Stoffliches Recycling und Kunststoffrecycling im Besonderen bergen erhebliche Potenziale, um angesichts unterbrochener Lieferketten und planetarer Begrenzungen die rohstoffliche Versorgung zu gewährleisten und gleichzeitig Klima und Ressourcen zu schonen.
Für die gezielte Förderung des Kunststoffrecyclings bedarf es eines Bündels von Maßnahmen, mit denen gleichzeitig wirtschaftliche Stabilität gewährleistet und die gesetzten Klima- und Ressourcenziele erreicht werden können. Das gesamtwirtschaftliche Ziel muss es sein, den Produktehinweis „Made in Germany“ weltweit zu einem Synonym für echte Nachhaltigkeit zu machen.
Dafür ist es notwendig, dass die Ressourcenthematik – wie bei den erneuerbaren Energien auch – nun den gesetzlichen Status eines „überragenden öffentlichen Interesses“ bekommt.
Werner & Mertz und Remondis fordern von der Politik, durch die richtigen Anreize dafür zu sorgen, dass nachhaltige Produktion im Sinne von Design for Recycling und einem möglichst hohen Rezyklateinsatz im Markt bessergestellt wird, als nicht nachhaltige Produkte und Verpackungen. Dafür sei es notwendig, politische Instrumente mit echter Lenkungswirkung zu implementieren. Die Plastiksteuer ist ein sinnvoller Ansatz, wenn sie – anders als in der derzeitigen Praxis – mit einer entsprechenden Lenkungswirkung ausgestattet wird. Das bedeutet, dass sie nur von den Inverkehrbringern umweltschädlicher Neuware erhoben werden sollte, während Post-Consumer-Rezyklate steuerbefreit werden müssen.
Ergänzend dazu wäre eine gezielte Verwendung der Steuermittel hilfreich. Dies könnte erreicht werden durch die Umwandlung in eine zweckgebundene Abgabe, die vorrangig den Inverkehrbringern recyclingfähiger Verpackungen ausgeschüttet wird. Falls eine solche Umwandlung aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar sein sollte, könnte dieselbe Wirkung über einen entsprechenden Fonds erzielt werden, zu dem bereits entsprechende Szenarien bei UBA und der Zentralen Stelle Verpackungsregister vorliegen.
Die beiden Unternehmen haben sich nun unter dem Dach der Recyclat-Initiative zusammengeschlossen, um anhand praktischer Anwendungsbeispiele zu zeigen, wie sich Kunststoffkreisläufe vollumfänglich schließen lassen. Das gemeinsame Ziel ist es, nachhaltige Materialkreisläufe zu etablieren und dafür den Wertstoff aus der Quelle „Gelber Sack“ zu nutzen.
Im Zuge einer gemeinsamen Pressekonferenz auf der IFAT erläuterten Reinhard Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter von Werner & Mertz, Herwart Wilms, Geschäftsführer Remondis, sowie Dr. Nabila Rabanizada, Technische Leiterin Kunststoffrecycling bei Remondis, den Weg des Rohstoffs vom Gelben Sack über die weiterentwickelte mechanische Aufbereitung zurück in den Produktionskreislauf und in neue nachhaltige Verpackungen.
Dabei bekräftigten die Podiumsteilnehmer auch die Forderung nach verbesserten politischen Rahmenbedingungen in der EU.
Reinhard Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter von Werner & Mertz: „Die Recyclat- Initiative von Werner & Mertz hat bewiesen, dass hochwertige Recyclatqualitäten aus der haushaltsnahen Sammlung gewonnen werden können. Um die weiterhin günstigeren Preise für Neuware auszugleichen und hochwertige Anwendungen für Recyclate im Sinne von Closed-Loops anzustoßen, werbe ich für die Einführung einer Plastiksteuer auf Neuware.“
Herwart Wilms, Geschäftsführer Remondis, ergänzte in dem Zusammenhang, dass die Einführung einer verursachergerechten Steuer auf nicht recycelte Altverpackungen aus Kunststoff, die sogenannte “Plastiksteuer“, nur durch eine zielgerichtete Verwendung die erwünschte Lenkungswirkung entfalten könne: „Um das Recycling von Kunststoffen stärker zu fördern und zu einem Erfolgsmodell mit weltweitem Vorbildcharakter zu machen, müsste die Steuer zu einer zweckgebundenen Abgabe umgewandelt werden. Nur so ließe sich nachhaltige Produktion gezielt fördern, anstatt die Steuermittel für andere Aufgaben zu verwenden.“
Während das weitestgehend verlustfreie Recycling von Rohstoffen wie Glas, Metall und Papier seit Beginn der Kreislaufwirtschaft Anfang der siebziger Jahre etablierte Praxis ist, galten Kunststoffe bisher als werkstofflich eher schlecht verwertbares Material. Vor allem in Ländern, in denen weder funktionierende Sammelsysteme noch Sortier- und Verwertungskapazitäten vorhanden sind, belasten Kunststoffabfälle Böden und Gewässer in zunehmendem Maße.
Beide Kooperationspartner arbeiten gemeinsam daran, das Kunststoffrecycling in Deutschland und Europa weiter zu optimieren und zu einer der Schlüssellösungen für die Bewältigung der weltweiten Plastikkrise auszubauen.