Die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen und die Optimierung des Ressourcenmanagements sind mit dem Ziel, den Klimawandel zu bekämpfen, in den letzten Jahrzehnten in den Mittelpunkt der Recyclingindustrie gerückt. Aluminium spielt dabei eine zentrale Rolle und trägt auch maßgeblich zum Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft bei. Im Rahmen seiner Präsentation auf der BIR Conference am 23. Mai in Barcelona, ging Eng ins Detail und stellte die Perspektive des Sortiersystemherstellers dar.
Zu Beginn seiner Präsentation erläuterte er die geltende Gesetzgebung und wie ihre ehrgeizigen Ziele die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft unterstützen. Auf europäischer Ebene ist der Europäische Green Deal eine der wichtigsten Triebkräfte, der darauf abzielt, das Abfallmanagement zu verbessern und die Aluminiumproduktion zu dekarbonisieren, während gleichzeitig die Ressourcenrückgewinnung und das Recycling maximiert werden. „Wir brauchen Gesetze, die den Wandel vorantreiben, Anreize für Recycling schaffen und Schrott in hochwertige Rezyklate verwandeln. Die Zukunft der Kreislaufwirtschaft liegt im Abfall. Warum nutzen wir ihn nicht für neue Potenziale?“, betonte Eng.
Marktkräfte und Trends in der Aluminiumindustrie
Im Laufe der Jahre ist die Nachfrage nach Aluminium stetig gestiegen und dürfte noch weiter zunehmen. Laut dem Bericht European Aluminum Vision 2050 soll die Nachfrage nach Aluminium bis 2050 um 40 % steigen, so Eng. Dieses erwartete Wachstum wird vor allem durch den Transport-, Bau- und Verpackungssektor angetrieben, da Aluminium aufgrund seiner dauerhaften Eigenschaften recycelt werden kann, ohne sich zu zersetzen. Im Automobilsektor wird die Produktion von Leichtbaufahrzeugen vorangetrieben, um die Ziele für die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen zu erreichen, während sich der Bausektor auf energieeffizientere Gebäude konzentriert, um den Green Deal der EU zu erfüllen, und die Verpackungsindustrie darauf abzielt, den Anteil an Rezyklaten zu erhöhen.
Eng erklärte, dass diese Sektoren aus zwei Gründen auf Sekundärrohstoffe zurückgreifen müssen, um die vom Markt geforderten Mengen liefern zu können. Erstens gibt es in Europa nur eine begrenzte Kapazität für die Produktion von Primärmaterialien. Zweitens müssen die Aluminiumverarbeiter immer strengere Qualitätsanforderungen erfüllen und ihre Umweltbilanz verbessern.
Heute werden 36 % der Metallmenge durch recyceltes Aluminium gedeckt. Viele Markeninhaber streben 100 % Rezyklatanteil an und wollen ihren ökologischen Fußabdruck mit kohlenstoffarmem Aluminium verringern. „Wir haben große Fortschritte bei der Dekarbonisierung von Metallen gemacht, und es gibt noch mehr Potenzial, das genutzt werden kann, wenn wir die Rückgewinnungs- und Recyclingraten von Aluminium erhöhen“, kommentierte Eng.
Rückgewinnung von hochwertigem Aluminium
Im Anschluss an den Marktüberblick legte Eng den Schwerpunkt darauf, wie sich die Branche hin zu einer Kreislaufwirtschaft entwickeln kann. Er bezog sich dabei auf ein Zitat von Greg Wittbecker, der erst kürzlich sagte: „Wir handeln schon sehr lange mit kohlenstoffarmem Aluminium; wir nennen es aber einfach Schrott.“ Als Reaktion auf diese Aussage erklärte Eng, dass es in Europa einen Überschuss an Schrott gibt und somit eine Menge verborgenen Wert und kostbare Ressourcen, die es zurückzugewinnen gilt.
Die Herausforderung bei der Priorisierung von Sekundäraluminium gegenüber Primäraluminium und dem lokalen Handel mit recyceltem Aluminium liegt in der Qualität des recycelten Produkts. Schmelzwerke und Umschmelzer können nur neuwertige Rezyklate verwenden, die für anspruchsvolle Anwendungen geeignet sind.
Von der technischen Seite her betrachtet, beschrieb er, dass Aluminiumverarbeiter, die auf hochentwickelte Röntgentechnologie setzen, einen Wettbewerbsvorteil haben. „Tomra kann auf eine 15-jährige Erfahrung in der Sortierung von Aluminium und Schwermetallen zurückblicken. Unsere XRT-Technologie ist die weltweit führende Technologie für Aluminiumrecycling und -schmelzen, doch nun haben wir eine Möglichkeit entwickelt, mehr Material noch schneller zu verarbeiten“, betonte Eng. Da Schmelzwerke und Raffinerien unter dem Druck stehen, die Kosten zu senken und gleichzeitig eine hohe Qualität sicherzustellen, suchen sie nach einer wirtschaftlich tragfähigen und rentablen Lösung. Mit dem neuen X-Tract von Tomra erhalten die Verarbeiter die Möglichkeit, gleichbleibend hochwertige, ofenfertige Aluminiumprodukte herzustellen und so den Energieverbrauch zu senken. Um die Flexibilität der Röntgensortiertechnologie und die Reinheitsergebnisse, die sich erzielen lassen, zu verdeutlichen, zeigte Eng ein Flussdiagramm für zwei typische Anwendungen – die Zorba- und die Aluminiumprofilverarbeitung.
Primär- vs. Sekundäraluminium
Die Verwendung von recyceltem Aluminium anstelle von Primärmaterial bietet sowohl den Recyclern als auch der Umwelt zahlreiche Vorteile. Eng fasst diese mit der Aussage zusammen, dass Recycler mit modernster Sortiertechnologie größere Mengen an minderwertigem Schrott verarbeiten und kohlenstoffarme Produkte von gleichbleibend hoher Qualität herstellen können. Diese wiederum können zu höheren Preisen verkauft und im Inland gehandelt werden. Darüber hinaus ist die Herstellung von Sekundäraluminium im Vergleich zur Primärproduktion um 95 % weniger energieintensiv und verringert die Abhängigkeit von Bauxit und dem Import von kohlenstoffintensivem Primäraluminium. Tom Eng betonte, dass wir die CO2-Emissionen bis 2030 um 37 Prozent und bis 2050 um 46 Prozent reduzieren könnten, wenn wir recyceltes Aluminium anstelle von importiertem Primäraluminium verwenden würden, was einer Verringerung von 39 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr bis 2050 entspricht.
Nach einem allgemeinen Überblick über die Vorteile stellte Eng ein konkretes Beispiel von einem Kunden von Tomra vor. Durch die Erhöhung des Anteils an Sekundäraluminium im Produktionsprozess konnte das Unternehmen 1,5 Mio. €/Jahr einsparen und darüber hinaus den Energieverbrauch um 6 % senken. Die Energieeinsparungen ergeben sich hauptsächlich daraus, dass die recycelten Materialien weniger Energie zum Schmelzen im Ofen benötigen. Außerdem führte die höhere Qualität des Schrotts zu einer Steigerung der Produktionskapazität und zu Mehreinnahmen von 1 Mio. €/Jahr.
Schließen des Aluminiumkreislaufs
In seinen abschließenden Worten betonte Eng, dass eine große Nachfrage nach Aluminium besteht, die durch Sekundäraluminium gedeckt werden kann. „Wenn wir den vorhandenen Schrott nutzen und die entsprechende Sortiertechnologie einsetzen, können wir die Rückgewinnungsraten maximieren, größere Mengen recyceln und den Markt mit erstklassigen Aluminiumrezyklaten versorgen. Das wiederum ermöglicht es uns, die CO2-Emissionsziele zu erreichen und Aluminium grüner zu machen. Lasst uns den Kreislauf gemeinsam schließen“, schlägt Eng abschließend vor.