Erste Gespräche mit den Botschaften von Namibia, Lesotho, Madagaskar und Sierra Leone seien erfolgreich verlaufen.
„Wir sind 2020 mit der Idee gestartet, die Weltmeere von Müll zu befreien“, sagt IFOPR-Gründer Peter Bales. „In den letzten Monaten wurde uns aber deutlich, wie viel größer die Aufgabe ist und wie offen die Menschen dafür sind, sie zu lösen. Unsere Mission als IFOPR ist daher größer geworden: Wir vernetzen alle wertschöpfenden Akteure, um Müll als Rohstoff zurück in den Wirtschaftskreislauf zu bringen – ob sich der Müll nun im Meer, in den Städten, im Wald oder im Gebirge befindet.
Über das langfristige Projekt Silicon Harbour hinaus arbeite das IFOPR daher mit Madagaskar, Sierra Leone, Lesotho und Namibia an pragmatischen Konzepten, wie sich Müll auf dem Festland und aus dem Meer sammeln, reinigen und in modernen Müllheizkraftwerken in elektrische Energie umwandeln lässt. Langfristiges Ziel sei ein Recyclingprozess, um die Wirtschaft in die Lage zu versetzen, Produkte aus gewonnenem Plastikgranulat oder anderen recycelten Materialien herzustellen. Dazu will das IFOPR eng mit Politik, Bevölkerung, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten, Wissen austauschen und Lösungen für das lokale Müllproblem entwickeln. Auf positive Resonanz stieß das Konzept des IFOPR über die vergangenen Monate in einer Reihe afrikanischer Länder.
„Die Gespräche mit den Botschaften von Namibia, Lesotho, Madagaskar und Sierra Leone waren extrem konstruktiv. Diese Länder stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen“, berichtet Bales. Während etwa Namibia unter Wasserknappheit leide, sei Madagaskar eines der Länder, das die Folgen des menschengemachten Klimawandels bereits heute am härtesten zu spüren bekommt.
Bei allen Unterschieden in den Ländern gebe es drei Gemeinsamkeiten, sagt Dr. Patience Nghengwa Ache, wissenschaftliche Beraterin des IFOPR, die sich seit Jahren mit Müllmanagement auf dem afrikanischen Kontinent auseinandersetzt: „Alle afrikanischen Länder leiden unter den Müllbergen und stoßen bei der Lösung dieses Problems an ihre Grenzen, weil ihnen Geld und Wissen fehlen. Sie brauchen dringend eine gute Stromversorgung, um die Menschen von Armut zu befreien und den Lebensstandard ihrer Bevölkerung zu heben. Und sie haben den festen Willen, nachhaltig Perspektiven für die nächsten Generationen zu schaffen.“
Von allen vier Botschaften habe das IFOPR einen Aufgabenkatalog erhalten, um seine Vision zu konkretisieren. Die Botschaften werden die Konzepte ihren jeweiligen Regierungen vorlegen, um einen Letter of Interest zu erhalten. Damit wollen die IFOPR-Gründer Hornung, Dr. Höhn und Bales auf die Bundesregierung zugehen, um weitere Möglichkeiten der Umsetzung zu evaluieren. Die Industrie habe dem IFOPR bereits mit wertvollen Impulsen zugearbeitet. Außerdem stehe das Institut in Kontakt mit Universitäten in Gabun sowie Kamerun, wo ebenfalls bereits ein Letter of Interest vorliegt.
Im nächsten Schritt strebt das IFOPR Arbeitstreffen in den Ländern an, im besten Fall gemeinsam mit den passenden Spezialisten, um Standort- und Machbarkeitsanalysen anzufertigen. Bales ist dabei wichtig, dass die lokalen Ressourcen und Gegebenheiten umfassend mitbetrachtet werden: „Wir hören den Menschen zu und nehmen ihre Bedürfnisse und Interessen ernst. Wir kommen nicht mit einem vermeintlich idealen Konzept, sondern nutzen die Infrastruktur und das Wissen vor Ort und bauen darauf auf. Wir arbeiten eng mit der Wissenschaft zusammen, um je nach Rahmenbedingungen modernste Anlagen bauen zu können. Und wir kommen nicht als Missionare, sondern werfen das weltweit vorhandene Know-how und unsere Motivation in die Waagschale, um anhand der regional unterschiedlichen Bedarfe das Müllproblem zu beheben und pragmatische Wege der Stromerzeugung zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, kleine Schritte zu gehen.“
Versuche, die Politik auf allen Ebenen für das neue Projekt des IFOPR zu gewinnen, seien bisher nicht gelungen, wie Bales berichtet: „Mein dringender Appell an die Politik: Wir müssen endlich aus dem defensiven, wenig pragmatischen Handeln herauskommen. Müll ist ein Menschheitsproblem. Das Wissen, wie sich weltweit Abfall vermeiden oder wiederverwerten lässt, ist längst vorhanden. Es wird aber nicht oder kaum genutzt, um endlich in den Handlungsmodus zu schalten.“