Ein Mix von Unternehmen zeigte mit Input-Vorträgen zu Praxisbeispielen gelebte Zirkularität auf. Und sie machten deutlich: Rohstoffunabhängigkeit und ein nachhaltiges Wirtschaften mit Wertkunststoffen, die konsequent im Kreislauf geführt werden, ist möglich. Damit die Investitionen in großtechnische Anlagen und Serienproduktion in Deutschland stattfinden, gilt es nun, gemeinsam mit der Politik entscheidende Hürden aus dem Weg zu räumen.
Die Kreislaufwirtschaft ist langfristig die einzige nachhaltige Art zu wirtschaften. Denn das lineare Wirtschaften, das auf fossilen Ressourcen und dem Verbrauch von Gütern beruht, belastet das Klima, führt zu Rohstoffknappheit und sprengt die planetaren Grenzen unseres Ökosystems. Deshalb ist die Transformation zu einer fossilfreien Kreislaufwirtschaft laut Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland (PED) „Grundlage dafür, dass wir rohstoffunabhängig und ressourceneffizient werden – nur so erhalten wir unsere Wettbewerbsfähigkeit und werden zügig klimaneutral“.
Auf der Pressekonferenz skizzierten Prof. Dr. Christian Bonten (Universität Stuttgart) und Dr. Alexander Kronimus (PED) mit dem Konzept einer KreislaufwirtschaftPLUS die Pfade und Schlüsseltechnologien einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen. Diese Zielvorstellung wurde zugleich durch konkrete Projekte mit Leben gefüllt: Vier Referenten zeigten, wie ihre Unternehmen Kunststoffe konsequent im Kreislauf führen wollen.
Dr. Nina Fechler (Evonik) und Matthias Schulz (Otto Krahn New Business) präsentierten, wie Produkte zirkulärer werden können. Dr. Fechler stellte vor, wie Additive für das mechanische und chemische Recycling die Effizienz von Recyclingprozessen und die Rezyklat-Qualität erhöhen oder wie bereits in der Designphase eine Reduzierung der Materialkomplexität beim Recycling hilft, etwa mit einem Autositz aus nur einem Kunststoff. Schulz stellte vor, wie hochwertige Kunststoff- Compounds aus mechanischem Recycling zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Einer der Höhepunkte: das „Fairphone“ mit 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat für die hintere Gehäuseabdeckung und 80 Prozent Reduktion des Global Warming Potentials (GWP) der Smartphone-Hülle.
Dr. Peter Sandkühler (Dow) betonte die Wichtigkeit mechanischer und chemischer Recyclingverfahren als komplementäre Technologien für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft mit höherem Rezyklateinsatz in breiten Anwendungsfeldern. Er gab Einblicke in Partnerschaften, mit denen Dow chemische Recyclingtechnologien in Europa etablieren will, unter anderem mit Mura Technology. Dabei unterstrich Dr. Sandkühler die besondere Rolle des chemischen Recyclings als bisher einzig verfügbare skalierbare Methode, um in großem Maßstab das Qualitätsniveau für recycelte Kunststoffe zu erreichen, die etwa für Lebensmittelkontakt oder medizinische Anwendungen verwendet werden. Auch Markus Klatte (ARCUS Greencycling) fokussierte sich auf das chemische Recycling. Er stellte sein Start-up ARCUS Greencycling vor, das den Beweis antritt: Chemisches Recycling funktioniert und liefert hohe Qualität. In der chemischen Recyclinganlage von ARCUS Greencycling wird eine breite Palette – auch schwer zu verarbeitender und gemischter – Kunststoffe erfolgreich chemisch recycelt.
Die Branche liefert und erreicht bei Produktdesign und Recycling völlig neue Stufen. Nun kommt es darauf an, dass Unternehmen ihre Innovationen auch skalieren können und die Produktion mit großtechnischen Anlagen in den kommerziellen Maßstab geht. Immer öfter findet diese Skalierung aber nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland statt, obwohl die Innovationen hier ihren Ursprung haben. Damit diese Investitionen in Deutschland getätigt werden und ein fossilfreies, klimaneutrales Wirtschaften möglich wird, ist auch die Politik gefordert. „Die Transformation gelingt nur mit bezahlbarer (grüner) Energie, schnelleren Genehmigungsverfahren und, das hat die Innovations-Pressekonferenz deutlich gemacht: Vertrauen in die ambitionierten Innovationen der Branche“, so Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland.