Neues Konzept für ressourcenschonende Kläranlagen

Im Rahmen eines Pilotprojekts der RWTH Aachen und des Instituts für Energietechnik an der OTH Amberg-Weiden soll eine autarke Kläranlage im unterfränkischen Haßfurt das Klima schützen und Ressourcen schonen.
Foto: Arek-Socha; pixabay.com

Herzstück des Projekts ist eine Technologie zur Monoverbrennung, die erstmals die thermische Verwertung von Klärschlämmen in kleinskaligen Anlagen direkt am Ort der Entstehung ermöglichen soll – dezentral, emissionsarm und autark. Möglich macht dies nach Angaben der Projektpartner der Einsatz der Wirbelfeuerungstechnik. Unterstützung für das Projekt erhält die Stadt von Industrie und Forschung. In Kooperation mit Spanner Re², der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) und dem Institut für Energietechnik (IfE) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden entsteht am Standort Haßfurt eine Pilotanlage mit Wirbelfeuerung zur dezentralen Verbrennung und energetischen Nutzung von Klärschlamm.

Klärschlamm ist ein der wichtiger biogener Abfallstoff, dessen thermische Energie es effizient zu nutzen gilt. Die in den kommenden Jahren in Kraft tretenden Verpflichtungen zur Phosphorrückgewinnung und Bestimmungen der Düngemittelverordnung schränken die bisher etablierten Entsorgungswege für kommunalen Klärschlamm erheblich ein. Die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm wird durch den steigenden öffentlichen Fokus auf Boden-, Pflanzen- und Umweltschutz kritisch bewertet und rechtlich eingeschränkt. Die Mitverbrennung des Klärschlamms, beispielsweise in Müllverbrennungsanlagen und Zementwerken, sieht hingegen die Rückgewinnung von Phosphor nicht vor. Außerdem fallen die Kapazitäten zur Mitverbrennung in Kohlekraftwerken durch den Kohleausstieg auf absehbare Zeit weg. Diese Auswirkungen erfordern in den nächsten Jahren einen massiven Ausbau von Monoverbrennungsanlagen zur Entsorgung von Klärschlamm. Bisher ist Klärschlamm-Monoverbrennung jedoch nur in großen Anlagen an zentralen Standorten technisch und wirtschaftlich machbar.

(Quelle: DBFZ)

Das Konsortium im Forschungsprojekt „Verklär²“ hat es sich daher zum Ziel gesetzt, die dezentrale Monoverbrennung in kleinskaligen Anlagen zur Praxisreife zu bringen. Das Projekt wird im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Projektvolumen beträgt knapp 1,1 Millionen Euro. Ziel ist die Erprobung und Demonstration der umweltgerechten energetischen Verwertung von Klärschlamm in einer Wirbelbefeuerung für kommunale Kläranlagen der Größenklasse IV a (10.000 bis 50.000 Einwohner).

Die Kläranlage in Haßfurt wird im Rahmen des Projekts um eine Wirbelfeuerung erweitert. Die im Verbrennungsprozess gewonnene Wärme wird zur Wärmeversorgung der Kläranlage und des kommunalen Umfeldes verwendet. Einerseits wird die Wärme zur Trocknung des Klärschlamms genutzt, andererseits kann Überschusswärme aus der Wirbelfeuerung im Sinne der Sektorenkopplung in das lokale Wärmenetz eingespeist werden. Die Wirbelfeuerungsanlage substituiert in Haßfurt gleichzeitig ein bestehendes Blockheizkraftwerk (BHKW), welches mit Erdgas betrieben wird und die Klärschlammtrocknung mit Wärme versorgt. Damit wird künftig nicht nur auf Wärmebereitstellung aus dem fossilen Energieträger Erdgas verzichtet, sondern auch eine Autarkie der Kläranlage hinsichtlich Energieversorgung und Abfallentsorgung erreicht. Die intelligente und flexible Kombination der Klärschlammverbrennung mit der Klärgasverstromung führt zu einer Verbesserung der Energiebilanz der Kläranlage und zur Steigerung der Energieeffizienz. Zuversichtlich blickt Michael Kastner, Projektleiter vom Institut für Energietechnik, in die Zukunft: „Mit der dezentralen thermischen Verwertung des Klärschlamms kann ein wichtiger Meilenstein im künftigen Transformationsprozess vom Klärwerk zum Kraftwerk erreicht werden.“

Die RWTH Aachen übernimmt im Projekt die praktischen Untersuchungen zur Klärschlammverbrennung. Schrittweise erfolgt dies vom Technikumsmaßstab über den bestehenden Prototyp bis hin zur Inbetriebnahme der ersten dezentralen Verwertungsanlage mit Wirbelfeuerungstechnik in Haßfurt. Spanner Re² verantwortet die konstruktive Anpassung für den Dauerbetrieb und fertigt die Pilotanlage. Unterstützung bei der Planung und Konzeption zur Integration der Feuerungstechnik in den bestehenden Kläranlagenbestand erhält die Stadt Haßfurt vom IfE. Dieses ist auch für die wissenschaftlich-messtechnische und ökologische Bewertung des Vorhabens zuständig.

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