Ohne diese Verschwendung ließen sich bis zu 10 Prozent der klimaschädlichen Emissionen vermeiden. Einen wichtigen Beitrag können dabei optimierte Verpackungen leisten, die die Haltbarkeit von Lebensmitteln erhöhen.
Während weltweit 690 Millionen Menschen hungern, werden gleichzeitig enorme Mengen an Nahrung verschwendet. 2020 verkamen rund 931 Millionen Tonnen Lebensmittel zu Abfall; das entspricht 17 Prozent aller verkauften Produkte. Allein in Deutschland wird pro Jahr 12 Millionen Tonnen Essbares weggeworfen, mehr als die Hälfte davon in Privathaushalten. Manche Speisen landen im Müll, obwohl sie noch genießbar wären. Anderes verdirbt, weil zu viel davon eingekauft und dann doch nicht gegessen wurde. So verkommen in Deutschland pro Kopf im Mittel 82 Kilogramm Nahrungsmittel.
Ein Drittel der Treibhausgase durch Lebensmittel
Diese Vernichtung von Ressourcen ist nicht nur moralisch fragwürdig. Sie hat auch einen entscheidenden Anteil am Klimawandel. Denn bei der Erzeugung von Lebensmitteln sowie bei deren Transport, Verarbeitung, Verpackung und Zubereitung fallen enorme Mengen von Treibhausgasen an. In Summe steht ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen mit der menschlichen Ernährung in Zusammenhang. Der Großteil der Gase wird während der Produktion von tierischen Produkten freigesetzt: Bis ein Kilogramm Rindfleisch seinen Weg von der Weide auf den Teller findet, entstehen je nach Haltung und Fütterung der Tiere zwischen 7 und 28 Kilogramm CO2-Äquivalente. Milchprodukte wie Butter und Käse schlagen mit ähnlich hohen Werten zu Buche. Dagegen verursacht ein Kilogramm Brot nur 0,7 Kilogramm Treibhausgase. Durch vegetarische oder gar vegane Ernährung lässt sich der eigene Klima-Fußabdruck demnach deutlich verkleinern.
Enormes Einsparpotenzial in Privathaushalten
Eine weitere Stellschraube ist der bewusstere Einkauf und Verbrauch von Lebensmitteln. Denn derzeit gehen weltweit Jahr für Jahr rund 4,4 Milliarden Tonnen Treibhausgase – das entspricht 8-10 Prozent der Gesamtmenge – auf das Konto von nicht konsumierten Speisen. Wäre die Verschwendung von Lebensmitteln ein Land, wäre es dasjenige mit den drittgrößten CO2-Emissionen. In der EU werden jährlich etwa 88 Millionen Tonnen an Lebensmitteln verschwendet. Die Gründe sind vielfältig: In der Landwirtschaft werden teils Überschüsse produziert. Im Handel müssen häufig noch genießbare Produkte entsorgt werden, wenn ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Auch das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten trägt dazu bei, dass Speisen zu Hause verderben, „vergessen“ oder nicht mehr gebraucht werden. Allein in Deutschland ließen sich sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen, wenn in Privathaushalten nur halb so viele Lebensmittel verschwendet würden. Obst und Gemüse wird in Deutschland am häufigsten weggeworfen, gefolgt von bereits zubereitetem Essen und Backwaren.
Besser verpackt oder unverpackt?
Optimierte Verpackungen können zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen – und damit zur Reduktion von klimaschädlichen Gasen – beitragen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt namens „Stop Waste – Save Food“ unter Federführung der Universität für Bodenkunde in Wien. Denn Verpackungen können die Haltbarkeit vieler Lebensmittel verlängern und sie so vor einem frühzeitigen Verderben schützen. Zwar tragen Papier, Pappe, Alu und Kunststoffe ihrerseits zur Erzeugung von klimaschädlichen Treibhausgasen bei. Allerdings fällt ihr Beitrag in der gesamten Wertschöpfungskette meist kaum ins Gewicht, verglichen mit deutlich höheren Posten wie Tierhaltung, beheizten Gewächshäusern oder energieaufwändigen Einkaufsfahrten. Tatsächlich ist der Klima-Fußabdruck des verpackten Lebensmittels im Durchschnitt etwa 30-mal höher als derjenige seiner Verpackung. Anders ausgedrückt: Verpackungen tragen nur etwa 3,0 bis 3,5 Prozent zu den gesamten Klimawirkungen verpackter Lebensmittel bei. Daraus folgern die Autoren der österreichischen Studie: „Wenn durch die Schutzfunktion von Verpackungen im Schnitt mehr als 3,5 % Lebensmittelabfälle vermieden werden, dann hat sich der Verpackungseinsatz aus Sicht des Klimaschutzes ausgezahlt.“ Aus konkret untersuchten Beispielen lässt sich schließen: Allein im Handel könnte eine Verdoppelung der Mindesthaltbarkeit die Abfallrate um etwa 40 % senken.
Aufklärung tut not
Auch im Haushalt schneiden verpackte Lebensmittel im Schnitt besser ab als unverpackte. Beispiel Schinken: Frisch an der Theke verpackt, verdirbt Schinken beim Verbraucher mindestens drei Tage früher als in Kunststoff verpackter Schinken aus dem SB-Regal. Wird das Produkt innerhalb weniger Tage gegessen, fällt die Klima-Bilanz beim frisch verpackten besser aus als beim aufwändig verpackten. Werden zu Hause aber 25 Gramm vom nicht rechtzeitig konsumierten Schinken weggeworfen, dann ist der Nachteil 15-mal größer als die Mehrkosten der Kunststoff-Verpackung. Diese Zusammenhänge sind den meisten Konsumenten nicht bewusst, wie eine Befragung im Rahmen der „Stop Waste – Save Food“-Studie ergab. Demnach halten rund 70 Prozent der Befragten Verpackungsabfälle gegenüber Lebensmittelabfällen für das größere ökologische Problem, obwohl die Fakten das Gegenteil belegen: Optimal verpackte Lebensmittel haben eine bessere Umwelt- und Klimabilanz als unverpackte, die im Müll landen – und zwar unabhängig davon, ob die Verpackungsmaterialien recycelbar sind oder nicht.