Die Autor*innen der ProcessNet-Fachgruppe „Abfallbehandlung und Wertstoffrückgewinnung“ wollen dazu die gesetzlichen und energiepolitischen Rahmenbedingungen und Perspektiven aufzeigen, widmen sich in aktuellen Beiträgen zur Verfahrenstechnik der thermischen Abfallbehandlung sowohl den thermischen Hauptverfahren als auch der Abgasreinigung und gehen auf das Thema Wertstoffrückgewinnung ein. Ihr Fazit: Durch Anstrengungen, das stoffliche Recycling weiter zu optimieren, können künftig weitere Kreisläufe von Produkten und Materialien hochwertig geschlossen werden. Für manche Abfallströme wird dies aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein – hier bleibt die thermische Abfallbehandlung unverzichtbar.
Eine an einer zirkulären Wirtschaft orientierte Gesellschaft ist mit Blick auf Maßnahmen gegen den Klimawandel und die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen ein wichtiges und erklärtes Ziel der Europäischen Kommission.
Eine veränderte Materialauswahl oder ein überarbeitets Produktdesign tragen zwar dazu bei, das Recycling der Produkte nachhaltig zu verbessern und somit den stofflich verwertbaren Anteil im Siedlungsabfall zu erhöhen. Gleichzeitig wird es aber auch künftig Abfallströme und Reststoffe geben, für die eine stoffliche Kreislaufführung aus technischen, ökonomischen oder ökologischen Gründen nicht möglich ist.
Hier leistet die thermische Abfallbehandlung in einer zirkulären Wirtschaft einen wichtigen Beitrag, um mit etablierten thermischen Verfahren wirtschaftlich und emissionsarm die Lücke zwischen (direkter) stofflicher Verwertung, chemischem Recycling sowie dem Rohstoff- und Energiebedarf der Industrie zu schließen. Die thermische Abfallbehandlung sorgt bereits heute in Form der Abfall- und Klärschlammverbrennungsanlagen gleichzeitig für:
- eine sichere und nachhaltige Elimination von Umweltschadstoffen aus dem angelieferten Abfall, z.B. Persistent Organic Pollutants (POP)
- einen aktiven Gesundheitsschutz, unter anderem im Sinne der Hygienisierung, vor allem bei zunehmender Urbanisierung und den steigenden Ansprüchen an eine umfassende Daseinsvorsorge (Siedlungsabfallhygiene)
- die Vorbereitung zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus bis dahin nicht verwertbaren Fraktionen
- eine kostengünstige und emissionsarme Wärme- oder Kältebereitstellung
- die Nutzung und Bereitstellung von Strom aus Reststoffen, die (derzeit) nicht stofflich verwertet werden können.
Schon jetzt ist die thermische Abfallbehandlung ein wichtiger Bestandteil, um die Ziele des Green Deal der EU zu erreichen: Durch konsequente Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung wird sie in den nächsten Jahren eine Kohlenstoffquelle der Zukunft sein – zusätzlich zur Bereitstellung von Energie und Wertstoffen, durch Kombination mit weiter reduzierten Emissionswerten, der Kraft-Wärme-Kopplung, CO₂-Abscheidung sowie Methanolsynthese (in Verbindung mit grünem Wasserstoff). Die thermische Abfallbehandlung wird somit dazu beitragen, auf primär fossile Kohlenstoffquellen schrittweise zu verzichten und Grundstoffe bereitzustellen für einen möglichst vollständig geschlossenen Rohstoffkreislauf.
Vor diesem Hintergrund greift das Positionspapier „Abfallverbrennung der Zukunft“ folgende Themen auf:
- Abfallströme, gesetzliche und energiepolitische Rahmenbedingungen und Perspektiven
- Verfahrenstechnik der thermischen Abfallbehandlung – Thermische Hauptverfahren
- Verfahrenstechnik der thermischen Abfallbehandlung – Abgasreinigung
- Wertstoffrückgewinnung