„Die priorisierte Impfung von Mitarbeitern der Kritischen Infrastruktur, wie der Abfallwirtschaft, darf im allgemeinen Ansturm auf COVID-19-Impfstoffe nicht aus dem Blick geraten. Die Impfkampagne muss gerade auf den letzten Metern in der Spur bleiben und darf nicht ins Stolpern kommen. Es kann nicht sein, dass sich ausgerechnet diejenigen, die während der gesamten Corona-Krise kein Homeoffice machen konnten und können, sich nun hinten anstellen müssen. Arbeitnehmer in systemrelevanten Berufsgruppen wie der Abfallwirtschaft müssen immer raus. Müllabfuhr kann weder in kalten Jahreszeiten noch in Pandemiezeiten die Arbeit einstellen, da der Müll durchgehend abgeholt werden muss“, erklärte BDE-Präsident Peter Kurth am Freitag in Berlin.
Hintergrund des eindringlichen Appells sind Berichte, wonach der COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in Berliner Arztpraxen ab sofort unabhängig von der Priorisierung nach der Impfverordnung des Bundes verimpft werden. Auch in Bayern wurde AstraZeneca in Arztpraxen für alle Altersgruppen freigegeben. Gleichzeitig ist bereits zu hören, dass auch für AstraZeneca schon wieder Engpässe bei der Verimpfung in Arztpraxen bestehen.
Der BDE wies darauf hin, dass es in den meisten Bundesländern noch nicht mal ein geklärtes Procedere für die Impfung von Personen gebe, die in besonders relevanter Position in Einrichtungen und Unternehmen der Kritischen Infrastruktur, wie der Abfallwirtschaft, tätig seien. Hier wären rasche, praxisnahe Lösungen angezeigt. Der Verband warb zudem dafür, Modellprojekte für das Impfen mit Betriebsärzten in Sektoren der Kritischen Infrastruktur aufzusetzen. Bisher gebe es solche Modellprojekte nur in allgemeinen Industriesektoren.
Kurth: „Im Jahr 2020 wurden Mitarbeiter der Kritischen Infrastruktur für ihre Tätigkeit öffentlich beklatscht. Jetzt geht es darum, mit konkretem Handeln auch Wertschätzung auszudrücken. Die Beibehaltung der Priorisierung bei der Impfung wäre eine solche Wertschätzung.“
Sorge machen dem BDE-Präsidenten auch Überlegungen zur kompletten Aufhebung der Impfpriorisierung, die beim nächsten Impfgipfel von Bund und Ländern am kommenden Montag in Berlin zur Diskussion steht.
Kurth: „Es darf nicht zu einem Windhundrennen kommen, bei dem es noch große Verzögerungen bedingt durch die Verfügbarkeit von Impfstoffen und Impfterminen geben könnte. Keinesfalls dürfen aber Mitarbeiter in systemrelevanten Berufsgruppen wie der Entsorgungsbranche die letzten in der Impfreihenfolge sein.“