Zu Beginn des Jahres 2022 hat sich die Versorgungssituation bei vielen Rohstoffen zwar etwas verbessert, aber ist noch immer nicht überall auf Normalniveau. Vor allem belasten weiterhin Transportprobleme. Bei Rohöl sieht die IKB den Markt zu knapp versorgt. Im Jahresdurchschnitt 2022 besteht ein Bedarf von 100,8 mbd (= million barrel per day). Außerhalb der OPEC dürften im Mittel 66,7 mbd gefördert werden. Die OPEC muss also rund 34,1 mbd beisteuern. Davon werden knapp 5,3 mbd auf so genannte NGL-Sorten (Natural Gas Liquids) entfallen. Im Vergleich zur Dezember-Förderung der OPEC ist eine Ausweitung um 1 mbd erfolgt, sodass der Markt eher balanciert sein dürfte. Die geopolitischen Unsicherheiten (u. a Kasachstan und Ukrainekrise) sorgen jedoch für Unruhe. Die IKB erwartet für den Rohölpreis bis Ende Q1 2022 eine Bewegung um die Marke von 85 US-$/Barrel Brent. Im Jahresverlauf 2022 dürfte es jedoch zu einer Preisentspannung kommen. Bei Erdgas ist die Versorgungslage bei nach wie vor sinkender inländischer Erdgasproduktion weiter zu knapp: Die Speichersalden sind erheblich abgesunken. Der Grenzübergangspreis für Erdgas dürfte – auch hier mit der Sorge von Lieferstörungen aufgrund des Ukrainekonfliktes – daher bis Ende Q1 2022 fester notieren: Die IKB sieht, dass dieser um die Marke von 12.500 €/TJ in einem Band +2.000 € oszilliert und damit um das Dreifache höher liegt als im Vorjahr.
Stahlpreise
Die Weltrohstahlproduktion lag im Dezember 2021 3 % unter der des Vorjahres. Im Gesamtjahr wurden 3,6 % mehr Rohstahl produziert; die Jahresproduktion liegt bei 1,9 Mrd. t. Hiervon entfällt gut 1 Mrd. t auf China, das zuletzt aber seine Stahlproduktion deutlich drosselte (im Dezember 6,8 % weniger wegen Luftreinhaltung Olympische Spiele). Die Stahlpreise gaben weiter leicht nach. Die Eisenerz- und Kokskohlepreise tendierten im Januar stark nach oben. Begründet liegt der Stahlpreisrückgang in einer gesunkenen Nachfrage bei ausgeweitetem Angebot. Bei den Schrottpreisen war eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. Tendenz: Die IKB erwartet nachfragebedingt bis Ende Q1 2022 weiter leicht sinkende Stahl- und stabilere Schrottpreise.
Aluminiumpreise
Die weltweite Primäraluminiumproduktion expandierte 2021 gegenüber dem Vorjahr um 3 % auf einen neuen Produktionsrekord von 67,3 Mio. t. Für 2022 erwartet die IKB einen Ausstoß von 67,8 Mio. t. Hinzu kommen noch ca. 13 Mio. t Recyclingaluminium. Der Trend zum Leichtbau und hin zur E-Mobility hält auch im laufenden Jahr die Nachfrage weiter hoch. Der Abbau der Lagerbestände von Primäraluminium an der LME hat sich weiter leicht abgeschwächt. Die investive Nachfrage verminderte sich im Januar geringfügig um gut 2 %. Die Notierungen für Primär- und Recyclingaluminium entwickelten sich zum Monatsende uneinheitlich. Tendenz: Bis Ende Q1 2022 sieht die IKB die Primäraluminiumpreise in einem Band von +300 US-$ um die Marke von 3.000 US-$/t, die Preise für die Aluminium Alloy liegen im Mittel um bis zu 500 US-$/t niedriger.
Kupferpreise
Bis Ende Oktober 2021 zog die Kupferminenproduktion um 2,6 % an. Die Raffinadeproduktion stieg nur um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Die leicht rückläufige Kupferminenproduktion in Chile und China wird durch die Erholung u. a. in Indien und den USA sowie die Eröffnung und Erweiterung mehrerer Produktionsstätten (u. a. in Indonesien) überkompensiert. Der Bedarf an raffiniertem Kupfer ist in den ersten zehn Monaten um 1 % gestiegen: einem Rückgang um 5,5 % in China steht ein Anstieg in der restlichen Welt von 9,5 % gegenüber. Jedoch stabilisierten sich die Kupfervorräte an der LME auf niedrigem Niveau. Für das Gesamtjahr sieht die IKB ein Angebotsdefizit von rd. 250.000 t. Die investive Kupfernachfrage zog im Januar um rd. 60 % an, somit spiegelt dies auch eine höhere Knappheit wider. Tendenz: Den Kupferpreis sehen wir bis Ende Q1 2022 um die Marke von 10.000 US-$/t in einem Band von +1.000 US-$QQ