Ziel des Projekts ist es, die Entsorgung von Kunststofffolien auf Mülldeponien zu verhindern und stattdessen die Wiederverwertung des Materials zu ermöglichen. FCC Medio Ambiente koordiniert das Projekt und ist Betreiber der Pilotanlage auf dem Gelände der Sortieranlage Econcentral in der Gemeinde Alhendín bei Granada. Neben Stadler und FCC beteiligen sich die Universität Granada, die Unternehmen Ibañez Extrusoras, Lindner Washtech, Lindner Washtech Engineering, Erema und Aimplas an dem Projekt. Die Pilotanlage setzt auf einen Recyclingprozess, bei dem Polyethylen-Folie (LDPE) aus Hausmüll aussortiert wird.
Der LIFE4FILM-Prozess umfasst in der Pilotphase vier Stufen: Sortieren, Reinigen, Extrudieren und Herstellen des Endproduktes. Stadler war an der ersten Stufe beteiligt – der Sortierprozess der Ecocentral-Pilotanlage. Das weltweit für die Lieferung schlüsselfertiger Müllsortieranlagen bekannte Unternehmen plante und baute die integrierte Sortieranlage.
Die LIFE4FILM-Anlage hat eine Kapazität von 10.000 Tonnen/Jahr an Kunststoffballen aus der Hausmüllsammlung und stellt rund 4.000 Tonnen/Jahr an recycelten Polyethylen-Regranulaten her. Davon werden ungefähr 700 Tonnen pro Jahr für die Herstellung von Recycling-Abfallsäcken genutzt, die von FCC Medio Ambiente und mehreren Kommunen bei Gartenpflege- und Straßenreinigungsarbeiten eingesetzt werden.
Die verbleibenden Stufen (Reinigen, Trocknen, Extrudieren und Blasformen des neuen Kunststoffmaterials) werden im Industriegebiet von Marchalhendín durchgeführt. Beide Betriebe dienen als Versuchsstandorte für die weitere Umsetzung in ganz Europa.
Stadler kommt ins Spiel, sobald die Folienballen aus dem Hausmüll der Anlage zugeführt werden. In einer Trommel werden die Ballen geöffnet, der Inhalt wird getrennt und Feinfraktionen (trockenes organisches Material, das an der Kunststoffoberfläche klebt) werden entfernt.
Der Überlauf der Trommel fällt in einen Zerkleinerer, der die Partikel auf eine Größe von unter 200 mm zerkleinert, um sie für die optische Sortierung vorzubereiten. Das zerkleinerte Material wird einem Ballistikseparator zugeführt, der das Material nach Dichte, Form und Größe sortiert. Ein Magnetabscheider entfernt sämtliche eisenhaltigen Verunreinigungen aus dem Materialstrom. Im Ballistikseparator wird das Material in zwei Materialströme aufgeteilt: flächiges Material (2D-Material, das 90 % des zugeführten Materials ausmacht) und rollendes Material (3D-Material, das als Störstoff betrachtet wird). Die im Materialstrom verbleibende Feinfraktion mit einer Größe von unter 65 mm wird aussortiert und zusammen mit der Feinfraktion aus der Trommel ausgeschleust. Das rollende Material mit höherer Dichte wird in einen automatisierten Ausschussbunker transportiert und später gepresst.
Die flächigen Materialien durchlaufen nacheinander drei NIRs, da für das Output-Material ein Reinheitsgrad von 95 % erforderlich ist. Im ersten NIR wird das ausgewählte Folienmaterial per Luftstrom ausgeworfen und einem zweiten NIR zugeführt. Das verworfene Material wird in einem automatisierten Bunker gelagert. Im zweiten NIR wird der Vorgang wiederholt. Im letzten Schritt durchläuft die ausgewählte Folie einen NIR zur Qualitätskontrolle. Dort werden alle nicht verwertbaren Störstoffe, die sich noch im Materialstrom befinden, ausgeworfen und dem Ausschuss zugeführt. Das nach dieser letzten optischen Sortierung verbliebene Material ist die saubere Folie, die einem automatisierten Lagerbunker zugeführt wird. Als Vorbereitung für die folgenden Stufen wird sie in Ballen gepresst.
Das Material wird zunächst in einem Rafter gereinigt, anschließend in zwei hintereinander geschalteten Friktionswäschern. Anschließend durchläuft es zwei mechanische Trockner und einen thermischen Trockner. Ungefähr 90 % des für diese Stufe eingesetzten Wassers wird zwei Aufbereitungsanlagen zugeführt und anschließend wiederverwendet. In der folgenden Stufe, Extrudieren, werden die sauberen und trockenen Flakes zu Regranulat umgewandelt. In der letzten Phase werden die Regranulate zur Herstellung von Kunststofffolie verwendet, die wiederum für die Produktion von Abfallsäcken genutzt wird.
Das LIFE4FILM-Projekt wurde entwickelt, um mehrere Ziele zu erreichen: Verbesserungen für die Umwelt; Verringerung von Plastikmüll auf Deponien um 11.000 Tonnen/Jahr; Steigerung der Recyclingquote bei Kunststofffolien aus Hausmüll; Recycling von urbanen Kunststoffabfällen; Reduktion des CO2-Fußabdrucks der Kunststoffindustrie und ihrer CO2-Emissionen um 65 %; Replizieren und Übertragen der LIFE4FILM-Lösung für das Folienrecycling auf andere Regionen in der EU; Veröffentlichung der Ergebnisse, um derartige Lösungen für Folienrecycling zu fördern; Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche und Aufnahme der LIFE4FILM-Lösung in das nächste EU-Referenzdokument über die besten verfügbaren Techniken für die Abfallbehandlung.
Alle diese Ziele, die zu einer Reduktion des LDPE-Anteils im Hausmüllstrom um 80 % führen würden, können mithilfe der im Rahmen des Projektes umgesetzten fortschrittlichen Technologien erreicht werden. Die Europäische Kommission hat im Rahmen des LIFE-Programmes mehr als 100 Millionen EURO investiert. Diese Mittel gehen an neun Mitgliedsstaaten, darunter Spanien, um ein nachhaltiges Europa und eine Kreislaufwirtschaft zu fördern.