Die Anforderungen an das Gärrest-Handling steigen durch strengere Vorgaben beim Emissions-, Gewässer- und Klimaschutz, etwa im Zuge der neuen Dünge-Verordnung. Gleichzeitig stellen Gärreste einen wertvollen Dünger dar. Ihr Einsatz bietet sich insbesondere in Regionen mit wenig Tierhaltung an und kann dort Mineraldünger ersetzen – ein Potenzial, das bislang nicht voll ausgeschöpft wird. In diesem Spannungsfeld bewegen sich drei jetzt gestartete Projekte, die durch den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert werden. Die Forscher wollen Landwirte, Berater und weitere betroffene Akteure bei der Aufbereitung und emissionsarmen Anwendung von Gärrest-Düngern mit konkreten Handlungsanweisungen unterstützen. Es geht aber auch darum, die Rolle von Biogasanlagen als Systemdienstleister für Nähr- und Reststoffmanagement und Klimaschutz zu stärken. Die sich dadurch womöglich ergebenden wirtschaftlichen Perspektiven könnten viele Anlagen nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung gut gebrauchen.
Im Vorhaben Naehrwert bewerten das Deutsche Biomasseforschungszentrum, die FH Münster und das 3N-Kompetenzzentrum systematisch etablierte und neue Verfahren zur Gärrestaufbereitung hinsichtlich Kosten und Machbarkeit.
Das Thünen-Institut und das Julius-Kühn-Institut analysieren im Vorhaben Resource verschiedene Düngungsstrategien in gärrestaufnehmenden und –abgebenden Regionen bezüglich ihrer Stickstoff(N)-Effizienz, der gasförmigen N-Emissionen (Lachgas und Ammoniak) sowie der Nitratauswaschung. Dabei erfassen die Wissenschaftler erstmalig sämtliche N-Emissionspfade in dieser eingehenden Form.
Im Projekt Si-Gaer ermittelt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), wie man die Durchwachsene Silphie bedarfsgerecht mit Gärresten düngt.
Mehr Informationen über die einzelnen Projekte bietet die FNR auf ihrer Website (PDF).
Hintergrund: die Düngeverordnung
Die 2020 novellierte Düngeverordnung enthält strengere Anforderungen zur Vermeidung von Nährstoffüberschüssen, die sich mit Inkrafttreten der Regeln in den besonders nitratbelasteten „Roten Gebieten“ zum 1.1.2021 noch weiter verschärft haben. Davon betroffen sind auch die derzeit ca. 9.000 Biogasanlagen in Deutschland mit ihrer Gärrestproduktion in Höhe von etwa 82 Millionen Tonnen jährlich. Diese Gärreste werden bislang fast ausschließlich als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Ihr bedarfsgerechte Einsatz und die sinnvolle Verwertung überschüssiger Gärreste und der in ihnen enthaltenen Nährstoffe stellen somit für Pflanzenbau- und Biogasbetriebe wichtige aktuelle Themen dar. Gleichzeitig liegen in Marktfruchtregionen Defizite bei Nährstoffen wie Phosphor vor.
Steigende Anforderungen im Gewässerschutz und Nährstoffüberschüsse in Veredelungs- und Nährstoffmangel in Ackerbauregionen sind schon länger ein Thema. Das BMEL veröffentlichte deshalb bereits 2018 den Förderaufruf „Nachhaltige Aufbereitung und Verwertung von Gärrückständen“. Die jetzt gestarteten Projekte Naehrwert und Si-Gaer werden im Rahmen dieses Aufrufs gefördert.