Die einzelnen Sparten entwickeln sich dabei unterschiedlich. Kostensteigerung und Produktionsrückgang belasten das Ergebnis, multiple Krisen den Ausblick. Die Umsatzsteigerung wurde wesentlich getrieben durch die Kostensteigerungen aus den Bereichen Material, Energie, Transport und Personal. Trotz des Produktionsrückgangs von 2 Prozent wurden in der Kunststoffverarbeitung 1,4 % Menschen mehr als zu Jahresbeginn beschäftigt.
Die Bauprodukte führen das Quartett der Kunststoffsparten mit 13,7 Milliarden € Umsatz und einer Steigerung von 18,1% an. Es folgen die Technischen Teilen mit 10,2 Milliarden € und einem Umsatzplus von 6,2 %. Den stärksten Umsatzzuwachs verzeichnen die Kunststoffverpackungen mit einem Plus von 18,6 % auf rund 9,5 Milliarden Euro. Die Kunststoff-Konsumprodukte wuchsen um 8,2 % auf 6,2 Milliarden €. Der Exportanteil der Kunststoffprodukte liegt bei knapp 40 % und wuchs um rund ein Prozent.
Die Steigerungen der Kosten konnten bei Bau und Verpackung am besten weiter gegeben werden. Bei den Herstellern von technischen Teilen sieht das Bild anders aus. Allein die Materialkosten stiegen hier um 9,6 % seit Anfang des Jahres. Der Umsatz der Sparte stieg nur um 6,2%.
Die Stimmung bei den technischen Teilen ist nach Analyse des Branchenverbandes KV/TecPart besonders belastet. Viele Unternehmen der Zulieferindustrie berichten von der mangelnden Bereitschaft der Abnehmer, die Kostensteigerungen gemeinsam zu tragen, und das bei steigenden Gewinnen auf der Endkundenseite. „Vielen Kunden ist nicht klar, was hier mit der Zuliefersubstanz derzeit passiert. Die deutlich verzögerten und unzureichenden Preisanpassungen treffen auf reduzierte Abnahmen, was für Serienprozesse sämtliche Kalkulationen aus den Fugen hebt“, so der Branchenexperte Michael Weigelt, Geschäftsführer von GKV/TecPart. Der Stromkostenanteil in den Produktkosten hat sich von einem Korridor von 4 bis 10 % seit Jahresbeginn verdoppelt. Die verstärkte Produktion von Premiumfahrzeugen (+6,2 %) ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zu Lasten der volumenstarken, aber margenschwächeren Mittelklasse und Kleinwagen (-16 bis – 21%).
„Wenn dieser Trend der Ergebnisschmälerung nicht gebrochen wird, ist davon auszugehen, dass mit dem Rückzahlungsdruck der Corona-Darlehen im kommenden Jahr einige Unternehmen nicht mehr über die notwendige Liquidität verfügen“, berichtet Weigelt. „Viele Kunststoffverarbeiter aus der Mitgliedschaft ebenso wie aus den Branchen der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) berichten bereits heute, dass die Warenkreditversicherungen die Limits der Kunden herabsetzen und somit im Falle der liquiditätfördernden Factoring-Maßnahmen die Mittel nicht mehr vollumfänglich fließen“. Weigelt appelliert, die Rückzahlungsmodalitäten der Corona-Kredite zu strecken, um die Unternehmen, die vor zwei Jahren mit diesen Geldern gerettet wurden, nicht bei der Rückzahlung zu verlieren. „Es war schließlich nicht davon auszugehen, dass der Coronakrise die Chipkrise mit ihren gestörten Lieferketten und dann der Ukraine- Kieg mit den stark gestiegenen Energie- und Materialkosten die Zulieferbranche in diesem Umfang belastet“.
Zudem fordert die ArGeZ ein effektives und sofortiges politisches Eingreifen, etwa durch die Einführung eines Industriestrompreises. Dies würde zwar nicht alle Probleme lösen, sei aber mittlerweile für viele Klein- und Mittelständler existenziell.