Weil in der Regel hochgradig schadstoffbelastete Böden von Deponien nicht angenommen werden, müssen diese zunächst mit Hilfe von meist sehr aufwändigen Verfahren behandelt werden, um die Grenzwerte für eine mögliche Deponierung zu erlangen. Oft erfolgt dies über eine energieintensive thermische Behandlung des Bodens in einem Drehrohrofen, die aufgrund der Anlagenknappheit in Deutschland häufig mit weiten Transportwegen verbunden ist.
Ein alternatives Verfahren stellt die biologische Bodenbehandlung dar. Hierbei handelt es sich um ein mikrobiologisches Sanierungsverfahren, bei dem mit Hilfe von Mikroorganismen organische Verbindungen unter optimierten Milieubedingungen zu Kohlendioxid, Wasser und Biomasse umgesetzt werden. Der Entsorgungsfachbetrieb Fischer Weilheim setzt auf dieses Verfahren, mit dem organisch kontaminierte Böden so hochwertig aufbereitet werden, dass sie im Idealfall anschließend erneut dem Stoffkreislauf zugeführt werden können.
Anlagen dieser Art existieren in Deutschland bisher kaum. Bauherren aus dem Großraum Stuttgart mussten bisher entweder nach Nürnberg oder nach Mannheim fahren, um kontaminierte Böden mineralisch aufbereiten zu lassen. Ab sofort ist diese Lücke geschlossen: Fischer Weilheim hat am Standort Weilheim an der Teck – rund 45 Kilometer südöstlich von Stuttgart – im Juni 2022 eine biologische Bodenbehandlungsanlage in Betrieb genommen. Das Annahmespektrum an mineralischen Abfällen reicht bei dieser Anlage von unbelasteten Baurestmassen bis hin zu hochbelasteten, gefährlichen Abfällen, die insbesondere mit LHWK/AKW und MKW belastet sind.
„Der nachhaltige und schonende Umgang mit regionalen Ressourcen ist die Grundlage all unserer Vorhaben“, so Udo Kolb, Vorsitzender Geschäftsführer von Fischer Weilheim. Und der Blick in den Arbeitsalltag des Unternehmens zeigt: der Bedarf ist groß. „Fast täglich fallen auf unseren Baustellen kontaminierte Böden an, die es fachgerecht zu entsorgen gilt. Auch unsere Geschäftspartner und Kunden kommen auf der Suche nach passenden Verwertungs- der Entsorgungsmöglichkeiten für belastetes Material immer wieder auf uns zurück“, ergänzt Kolb.
Kapazität von 10.000 m³
Kernstück der Bodenbehandlungsanlage ist eine teilmassive Halle mit einer Grundfläche von etwa 65 x 50 Meter. Sie verfügt über sechs Meter hohe Betonaußenwände und eine Betonbodenplatte mit einem vollflächigen KDB-Abdichtungssystem, welches auch für Deponiestandorte zertifiziert ist.
Auf einer Fläche von ungefähr 3.200 m² können bis zu 10.000 m³ an Bodenmaterialien zeitweilig gelagert und biologisch behandelt werden. Dies entspricht einem Gesamtjahresdurchsatz von 480.000 Mg/a. Mit der Bodenheizung und dem Trockenwendemietenverfahren werden optimale Bedingungen für die schon im Bodenmaterial vorhandene Mikroflora geschaffen, um die organisch abbaubaren Schadstoffe LHKW, AKW und MKW biologisch abzubauen. Das Prinzip der biologisch-physikalischen Behandlung von Böden beruht hierbei auf der kontrollierten Nutzung des natürlichen Stoffwechselpotentials von Mikroorganismen, die im Boden vorhanden sind. Die Verweildauer bis zur Erreichung des Sanierungszielwertes liegt je nach Verunreinigung zwischen wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen.
Sieben Lagerboxen dienen als Umschlageplatz
Den zweiten Teil der Anlage bildet ein Umschlagplatz für Boden- und Bauschuttmaterialien. Sieben Lagerboxen mit sechs Meter hohen Betonwänden, in einer dreiseitig umschlossenen Einhausung, können zeitweilig gelagerte, nicht gefährliche Abfälle aufnehmen. Sie bieten dazu eine Lagerkapazität von jeweils ca. 250 m³ bis 300 m³. Das Zwischenlager zur Annahme von asbest- und KMF-haltigen Abfällen wird in einer achten Außenlagerbox räumlich in die neue Bodenbehandlungsanlage integriert.
Hohe Sicherheits- und Umweltstandards
Zur Einhaltung der entsprechenden Sicherheits- und Umweltstandards befindet sich die Bodenbehandlungsanlage in einer allseitig umschlossenen Halle mit einer vollflächig abgedichteten Betonbodenplatte. Eine höchst leistungsfähige Lüftungsanlage reinigt die abgesaugte Luft über zwei hintereinander geschaltete Bio- und Aktivkohlefilter. Zum Schutz der Mitarbeitenden wurde ein Dreikammersystem eingeführt. Im Vergleich zu anderen Verfahren ist die Anlage energetisch unbedenklich aufgestellt: Die Energie für die Bodenheizung wird nachhaltig über eine großflächige Photovoltaikanlage und über Erdwärmesonden erzeugt.