Meeres- und Plastikmüll stellen eine globale Herausforderung dar, der mit neuen Impulsen und politischem Willen begegnet werden solle, so die Umweltminister der vier Länder auf einem virtuellen Treffen am 31.März. In über 120 Ländern gibt es mittlerweile Rechtsvorschriften, um die Nutzung von Einwegkunststoffen einzuschränken bzw. zu verbieten. 34 von 54 afrikanischen Nationen haben Einwegkunststoffe verboten. Auch in der Europäischen Union gibt es ein solches Verbot sowie ein Exportverbot von unsortiertem Plastikmüll. Ungeachtet dessen könnte sich der Eintrag von Abfällen in die Weltmeere bis 2040 schätzungsweise fast verdreifachen.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium: „Es gibt kein Allheilmittel mit dem wir Meeres- und Plastikmüll verschwinden lassen können, aber es gibt einen Werkzeugkasten, mit dessen Hilfe wir Lösungen entwickeln können. Für einen langfristigen Erfolg müssen wir die Herstellung und Entwicklung von Kunststoffen stärker in den Blick nehmen, und wir brauchen Maßnahmen entlang der ganzen Verschmutzungskette. Wir verfügen über die wissenschaftlichen Erkenntnisse, das Wissen über die Eintragswege und die erforderliche Technologie, um Innovationen zu beschleunigen und gleichzeitig unseren gebeutelten Planeten zu schützen.“
Marcelo Mata Guerrero, Umweltminister Ecuadors: „Eine große Hürde für Wissenschaftler und Entscheidungsträger heutzutage ist das fehlende Wissen über die biologischen Auswirkungen von Mikroplastik auf maritime Organismen und den Menschen. Auf dem Weg zu einem globalen Übereinkommen muss das Thema dynamischer und sichtbarer werden. Ganz besonders in der Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung ist dies ein guter Impuls, um Nachweise über die Auswirkungen von Mikroplastik, das in unseren Nahrungsketten und in maritimen Lebewesen gefunden wird, zu erbringen. Meeres- und Plastikmüll zu stoppen bedeutet nicht nur, die Gesundheit der Meere zu schützen, sondern auch unsere eigene.“
Kwaku Afriyie Umweltminister Ghanas: „Wir brauchen Innovationen, Zusammenarbeit und Finanzierung in den Bereichen Abfallwirtschaft und Monitoring von Meeresmüll, insbesondere in Entwicklungsländern, die kaum über Infrastruktur verfügen und wo sich der Prozess schwieriger gestaltet – und schwieriger zu finanzieren ist.“
Ta Dinh Thi, Direktor der Vietnamesischen Behörde für Meeresgebiete: „Die Länder müssen jetzt zusammenkommen, um eine globale Strategie mit klaren Zwischenzielen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Interessengruppen sowie Fortschrittsindikatoren zu entwickeln, damit wir das Problem von grenzüberschreitendem Meeres- und Plastikmüll angehen können. Südostasien befindet sich in einer einzigartigen Position und spielt hier eine bedeutende Rolle. Ein neues globales Abkommen wird unseren regionalen und nationalen Maßnahmen gegen die globale Plastikkrise starken Auftrieb verleihen.“
Inger Andersen, Exekutivdirektorin der UNEP: „Wir müssen dringend transformative Maßnahmen ergreifen, um Plastikmüll zu reduzieren. Wir können es uns nicht leisten, den Punkt zu erreichen, an dem es kein Zurück mehr gibt. UNEP ist bereit, seine Mitgliedstaaten bei den Gesprächen zu wirksameren globalen Maßnahmen im Bereich Einwegkunststoffe zu unterstützen und fordert die Mitgliedstaaten und andere Interessengruppen auf, die Arbeit zur Beseitigung von Einwegkunststoffen wo immer möglich aufzunehmen. Wir dürfen beim Reduzieren, der Wiederverwendung und dem Recycling keine Zeit verlieren.“
Laut den vier Ländervertretern wird ein weltweites Abkommen benötigt, um ein abgestimmtes Vorgehen gegen die Bedrohungen der Meere und Ozeane durch Meeresmüll zu erreichen. Ziel soll es sein, finanzielle Mittel für Maßnahmen gegen Meeresmüll bereitzustellen und einen gemeinsamen Handlungsrahmen auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu schaffen. Im Fokus der Aktivitäten soll unter anderem der gesamte Lebenszyklus von Kunststoffen stehen sowie wissenschaftsbasierte Ansätze bei der Überwachung des Meeresmüllproblems und eine Evaluation getroffener Maßnahmen.
Die für September 2021 anberaumte Ministerkonferenz soll politisch dazu dienen, den zweiten Teil der 5. UN-Umweltversammlung (UNEA) im kommenden Jahr vorzubereiten, auf der über stärkere Maßnahmen gegen Meeresmüll und Mikroplastik beraten werden wird.
Vertreter*innen der vier Länder haben am 31.März ihr Vorgehen bei der Ausrichtung der Konferenz anderen UN-Mitgliedsstaaten sowie Nichtregierungsorganisationen auf einer virtuellen Paneldiskussion erläutert.
Das weltweite und allgegenwärtige Problem des Meeresmülls richtet nicht nur in marinen Ökosystemen großen Schaden an, sondern wirkt sich auch verheerend auf unsere Erde, die Tierwelt und die menschliche Gesundheit aus. Konkret wurden in den letzten 65 Jahren 9 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, von denen allerdings nur 9 % wiederverwertet und 12 % verbrannt wurden, was zusätzlich eine Verschmutzung der Luft darstellen kann.
Jährlich gelangen 12 Millionen Tonnen Plastikmüll in unsere Meere. Meerestiere verfangen sich in dem Müll oder nehmen Kleinteile davon auf, wodurch sie sich verletzen oder zu Grunde gehen. Plastikmüll wirkt sich auch nachteilig auf die Nahrungsmittelsicherheit und -qualität, die menschliche Gesundheit sowie den Küstentourismus aus und trägt zum Klimawandel bei.
Darüber hinaus wurde im jüngsten UNEP-Bericht Making Peace with Nature, die Umweltverschmutzung neben dem Klimawandel und dem Verlust von Biodiversität als eine der drei planetaren Krisen genannt, die das Erreichen nachhaltiger Entwicklungsziele und somit ein ausgeglichenes Mensch-Natur-Verhältnis gefährden.