeitgeber.

Textilien müssen also haltbarer, umweltfreundlicher hergestellt und besser recycelt werden können. Welche Konzepte hierfür entwickelt werden, wurde bereits im letzten Jahr durch das Institut für Textiltechnik ITA unter der Leitung von Prof. Stefan Schlichter mit Sitz in Augsburg vorgestellt. Thomas Böschen von der TEXAID aus Darmstadt stellte aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich des Textilrecyclings vor. Nach der Erfassung gebrauchter Textilien wird es zunächst um werkstoffliches Recycling, also Faser zu Faser, gehen. Fernziel könnte aber auch die Erzeugung von Wasserstoff in besonderen Verfahren sein, die grundsätzlich zur Behandlung von sortenreinen Abfällen zur Verfügung stehen.

Die von der EU formulierten Anforderungen an die Textilindustrie, aber auch an die Verbraucher sind herausfordernd und bedürfen einer genauen Analyse, um die entsprechenden Technologien an geeigneten Standorten zur Verfügung zu stellen. Augsburg hat hier mit der Modellwerkstatt des Instituts für Textiltechnik Augsburg gGmbH und der Lage an der A8 beste Voraussetzungen. Auch die Zukunftsvision „Wasserstoff aus Textilien“ ließe sich mit den am Ort ansässigen Kompetenzträgern entwickeln.

Ersatzbaustoffverordnung und Qualitätssicherung

Die Ersatzbaustoffverordnung wird am 1. August 2023 in Kraft treten und soll dann die Herstellung und das Inverkehrbringen mineralischer Ersatzbaustoffe regeln. Hohe Anforderungen werden dabei an die Probenahme, den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe und die getrennte Sammlung und Erfassung gestellt. Den Regelungen kommt besondere Bedeutung zu, da Bau- und Abbruchabfälle den mengenmäßig größten Abfallstrom in Deutschland darstellen. Im Jahr 2018 waren dies laut dem Statistischen Bundesamt rund 228 Mio. t. Im Vergleich dazu machten Siedlungsabfälle lediglich 50 Mio. t aus. Die Güteüberwachung wird eine wesentliche Rolle beim umweltverträglichen Einsatz von mineralischen Ersatzbaustoffen spielen. Nicht zuletzt deswegen hat der Baustoffrecycling Bayern e. V. das QUBA-Qualitätssiegel mit entwickelt, das eine zuverlässige Güteüberwachung und Zertifizierung für den erfolgreichen Einsatz von Sekundärbaustoffen sicherstellt.

Deponierecht und -technik

Aktuelle Entwicklungen im Deponierecht und in der Deponietechnik bildeten den Schwerpunkt des zweiten Veranstaltungstages. Der Natur- und Artenschutz gewinnt in diesem Bereich zunehmend an Bedeutung. So genießen Flora- und Fauna-Habitate, aber auch einzelne, am Standort vorkommende Populationen besonderen Schutz, der bei der Planung und Bau zu gewährleisten ist. Der fachgerechte Umgang mit Sickerwasser und Deponiegas waren weitere Schwerpunkte der Tagung.

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