Lithium-basierte Akkus und Batterien sind aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie finden sich in einer Vielzahl technischer Geräte wie Handys und Stabmixern, aber auch in E-Zigaretten oder blinkenden Kinderschuhen. Das große, ungelöste Problem: Viele alte Batterien und Akkus gelangen am Ende ihres Zyklus nicht in die entsprechenden Sammelstellen beziehungsweise an die Händler. Der Großteil dieser Problemstoffe landet stattdessen im Restmüll, wo sich Lithiumbatterien bereits bei kleinster Reibung entzünden und gefährliche Brände verursachen können. Feueralarm in Abfallwirtschaftsbetrieben sowie bei der unbedachten, langfristigen Lagerung im Privatbereich sind – zusätzlich zu Belastungen der Umwelt – die Folge. Auch geht mit jeder nicht-recycelten Batterie der Verlust von wertvollen Rohstoffen wie Aluminium, Kobalt oder Lithium einher. Die Einführung eines Anreizsystems, damit die Bevölkerung alte Akkus korrekt entsorgt, sei daher ein Gebot der Stunde, sind sich KFV und VOEB einig.
„In jedem österreichischen Haushalt befinden sich durchschnittlich etwa 10 Akkus. Nur ein kleiner Teil davon wird richtig – nämlich über Sammelstellen bzw. in den Geschäften, die entsprechende Produkte auch verkaufen – entsorgt. Rechnet man dies hoch, zeigt sich, dass wir hier von falsch entsorgten Batterien und Akkus im Millionenbereich sprechen“, erläutert Dr. Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV. Dass mit der falschen bzw. mangelhaften Entsorgung auch eine erhöhte Brandgefahr einhergeht, scheint vielen nicht bewusst zu sein: Der Großteil der Bevölkerung (57%) macht sich keine bzw. nur gelegentlich (40%) Sorgen über die von Lithium-Akkus und -Batterien ausgehende Brandgefahr. „Das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung zeigt, dass hier noch dringender Aufklärungsbedarf über die Risiken von falsch entsorgten Lithium Akkus und -Batterien besteht. Denn Fakt ist: Lithium-Akkus und -Batterien sorgen immer wieder für folgenschwere Brände – sowohl in Abfallwirtschaftsbetrieben als auch in Privathaushalten“, so Kaltenegger.
In einem groß angelegten Kooperationsprojekt haben sich das KFV und der VOEB gemeinsam im Zuge mehrerer repräsentativer Befragungen angesehen, wie es um die Entsorgungsmotivation sowie die Akzeptanz eines etwaigen Pfandsystems für Akkus und Batterien steht. Das zentrale Ergebnis: 41 Prozent der Befragten sprechen sich für die Einführung eines Pfandsystems für Lithium-Batterien und -Akkus aus, weitere 27 Prozent stehen einem solchen neutral gegenüber. Für 22 Prozent der Befragten ist es eine Frage der Höhe des Pfandes bzw. haben keine Antwort auf diese Frage. Für den Erfolg eines Akku-Pfandsystems spräche, dass zumindest 83 Prozent der Interviewten verstärkt auf die sachgemäße Trennung und Entsorgung achten würden, sollten sie das Pfand bei der Rückgabe zurückerhalten.
„Geld für alte Akkus – das kann doch nur Zustimmung hervorrufen“, ist sich Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB, sicher. „Oft landen Akkus schlicht aus mangelndem Wissen im Restmüll. Nicht jedem ist bewusst, dass der Handel alte Batterien wieder zurücknehmen muss oder dass Lithiumbatterien hochexplosiv sind.“ Zusätzlich zu einer Einführung eines Akku-Pfandsystems muss daher die Bevölkerung über den richtigen Umgang mit alten Lithium-Batterien und -Akkus umfassend informiert werden. „Wenn sie falsch entsorgt werden stellen sie eine untragbare Gefahr für all unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar. Auch der Sachschaden ist enorm und stellt die Branche vor eine enorme Herausforderung“, so Jüly.
Abgesehen vom Brandrisiko ist die Einführung eines Anreizsystems schon aus Gründen des Umweltschutzes mehr denn je aktuell. Denn nur wenn Batterien getrennt entsorgt, können sie auch recycelt und darin enthaltene Wertstoffe wie Aluminium, Kobalt oder Lithium wiederverwertet werden. Das trägt auch zur Reduktion von Rohstoffimporten bei und schont so unsere Ressourcen und schützt die Umwelt. Das Ziel: Die Sammelquote für Gerätebatterien bis 2030 von aktuell 45 auf 75 Prozent zu erhöhen.
Die Europäische Union plant, fixe Recyclingquote ab 2030 bei Lithium auf 70 Prozent und bei Nickel, Blei, Kupfer und Kobalt sogar auf 95 Prozent festzulegen. Die Expert*innen von KFV und VOEB sind sich einig: „Wir brauchen verpflichtende Pfand- und Rückgabesysteme. Dabei ist es nicht nur entscheidend, eine hohe Rückgabequote zu erreichen, sondern auch sichere Sammel- und Behandlungsbedingungen für alle batteriebetriebenen Geräte zu gewährleisten.“ Ein konkretes Incentive-Projekt, das ebenfalls ein gemeinsames Projekt von KFV und VOEB ist, befindet sich derzeit in Planung.