Eine Region, bei deren bloßer Erwähnung Naturliebhabern und Globetrottern der Atem stockt: Patagonien. Neben schroffen Gebirgen geformt von Pazifikwinden und beeindruckenden Landschaften sind es vor allem die Fjorde und Küsten, die – abgesehen von den Corona-Reisebeschränkungen – jedes Jahr mehr Besucher in den Landstreifen nach Süd-Chile locken. So auch Michel Compagnon aus Santiago de Chile. Doch außer grandiosen Naturschauspielen ist ihm vor allem eines ins Auge gestochen: weggeworfene Fischernetze und Leinen, die eine Belastung für die Umwelt darstellen und so manchem Meeresbewohner ein unglückliches Ende bereiten können. Die darauf angesprochenen einheimischen Fischer bezeichneten die achtlos entsorgte Takelage schlichtweg als Müll. Für Compagnon, Commercial Manager beim Kunststoffrecycling-Betrieb Comberplast, wurde die ungustiöse Szenerie aber zu einem Projekt zur Rettung der Ozeane und der unvergleichlichen Schönheit Patagoniens – soviel zur Entstehungsgeschichte des Projektes Atando Cabos.
Was im Jahr 2016 mit einer Hand voll Testmaterial im Reisekoffer begann, ist heute ein Projekt, im Rahmen dessen jährlich über 3.000 Tonnen an Seilen und Netzen zu neuen Produkten verarbeitet werden. Dabei erfolgt der gesamte Aufbereitungsprozess, angefangen von der Zerkleinerung und der Reinigung über die Extrusion bis hin zum Spritzgießen neuer Produkte vor Ort in der Anlage von Comberplast in Santiago de Chile. Seit über 25 Jahren hat man sich hier der Circular Economy verschrieben, noch bevor Kreislaufwirtschaft im Kunststoffrecycling in aller Munde war. Dass dieser Weg der richtige ist, bestätigen Julio JR Compagnon, CEO von Comberplast und Mitbegründer von Atando Cabos, auch die vielen internationalen Preise für Umweltschutz und Innovation: „Die globalen Auszeichnungen machen mich sehr stolz. Sie helfen uns zu zeigen, dass ein anderer Weg möglich ist und, dass das Richtige für Mensch und Umwelt auch ein profitables Geschäft sein kann. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Der eigentliche Geschäftszweck sollte immer darin bestehen, Probleme auf ökonomisch und ökologisch nachhaltige Weise zu lösen.“ Die großen Mengen an alten Fischernetzen, Leinen und anderen entsorgten Kunststoffmaterialien werden zu innovativen neuen Produkten für beispielsweise die Agrar- und Bergbauindustrie verarbeitet oder aber auch in grüne Paletten für eine internationale Brauerei umgewandelt.
Bei der Zerkleinerungstechnologie vertraut man seit 2020 auf einen Lindner Micromat 1500, ausgestattet mit einem optimierten Schnittsystem aus dem Lindner Mono-Fix-Baukasten. Dazu Julio Compagnon: „Wir verarbeiten Kunststoffabfälle aus der Fischerei- und Fischzuchtindustrie. Diese Materialien wurden von sehr intelligenten Menschen dafür entwickelt, nicht zu brechen oder zu reißen. Daher stellt vor allem die Zerkleinerung eine große Herausforderung dar. Bei der Verarbeitung sind wir immer auf der Suche nach neuen Lösungen, um weitere, schwierige Projekte anzugehen und unsere Produktion wirtschaftlich erfolgreich betreiben zu können. Hier haben wir mit Lindner einen erfahrenen Partner gefunden, der bereit war mit uns diesen Weg zu gehen – das machen nicht viele Unternehmen.“
Die angelieferten Materialien sind meist stark mit abrasiven Stoffen wie Sand, Steinen oder Organik verunreinigt. Deshalb wurde bei der Auswahl des Schredders neben einer hohen Energieeffizienz vor allem auf die Verschleißkosten geachtet. Jetzt nach einem Jahr im Einsatz freut sich Compagnon: „Wir haben den Micromat im Januar 2020 bekommen– am Anfang der Pandemie. Aufgrund der Situation mussten wir bei der Inbetriebnahme und dem Service neue Wege trotz räumlicher Distanz gehen. Durch die großartige Zusammenarbeit des Lindner Teams in Österreich, des chilenischen Vertriebspartners Ingeniería Delta Limitada und unseren Technikern hier vor Ort konnten wir den Zerkleinerer erfolgreich installieren und in Betrieb nehmen – alle Beteiligten haben außergewöhnliche Arbeit geleistet. Seither läuft unser Schredder wie ein Uhrwerk und wir freuen uns auf viele weitere gemeinsame Projekte.“