Es liegt an den Verbrauchern

In der Studie „Entwicklung von Konsumverhalten, Aufkommen und Materialeffizienz von Verpackungen“ hat die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag von AGVU, DVI, FFI, IK und IPV untersucht, wie sich das Verpackungsaufkommen in den letzten 30 Jahren entwickelt hat und was die Gründe dafür sind.
Es liegt an den Verbrauchern
Illustration Frau: Mohamed Hassan; Illustration Mann: Burhan Khawaja; beide pixabay.com

Laut GVM ist der private Endverbrauch von Verpackungen zwischen 1991 und 2020 um 14 Prozent auf 8,7 Millionen Tonnen gestiegen. Ziel der Studie sei es zu untersuchen, inwieweit diese Entwicklung auf einen steigenden Konsum und auf Struktureffekte zurückzuführen sei. Dabei unterscheidet die Studie zwischen Mengeneffekten (Konsumniveau), Struktureffekten (Veränderung der Packmittelstruktur (Konsumstruktur) und Gewichtseffekten (veränderte Einsatzgewichte funktional vergleichbarer Verpackungen desselben Materials). Dabei heißt es in der Studie, dass Struktur- und Mengeneffekte immer auf ein verändertes Verbraucherverhalten zurückzuführen seien, während Gewichtseffekte immer auf Optimierungsanstrengungen der Industrie zurückzuführen seien.

Es liegt vor allem am Konsum

„Die Zunahme des Verpackungsverbrauchs ist in erster Linie auf den Mehrkonsum der Endverbraucher zurückzuführen“, so die GVM. Würden die gleichen Produktmengen wie 1991 konsumiert, wäre der Verpackungsverbrauch 2020 um 1,7 Millionen Tonnen geringer gewesen. Allerdings sei die Zunahme durch die Entwicklung immer leichterer Verpackungen abgemildert worden, andernfalls wäre der Verbrauch 2020 um 1,6 Millionen Tonnen höher gewesen.

Betrachtet man die Zahlen der GVM, sieht man deutliche Unterschiede bei den Materialien. Während der Verbrauch bei Glas mit minus 28,4 Prozent und bei Eisenmetall mit minus 39,5 Prozent deutlich zurückging, stieg er bei PPK (62,5 Prozent) und Aluminium (58 Prozent) deutlich an. Bei Kunststoffen hat sich der Verbrauch mit 111,4 Prozent sogar mehr als verdoppelt.

Bei Betrachtung der Mengeneffekte habe der Anstieg bei Kunststoffen sogar 138,6 Prozent betragen, bei Aluminium 114,9 Prozent. Über alle Materialien hinweg beziffert die GVM den Zuwachs durch den Mengeneffekt mit 22,2 Prozent. Für den Struktureffekt werden 11,8 Prozent über alle Materialien angegeben. Im Detail zeigt sich hier aber ein anderes Bild: Zwar ist auch hier der Zuwachs bei Kunststoff mit 49,7 Prozent am höchsten, allerdings habe der Struktureffekt bei Eisenmetall zu einem Anstieg von 22,3 Prozent geführt, bei Aluminium hingegen zu einem Rückgang von 18,5 Prozent. Der Gewichtseffekt habe insgesamt zu einem Rückgang von 20,5 Prozent geführt, wobei er bei Kunststoff (minus 76,9 Prozent) und Aluminium (minus 38,5 Prozent) überdurchschnittlich hoch und bei Glas (minus 6,9 Prozent) deutlich unter dem Durchschnitt lag.

Beispiel Heimtierfutter

An einer Reihe von Fallbeispielen beschreibt die GVM die Entwicklungen im Detail. So spiele etwa für den Verpackungsverbrauch Heimtierfutter eine wichtige Rolle, da es in fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland Haustiere gebe. Als Beispiele für Faktoren, die zu einer Erhöhung des Verpackungsverbrauchs führen, nennt die Studie die Zunahme der Population von Hunden und Katzen, den Einsatz von Nassfutter, die zunehmende Bedeutung von Snacks sowie kleinere Füllgrößen und den Einsatz von Multipacks. Demgegenüber würden die Abnahme der Population von Ziervögeln, der Einsatz von Trockenfutter und Säcken sowie die Verringerung von Wandstärken und Flächengewichten zu einer Verringerung des Verpackungsverbrauchs führen.

Die Population von Hunden sei von 2000 bis 2020 von 5 auf 10,7 Millionen gestiegen, die von Katzen sogar von 6,8 auf 15,7 Millionen. Bei anderen Heimtieren habe es einen Rückgang von 12,7 auf 11,6 Millionen gegeben. 2000 habe der Verpackungsverbrauch bei Heimtierfutter bei 999.000 Tonnen gelegen. Bis 2000 habe der Mengeneffekt zu einer Steigerung von 44.300 Tonnen und Struktureffekte zu einer Steigerung von 102.600 Tonnen geführt. Demgegenüber stehe ein Gewichtseffekt, der die Menge um 143.400 Tonnen reduziert habe. Insgesamt habe dadurch der Verpackungsverbrauch 2020 1.034.000 Tonnen betragen. „Ohne diese Gewichtsreduzierung wäre der Verbrauch in 2020 um 138 Prozent höher“, heißt es in der Studie.

Beispiel Wasch- und Putzmittel

Ein weiterer wichtiger Bereich für den Verpackungsverbrauch sind Wasch-, Putz- und Körperpflegemittel. Der Anteil am Verpackungsverbrauch privater Endverbraucher liege bei 6,5 Prozent. Als Faktoren für die Erhöhung des Verpackungsverbrauchs nennt die Studie unter anderem den wachsenden Verbrauch von Körperpflege- und Flüssigwaschmitteln, die Ersetzung von Verbundfolien durch Flaschen, die Abnahme der durchschnittlichen Füllgrößen, den Anstieg der Einsatzgewichte von Kunststofftuben sowie den verstärkten Einsatz von Sprühpistolen und Doppelwandverschlüssen. Dem stünden als mindernde Faktoren ein abnehmender Verbrauch von Pflegemitteln und Seifen, die Einführung von Nachfüllbeuteln sowie die Reduzierung der Einsatzgewichte von Flaschen und Kanistern gegenüber.

Insgesamt habe der Verpackungsverbrauch in diesem Bereich 1991 822.000 Tonnen betragen. Durch den Mengeneffekt sei der Verbrauch um 108.700 Tonnen gestiegen, Struktureffekte führten zudem zu einem Anstieg um 32.700 Tonnen. Dem stehen lediglich Minderungen durch Gewichtseffekte von 22.700 Tonnen gegenüber, sodass der Verpackungsverbrauch 2020 bei 2.008.000 Tonnen lag. Die Steigerung beträgt damit 144,3 Prozent.

Beispiel Wasserflaschen

Einweg-Kunststoffflaschen hätten sich als häufigstes Packmittel für Wasser etabliert. Dabei würden die veränderten Konsumgewohnheiten und Anforderungen der Verbraucher Umbrüche im Verpackungsmarkt mit sich bringen. „Der beherrschende Haupttrend ist dabei die zunehmende Convenience-Orientierung der Verbraucher. Das geringe Gewicht der Kunststoffverpackung ist für den Verbraucher ein Convenience-Vorteil“, so die GVM. Auch die Bruchsicherheit von Kunststoffflaschen sei ein Convenience-Vorteil.

Der steigende Wasserkonsum, die hohe Bedeutung des Außer-Haus-Marktes, eine steigende Füllgrößendifferenzierung sowie der steigende Konsum in kleineren Füllgrößen würden zur Erhöhung des Verpackungsverbrauchs führen. Zu einer Verringerung würden die zunehmende Akzeptanz für Leitungswasser, dem steigenden Vorbehalt gegenüber abgepacktem Wasser in PET-Flaschen, Mehrkonsum in größeren Füllgrößen sowie die immer leichtere Gestaltung der Flaschen beitragen.

Der Wasserkonsum sei von 8,5 Milliarden Litern 1995 auf 14,3 Milliarden 2020 gestiegen. Dabei habe vor allem der Konsum von Wasser in PET-Flaschen zugenommen. Auch die Bedeutung kleinerer und größerer Füllgrößen habe zugenommen. Insgesamt habe der Verpackungsverbrauch für Wasser 1995 bei 35.000 Tonnen gelegen. Durch Mengeneffekte habe es zwischen 1995 und 2020 einen Zuwachs von 2.424.000 Tonnen gegeben. Hinzu kamen Struktureffekte von 896.000 Tonnen. Durch Gewichtseffekte konnten 1.576.000 Tonnen eingespart werden. Insgesamt habe der Verpackungsverbrauch 2020 1.779.000 Tonnen betragen, wobei sich die Zahlen ausschließlich auf Einweg-Kunststoffflaschen beziehen.

Beispiel Elektrogeräte

Auch auf Verpackungen für Elektrogeräte inklusive Weiße Ware und Telekommunikationsgeräte hat die Studie einen Blick geworfen. Betrachtet wurden hier Papier, Pappe und Kartonagen. Als Gründe für eine Zunahme des Verpackungsverbrauchs werden die Substitution von Haustelefonen durch Smartphones, der Trend zu mehr als einem Fernseher pro Haushalt, kürzere Produktlebenszyklen, der steigende Einsatz von Blisterverpackungen, die aufwendigere Gestaltung von Innenausstattungen sowie der Ersatz von EPS-Formteilen durch Faserguss genannt. Zu einer Verringerung würden unter anderem die abnehmende Haushaltsausstattung mit Tiefkühlgeräten, der zunehmende Einsatz von Multifunktionsgeräten, die Miniaturisierung von Elektrogeräten und die Reduzierung der Flächengewichte von Wellpappe genannt.

Der Verpackungsverbrauch für Elektrogeräte habe 1995 1.152.000 Tonnen betragen. Durch Mengeneffekte seien 191.000 Tonnen, durch Struktureffekte weitere 94.000 Tonnen hinzugekommen. Reduziert worden sei das Aufkommen durch Gewichtseffekte von 185.000 Tonnen. Insgesamt habe der Verpackungsverbrauch 2020 daher 1.252.000 Tonnen betragen.

Veränderte Anforderungen

Verpackungen müssten sich an die sich ändernden Verbraucherbedürfnisse anpassen. „Das Ziel ist eine bedarfsgerechte Verpackung, die zusammen mit dem Füllgut den höchstmöglichen Nutzen stiftet“, so die GVM. Dabei würde die bedarfsgerechte Portionierung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch der Anwendungs-, Dosier- und Aufbewahrungsfunktion komme immer mehr Bedeutung zu.

Die Studie betont, dass alleine durch die Optimierung des Materialeinsatzes 2020 1,6 Millionen Tonnen Verpackungsmaterial eingespart werden konnten. Allerdings hätten diese Verbesserungen nicht ausgereicht, um das veränderte Konsumverhalten zu kompensieren. In Zukunft werde es auch nur noch graduell gelingen, die Steigerung des Konsumniveaus durch leichtere Verpackungen zu kompensieren, da die Schutzfunktion der Verpackungen nicht beeinträchtigt werden dürfe.

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