Die Notierungen der börsennotierten Industriemetalle haben durchweg kräftig zugelegt. Das Tempo war allerdings recht unterschiedlich. Als Lokomotive auf den Metallmärkten präsentierte sich in diesem Jahr erneut Kupfer, das im ersten Halbjahr sogar die 10.000-US-Dollar-Marke kratzte und jetzt relativ stabil um 9.000 US-Dollar – aktuell sogar bei 9379,00 bis 9381,00 US-Dollar für Dreimonatsware – notiert.
Aluminium startete dann im Sommer richtig durch, nachdem das erste Halbjahr an der LME zumindest verhalten war. Aktuell notiert das Leichtmetall mit 2827,00 bis 2828,00 US-Dollar für den Terminkontrakt auf einem Niveau, dass wir zuletzt vor rund zehn Jahren gesehen haben.
Ähnlich stark präsentiert sich Zink. Zu Jahresbeginn notierte das Metall mit 2797,50 bis 2797,50 US-Dollar, heute sind es 3083,00 bis 3084,00 US-Dollar. Bei Blei ging es ebenfalls nach oben, von 2042,00 bis 2042,00 US-Dollar zu Jahresbeginn auf 2278,00 bis 2280,00 US-Dollar aktuell.
Der Shooting Star bei den Metallen dürfte aber das ansonsten eher langweilige Zinn sein. Anfang 2021 notierte Zinn an der Londoner Metallbörse mit 20735,00 bis 20735,00 US-Dollar, inzwischen sind es stolze 33125,00 bis 33150,00 US-Dollar. Nun wird Zinn nicht nur in London notiert, es gibt auch eine sehr wichtige Zinnbörse in Kuala Lumpur. Dort stieg der Zinnpreis vor einigen Wochen so stark an, dass der Handel zeitweise ausgesetzt werden musste.
Was aber sind die Gründe für diese Entwicklung? Kurz gesagt: Es gibt nicht den einen Grund, sondern viele sehr unterschiedliche Ursachen. Generell kann man sagen, dass Rohstoffe in Krisenzeiten schon immer eine „sichere Bank“ für Anleger waren. Anders als Devisen werden Rohstoffe dauerhaft benötigt, wenn auch manchmal nicht sofort – dann aber immerhin später. Aktuell spielen auch die diversen globalen Krisen eine Rolle, denn sie haben weltweit Auswirkungen auf die Logistikketten. Wenn Metalle, die dringend benötigt werden, ihren Bestimmungsort nicht erreichen können, weil es an Containern fehlt, hat die verarbeitende Industrie ein Problem. Dritter Punkt: Trotz Coronapandemie wachsen wichtige Volkswirtschaften in den USA, in Europa und in Asien. Der Bedarf an Metallen ist groß, die Metallproduzenten arbeiten zum Teil an der Kapazitätsgrenze und haben lange Lieferzeiten. Hinzu kommen lokale Entwicklungen, die derzeit gehäuft auftreten: Geschlossene Minen aufgrund der Pandemie, Produktionsstillegungen wie zuletzt hochwasserbedingt im Rheinland, immer noch bestehende Export- und Zollbeschränkungen und so weiter…
Neu ist auch, dass die sogenannten Sondermetalle kräftig an Bedeutung gewonnen haben. War dieser Sektor vor Jahren noch etwas für Spezialisten der Metallwirtschaft, so haben es Metalle wie Kobalt und Molybdän inzwischen sogar bis in die LME gebracht. Lithium – ein Metall, das vor zehn Jahren niemand kannte – gehört heute schon zum Wortschatz von Schulkindern. Die Zeiten ändern sich im Bereich der NE-Metalle rasant, die Tendenz zeigt derzeit ganz klar in Richtung Hausse. Allerdings, auch das sei gesagt, ist mittelfristig mit einer gewissen Preiskorrektur zu rechnen. Ein Händler bringt es auf den Punkt, indem er darauf hinweist, dass die Metallmärkte zwar dauerhaft fest bleiben dürften, gewisse „Überhitzungen“ wie derzeit bei Aluminium, Kupfer und Zinn aber sicher eine Korrektur erfahren würden.