Im Fokus stand in diesem Jahr „Pfad 2“ des aktuellen Zehnjahresprogramms VinylPlus 2030: Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität und Minimierung unseres ökologischen Fußabdrucks. „Als europäische PVC-Branche wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, die großen globalen Nachhaltigkeitsthemen zu lösen. Wir halten Kurs auf
Nachhaltigkeit trotz der großen wirtschaftlichen und operativen Herausforderungen“, betonte Dr. Oliver Mieden, Vorsitzender von VinylPlus Deutschland zu Beginn der Veranstaltung. Der Kurs Richtung Klimaneutralität sei klar gesetzt. Dabei müssten auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen.
Geschäftsführer Thomas Hülsmann stellte das aktuelle Nachhaltigkeitsprogramm VinylPlus 2030 vor und gab einen Überblick über die Erfolge und Fortschritte. „Im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft hat die Branche bereits viel erreicht. Die Anstrengungen müssen allerdings erheblich verstärkt werden, um Kreisläufe weiter zu schließen. Dazu bedarf es weiterer Technologieentwicklungen und gleichzeitig Planungssicherheit für notwendige Investitionen“, so Hülsmann. Welch wichtigen Beitrag das Massenbilanzverfahren zur transparenten Nachverfolgbarkeit nicht fossiler Rohstoffe in der chemischen Industrie und damit auch zur PVC-Erzeugung leisten kann, erläutertet Dr. Tim Balensiefer (BASF). Im Anschluss berichtete Dr. Benjamin Janhsen (Vestolit) über den praktischen Einsatz solcher erneuerbaren Rohstoffe bei den europäischen PVC-Herstellern. Der Frage, wie die von VinylPlus® entwickelte ASF-Methodik (Additiv-Sustainability-Footprint) hilft, PVC-Additive nachhaltiger zu machen und zu verwenden, widmete sich in seinem Vortrag Stephan Leisentritt (Reagens Deutschland).
Die europäische Kunststoffbranche als Ganzes im Blick hat der SYSTEMIQ-Report „Reshaping Plastics: Pathways to a Circular, Climate Neutral Plastics System in Europe“, der im Auftrag von Plastics Europe erstellt wurde. Die Studie zeigt in unterschiedlichen Szenarien den Weg zu einer THG-neutralen Kunststoffindustrie auf und wurde von Dr. Katharina Schlegel (Plastics Europe) vorgestellt. Schlegel skizzierte Lösungsansätze und verschiedene Hebel, die beim Übergang zu einer CO₂-neutralen Wirtschaft bis 2050 in Betracht kommen, wobei laut Studie insbesondere der Kreislaufwirtschaft eine zentrale Bedeutung zukommt. Abschließend erläuterte Prof. Dr. Rainer Dahlmann (Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen) anhand aktueller Verbundforschungsprojekte, welches Potenzial in der Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft der Zukunft steckt, um die komplexen Wertstoffströme zu managen.
„Wir haben heute gesehen, was die PVC-Branche bislang erreicht hat und zudem mit einem Blick über unseren eigenen Tellerrand wichtige Impulse von außen bekommen. Das hilft uns bei den großen Herausforderungen der kommenden Jahre“, so die Zusammenfassung der spannenden Vorträge und Diskussionen von Dr. Oliver Mieden. Die Industrie insgesamt stünde noch am Beginn der Transformation. Bei klar gestecktem Kurs sei die Geschwindigkeit allerdings deutlich zu erhöhen.
Unmittelbar vor dem Nachhaltigkeitsforum hatten sich die Mitgliedsunternehmen bereits intern zur VinylPlus Deutschland-Mitgliederversammlung getroffen. Hier stand u. a. die Nachwahl von drei neuen Vorständen an. In den Vorstand gewählt wurden Reiner Gerlach, Perlen Packaging, durch den nun auch die Pharmafolien-Branche im Vorstand vertreten ist, sowie als Repräsentant der PVC-Erzeuger Hans-Christoph Porth, Vestolit. Mit der Wahl von Dr. Alexander Kronimus, PlasticsEurope Deutschland, wurde zudem die enge Verbundenheit mit dem Verband der Kunststofferzeuger erneut unterstrichen.
Vorab bedankte sich der Vorsitzende Dr. Oliver Mieden bei Dr. Ingo Sartorius (ehemals PlasticsEurope Deutschland, jetzt BKV) sowie dem langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden und Schatzmeister Dr. Dieter Polte (Vestolit) für ihr großes Engagement im Vorstand. Die neuen Vorstände gewähren einerseits Kontinuität, andererseits wurde durch die Wahl die Breite der repräsentierten Verarbeiterbranchen weiter ausgebaut.