Das Grundanliegen der „Alliance to End Plastic Waste“, der mehr als 65 große Unternehmen weltweit angehören, wird also unterstützt. Allerdings bezweifelt Planet Tracker in dem Bericht „Alliance to End Plastic Waste: Barely Credible“, ob dieses Ziel die tatsächliche Absicht der Allianz ist.
Die 2019 gegründete Allianz besteht aus 65 führenden Unternehmen der Kunststoffindustrie. Diese haben sich verpflichtet, durch finanzielle Mittel, Expertise und weitere Ressourcen das Aufkommen von Kunststoffabfällen zu reduzieren, die nicht wiederverwendet oder recycelt werden können. Zudem gehören zahlreiche Beratungsunternehmen zu den Unterstützern der Allianz. Geplant sind Investitionen von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren. Damit sollen Projekte finanziert werden, mit denen etwa 15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle vermieden werden sollen.
Wie bereits ausgeführt, unterstützt Planet Tracker das grundsätzliche Anliegen der Allianz. Allerdings gebe es bei näherem Hinsehen einige Aspekte, die problematisch sind. So würden zahlreiche Mitglieder der Allianz auch dem amerikanische Chemieverband American Chemistry Council (ACC) angehören. Ein wesentliches Ziel des Verbandes sei es, die amerikanischen Kunststoffhersteller zu repräsentieren. Kürzlich habe der Verband sich deutlich gegen eine Steuer auf Kunststoffe in den USA positioniert. Der ACC lehnt auch den „Break Free from Plastics Pollution Act“ ab. Das Gesetz würde den Kampf gegen Kunststoffabfälle in der Umwelt behindern und die wichtige Rolle, die Kunststoffe bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen spielen, beschränken.
Planet Tracker kritisiert weiter, dass fast alle Mitglieder der Allianz ein rechtlich bindendes UN-Abkommen zur Kunststoffverschmutzung nicht öffentlich unterstützt hätten. Der ACC habe während der Verhandlungen auf deutliche inhaltliche Beschränkungen des Abkommens gedrängt.
Zwanzig Unternehmen seien verantwortlich für 50 Prozent des Aufkommens an Einwegkunststoffabfällen. Acht davon seien Mitglieder der Allianz. Dies würde erklären, warum die Allianz ihren Schwerpunkt auf Lösungen zu Rückgewinnung, Wiederverwendung und Recycling lege anstatt auf Maßnahmen zur Reduzierung der Kunststoffproduktion. Laut der Allianz hätten etwa 40 Mitgliedsunternehmen 60 zusätzliche Projekte unterstützt. Diese umfassten die Entwicklung von Infrastrukturen, moderne Recyclingtechnologien oder Reinigungsaktionen. Planet Tracker kritisiert aber, dass die Fortschrittsberichte der Allianz nicht geprüft würden.
Planet Tracker kritisiert weiter die geringen Ambitionen der Allianz. 2019 habe das globale Aufkommen an Kunststoffabfällen 353 Millionen Tonnen betragen. Davon seien lediglich 9 Prozent recycelt worden. Laut der OECD werde das Aufkommen bis 2060 ohne weitere Maßnahmen auf 1.014 Millionen Tonnen ansteigen. Zwar werde der recycelte Anteil auf 17 Prozent steigen, dennoch werde der größte Teil auch 2060 noch deponiert. Demgegenüber stünden insgesamt 15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, die die Allianz bis 2023 recyceln will. Laut dem letzten Bericht der Allianz seien bisher lediglich 4.000 Tonnen recycelt worden. Geplant waren im Zeitraum von 2019 bis 2021 9 Millionen Tonnen. Auch unter Berücksichtigung der Pandemie werfe dies erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Ziele der Allianz auf. Um die geplanten 15 Millionen Tonnen bis 2023 zu erreichen, seien erhebliche Anstrengungen notwendig. Selbst wenn das Ziel erreicht würde, würde es lediglich 0,8 Prozent des globalen Kunststoffabfallaufkommens ausmachen. Zudem hätten die zehn größten Hersteller von Einwegkunststoffen in der Allianz 2019 32 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle verursacht. Betrachte man die recycelte Menge, bedeute dies, dass diese Hersteller 99,99 Prozent ihrer eigenen Kunststoffabfälle nicht beseitigt oder recycelt hätten.
Auch bei den Finanzen sieht Planet Tracker Diskrepanzen. So will die Allianz zwischen 1 und 1,5 Milliarden US-Dollar im geplanten 5-Jahres-Zeitraum investieren. Bis September 2020 waren es 400 Millionen US-Dollar – 40 Prozent des geplanten Budgets oder 27 Prozent der maximalen Summe. Damit wurden aber lediglich 0,04 Prozent des Recyclingziels erreicht. Daher seien offenbar massive zusätzliche Investitionen notwendig, wenn das Recyclingziel nicht aufgegeben werden soll. Planet Tracker kritisiert zudem die im Verhältnis geringe Summe. So hätten die Unternehmen der Allianz zwischen 2017 und 2021 im Durchschnitt fast eine Milliarde Euro an ihre Shareholder ausgezahlt. Zudem hat Planet Tracker einen freien Cashflow von durchschnittlich 848 Millionen US-Dollar pro Unternehmen berechnet. Darüber hinaus würden die Unternehmen stark in die Expansion der Kunststoffproduktion investieren. Geschätzt würden in den kommenden fünf Jahren mindestens 400 Milliarden US-Dollar investiert.
Planet Tracker fordert daher die Allianz auf, ihre Glaubwürdigkeit durch eine Reihe von Maßnahmen zu zeigen. So sollten sinnvolle Ziele für die Entfernung und Rückgewinnung von Kunststoffabfällen festgelegt werden, die auch der globalen Größenordnung des Problems gerecht werden. Auch bezüglich der Investitionen fordert Planet Tracker mehr Anspruch der Allianz. Sie soll zudem anerkennen, dass die Kunststoffproduktion ein wesentliches Teil des Problems. Zudem soll die Allianz transparente, nachvollziehbare und geprüfte Berichte über ihre Aktivitäten vorlegen.