Im europäischen Vergleich sieht es nicht besser aus, nur 3 von 27 EU-Mitgliedsländern konnten die Sammelmindestquote von 65 Prozent für Elektro-Altgeräte erreichen. Zu berücksichtigen ist sicher, welche Datenbasis den Mengenmeldungen in den einzelnen Mitgliedstaaten zugrunde liegt. Dennoch spiegeln die Zahlen wieder, dass es noch viel zu tun gibt.
Für die Recyclingunternehmen im bvse sind stagnierende Sammelmengen seit Jahren ein Dorn im Auge. „Wir haben im bvse immer wieder Maßnahmen vorgeschlagen, um dieses System zu verbessern. Diese sollten jetzt so schnell wie möglich umgesetzt werden“, fordert bvse-Fachreferent Andreas Habel nachdrücklich.
Die gesamte Wertschöpfungskette ist gefragt!
„Die Unternehmen der Recycling- und Sekundärrohstoffwirtschaft sorgen dafür, dass Wertstoffe optimal zurückgewonnen werden, Primärrohstoffe geschont und CO2 eingespart wird. Zudem übernehmen unsere zertifizierten Erstbehandlungsanlagen durch eine sichere Schadstoffentfrachtung eine hohe Verantwortung für den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Um dieses Erfolgs-System weiterzuentwickeln und Potenziale zu heben, sind verlässliche politische Rahmenbedingungen und darüber hinaus ein gemeinsames Zusammenwirken aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette notwendig.
Hersteller in der Pflicht: Produktdesign und Kundeninformation
Am Anfang der Wertschöpfungskette gilt es, produktverantwortliche Hersteller mit einzubeziehen: Ein gutes Design for Recycling unterstützt die Rückgewinnung ressourcenschonender Sekundärrohstoffe. Fest verbaute Akkus, schwer zugängliche Schadstoffe oder unlösbare Verbindungen, die die Demontage erschweren, müssen endlich der Vergangenheit angehören. Zudem sollte eine verstärkte nachhaltige Informationsarbeit der Produzenten dafür sorgen, Umweltaspekte zur Abgabe der Altgeräte aber auch zur richtigen Abgabe beim Verbraucher zu stärken.
„Zum Beispiel ist es dringend notwendig, die Verbraucher noch besser über die richtige Entsorgung von Akkus und Batterien zu informieren. Das ist Teil der Produktverantwortung, der sich die Hersteller stellen müssen“, so Habel. „Denn immer wieder kommt es durch eine falsche Entsorgung zu gefährlichen Brandereignissen, die die Versicherungsfähigkeit der Abfallbehandlungsanlagen gefährdet.“
Herausforderung für Kommunen: Verbrauchernahes Sammelnetz und zerstörungsfreie Erfassung
Zur qualitativen und quantitativen Verbesserung der EAG-Sammlung sind vor allem ein enges verbrauchernahes Sammelnetz und eine fachkundige Beratung zur richtigen Entsorgung vor Ort erforderlich. „Essenziell ist, dass an den Sammelstellen qualifiziertes Personal die ordnungsgemäße und zerstörungsfreie Erfassung gewährleistet“, macht Habel deutlich.
Rechtliche Rahmenbedingungen weiterentwickeln
Eine Verbesserung der Erfassungsqualität sollte im Zuge der nächsten WEEE-Novelle mit einer Änderung der Maßgaben zur Zusammenstellung der Sammelgruppen erreicht werden. „Eine Erfassung von Altgeräten, die anstelle von Kantenlänge Bezug auf die Materialart nimmt, macht für die qualitätsorientierte Behandlung deutlich mehr Sinn“, betont Habel.
Vollzug durchsetzen und Lücken schließen
Zu viele ressourcenrelevante Mengen laufen zudem immer noch an den Erstbehandlungsanlagen vorbei und das nicht nur durch die falsche Entsorgung von Elektrokleingeräten im Restmüll. „Um eine sichere Schadstoffentfrachtung zu gewährleisten und negative Auswirkungen für die Umwelt zu vermeiden, müssen vor allem illegale Entsorgungsmöglichkeiten und der Export von Altgeräten konsequent bekämpft und durch den Vollzug überwacht werden“, fordert Habel.
Auch Lücken im Sammelnetz, wie Onlineplattformen, über die Geräte von Drittlandverkäufern vertrieben werden, die sich ihren Haftungs- und Sorgfaltspflichten dadurch entziehen, dass sie die gesetzlich vorgeschriebene Registrierungspflicht übergehen, müssen geschlossen werden. Künftig sollen Onlineportale mit in die Verantwortung gezogen werden, fordert bvse-Fachreferent Andreas Habel. Ökologie und Ökonomie können nur gewinnen, wenn endlich ein gemeinsames Umdenken und Handeln stattfindet. Es bedarf eines gemeinsamen Recyclingverständnisses und des Handlungswillens aller Stakeholder.