Die beiden haben ein intelligentes Erkennungs- und Sortiersystem entwickelt, das es Abfallentsorgungseinrichtungen ermöglicht, Abfälle schnell und genau zu trennen und so sicherzustellen, dass mehr recycelt wird.
„Victor Dewulf und Peter Hedley nutzen modernste KI-Technologien, um ein großes Problem anzugehen – die drastische Reduzierung unseres Abfalls“, sagt EPA-Präsident António Campinos. „Indem sie die Wahrscheinlichkeit für Abfallrecycling erhöhen, trägt ihre Innovation zu einer saubereren Welt für uns alle bei. Das ist genau die Art von nachhaltigem Unterfangen, für das der Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder ins Leben gerufen wurde.“
Das belgisch-britische Team wurde im Rahmen einer hybriden Veranstaltung ausgezeichnet, die von einem weltweiten Publikum online verfolgt wurde und bei der die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2022, einem der renommiertesten Innovationspreise Europas, bekannt gegeben wurden. Das EPA hat den mit Preisgeldern dotierten neuen Preis für junge Erfinderinnen und Erfinder speziell für Innovatoren im Alter von bis zu 30 Jahren geschaffen, die Lösungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt haben und unser Leben positiv beeinflussen. Der erste Platz wurde zweimal vergeben: Neben dem Duo Dewulf/Hedley wurde die US-amerikanische Parkinson-Forscherin Erin Smith ausgezeichnet. Beide Erstplatzierten erhalten einen Geldpreis von 20 000 EUR.
Mit künstlicher Intelligenz schneller sortieren
Das System von Dewulf und Hedley besteht aus zwei Teilen, die einzeln oder zusammen genutzt werden können. Das Abfallerkennungssystem verwendet eine über den Förderbändern angebrachte Kamera in Handyqualität, um Fotos von den vorbeilaufenden Abfällen zu machen und sie an einen Algorithmus zu senden, der sie nach Priorität sortiert. Die Anweisungen, wo die Abfälle aufzunehmen und abzulegen sind, werden dann zur Sortierung an einen Roboterarm gesendet, der sich auf sechs Achsen bewegt. Die Komplettlösung kann 55 erfolgreiche Entnahmen von einem Förderband pro Minute durchführen.
Die Idee zu dieser Erfindung entstand, als Dewulf im Rahmen seines Studiums eine Recyclinganlage besuchte. Dabei fiel ihm der hohe manuelle Arbeitsaufwand auf, der das Sortieren von Abfällen extrem teuer macht und die Menge des recycelten Materials einschränkt. Dewulf machte sich Gedanken darüber, wie Computer Vision als eine spezifische Art von künstlicher Intelligenz den Prozess verbessern könnte, und bat seinen Freund Peter Hedley, mit ihm gemeinsam an einem entsprechenden Projekt zu arbeiten.
Die beiden begannen mit der Entwicklung ihres Systems in der Garage von Hedleys Eltern mit einer Kamera, einem Laufband und einer aus Containern zusammengesammelten Ladung Müll. Nachdem sie ihr erstes Computer-Vision-System erfolgreich trainiert hatten, gründeten Dewulf und Hedley 2019 ihr Unternehmen Recycleye. Seitdem konnten sie im Rahmen von Fundraising mehrere Millionen Euro an Investitionsgeldern generieren. Das Unternehmen hat 17 Bildverarbeitungssysteme und fünf Roboterarme im Einsatz, weitere sind in Planung.
Dewulf und Hedley sehen ihre Arbeit als einen wichtigen Schritt zur Schaffung einer nachhaltigen Wirtschaft. „Mit dem Einsatz von Computer Vision und neuen Technologien wie der Robotik können wir die Automatisierung der (Abfall-)Industrie beschleunigen“, sagt Dewulf. „Im Endeffekt können wir so den Übergang unserer Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft so weit beschleunigen, dass unsere Entsorgungsketten wieder in unsere Lieferketten integriert werden können.“