Dies erfordert jedoch eine enge Kooperation der verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette: von abfallproduzierenden Unternehmen über Transport-, Entsorgungs- und Aufbereitungs-Unternehmen bis hin zu den Abnehmern von Sekundärrohstoffen. Die Digitalisierung bietet hier neue Möglichkeiten, diese Kooperation durch ein leistungsfähiges und sicheres Informationsmanagement zu unterstützen. Dies ist das Thema des Projekts »Digitales Informationsmanagement in der Akteurskette der Kreislaufwirtschaft in der produzierenden Industrie – DigInform«, das von Partnern aus Wissenschaft und Praxis durchgeführt wird.
Das Fraunhofer IWKS bearbeitet zusammen mit Partnern der TU Darmstadt (Fachgebiet Stoffstrommanagement und Ressourcenwirtschaft und Fachgebiet Data Management) wissenschaftliche Fragestellungen zum konzeptionellen Design und zur informationstechnischen Umsetzung des Informationsmanagement sowie zur Ressourceneffizienz, während die Praxispartner Merck als Unternehmen der chemischen Industrie und die GSB Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH als großer Entsorgung die praktische Evaluierung und Implementierung innovativer Lösungen übernehmen. Gefördert wird das Vorhaben im Rahmen der Förderrichtlinie »Digital GreenTech – Umwelttechnik trifft Digitalisierung« durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund einer Million Euro für die Laufzeit von zwei Jahren.
Bisher wurden Daten vor allem im Hinblick auf eine effiziente Speicherung betrachtet. Jedoch ist der sichere und vertrauenswürdige Datenaustausch der verschiedenen Agierenden und die Vernetzung der Daten noch entscheidender, um das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu heben. Mit der im Februar 2020 veröffentlichten Datenstrategie der Europäischen Kommission wurde die Idee der gemeinsamen Datenräume eingeführt. Diese Datenräume sollen ein Ökosystem für Daten über Organisationsgrenzen hinweg bereitstellen.
Für die Implementierung dieser Idee in die Kreislaufwirtschaft ergeben sich insbesondere zwei Herausforderungen: Zum einen sind die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft und die der Qualitätssicherung beim Einkauf von Rohstoffen eng verknüpft. Jedoch haben beide unterschiedliche Systematiken sowie sachliche und rechtliche Anforderungen. Zum anderen besteht eine große Diskrepanz im Digitalisierungsgrad zwischen abfallerzeugenden Unternehmen, häufig aus der Großindustrie mit weit entwickelten Softwarelösungen, und kleinen bis mittelständischen Unternehmen der Entsorgungswirtschaft ohne große IT-Infrastruktur. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie der Beitrag konkreter, durch die Digitalisierung unterstützte Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft zur Ressourceneffizienz quantifiziert werden kann, insbesondere im Hinblick auf die Einsparungen von Treibhausgasen.
Im Projekt »DigInform« werden die speziellen Anforderungen an das Informationsmanagementsystem aus verschiedenen Perspektiven ermittelt: der abfallerzeugenden Unternehmen, der abfallverwertenden Unternehmen und der Abnehmer von Sekundärrohstoffen. Hierzu werden über Workshops und Interviews weitere Experten und Praktiker aus den verschiedenen Gruppen einbezogen. Diese Perspektiven werden in einem Akteursketten-übergreifenden Konzept des Informationsmanagements zusammengeführt, das die Grundlage der datentechnischen Realisierung darstellt. Als gemeinsame sichere Datenbasis soll die Plattform »TrustDBle« genutzt werden, die auf einer intelligenten Kombination aus Blockchain- und Datenbank-Technologie aufbaut. Die Effekte des Informationsmanagements hinsichtlich Klimaschutz und Umweltwirkungen werden analysiert und hinsichtlich der Potenziale für die Kreislaufwirtschaft insgesamt bewertet. Die praktische Erprobung und Validierung des Informationsmanagementsystems wird im Kontext realer Unternehmensstrukturen des produzierenden Unternehmens der chemischen Industrie sowie des Entsorgungsbetriebes erfolgen.
Gerade in kleineren Unternehmen in Deutschland kann durch die Implementierung eines solchen gemeinsamen Informationsmanagements mit erheblichen positiven Effekten hinsichtlich Nachhaltigkeit, aber auch Wettbewerbsfähigkeit und Innovation gerechnet werden.