Die Notierungen an der Londoner Metallbörse steigen seit Wochen kontinuierlich an und haben, so Experten, zum Teil noch Luft nach oben. Kupfer scheint sich derzeit bequem über der 10.000-US-Dollar-Marke eingerichtet zu haben und notierte zuletzt (5.4.) in der Dreimonatsposition mit 10.445 bis 10.450 US-Dollar. Auch Aluminium HG blieb mit 3.440 bis 3.441 Dollar teuer, das gleiche gilt für Blei (2.406 bis 2.408 US-Dollar) und Zink (4.269 bis 4.270 US-Dollar). Zinn setzte seine Aufwärtsbewegung ebenfalls fort und notierte mit stolzen 44.475 bis 44.525 US-Dollar. Der Nickelmarkt hat sich inzwischen wieder etwas beruhigt. Nachdem die Notierungen im März kurzzeitig die 100.000-US-Dollar-Marke überschritten hatte, setzte die LME den Handel bekanntermaßen zeitweise aus um ihn dann einige Tage später – eingeschränkt – wieder aufzunehmen. Zuletzt lagen die Notierungen bei 33.725 bis 33.775 US-Dollar, was deutlich näher an der fundamentalen Wahrheit liegen dürfte als die extrem hohen Preise im letzten Monat.
Die Handlungsweise der LME, die den Nickelkontrakt nicht nur ausgesetzt sondern auch bestimmte Kontrakte storniert hatte, steht jetzt in der Kritik vieler Börsennutzer. Die LME musste einen spürbaren Vertrauensverlust hinnehmen, viele Nutzer sehen in den LME-Notierungen nicht mehr den realen Markt. Die Börsenleitung hat dies erkannt uns setzt nun alles daran, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen und ähnliche Vorkommnisse für die Zukunft zu verhindern. Gleich zwei Untersuchungen wurden eingeleitet, eine davon von der LME selbst, die zweite von den britischen Finanzaufsichtsbehörden. Es seien größere Veränderungen bei der Londoner Metallbörse LME zu erwarten, um die Fehler zu beheben, signalisierte die britische Financial Conduct Authority (FCA). Marktteilnehmer kritisieren zudem die Zusammensetzung des LME-Vorstands, der sich hauptsächlich aus hochrangigen Persönlichkeiten aus der Finanzwelt zusammensetze, aber eben nicht aus Metallhändlern oder Metallproduzenten. Das war früher grundlegend anders, die die LME war ja ursprünglich von den Marktteilnehmern selbst gegründet worden. „Die Börse muss ein Stück weit zurück zu ihren Wurzeln“, meint denn auch der Vertreter eines Handelshauses. Kritisiert wird aber auch die mangelnde Transparenz über Positionen bei OTC Geschäften, die außerhalb der LME ablaufen. „Es wäre zu kurz gesprungen, jetzt der LME die Alleinschuld für die Entwicklungen im März zu geben“, ergänzt besagter Händler.
Die hohen Metallpreise setzten die Marktteilnehmer weiterhin unter Druck, denn der Finanzierungsbedarf hat deutlich zugenommen. Zudem kann von einem zuverlässigen Absatzmarkt keine Rede sein. Die Verarbeiter kaufen meist nur kurzfristig für den unmittelbaren Bedarf, längerfristige Kontrakte sind selten geworden. „Auf Sicht fahren“, heißt derzeit die Devise. Solange viele Schlüsselindustrien unter Lieferkettenproblemen leiden, wir sich hieran wohl auch kaum etwas ändern. Der Recyclingmarkt hat zusätzlich unter einem weiteren Problem zu leiden: Der Krankenstand ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie, viele Betriebe arbeiten nur noch mit der Hälfte ihrer üblichen Belegschaft.