Die Corona-Pandemie hat insbesondere zu Weihnachten erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Abfallmengen und ihre Verteilung in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. unter seinen Mitgliedsunternehmen.
Demnach haben die Entsorger sowohl während des „Lockdown heavy“ im März dieses Jahres als auch im jüngsten „Lockdown light“ mit einem Nachlauf von zwei bis drei Wochen die jeweiligen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Abfallverteilung registriert. Das Ergebnis: Das durch die Kontaktbeschränkungen ausgelöste intensivere häusliche Leben spiegelt sich auch in einer Mengenverschiebung der Abfallströme bei Glas, Altpapier und Kunststoffabfällen wider.
Insgesamt stellten die Unternehmen schon während des ersten Lockdowns im März starke regionale Schwankungen fest. So ermittelten sie vereinzelt einen Zuwachs von 20 Prozent bei Glas und Leichtverpackungsabfällen aus Privathaushalten, während die Abfallmengen aus Industrie, Handel und Gewerbe mindestens stark rückläufig waren oder entsprechend ausblieben. Mit Ende der Maßnahmen fielen die Mehrmengen der Haushalte wieder rapide ab und stiegen selbst in der diesjährigen Urlaubssaison nicht mehr auffällig an.
In der Jahresbetrachtung sehen die Unternehmen einen Anstieg der Glasabfallmenge von durchschnittlich 5,9 Prozent. Der Mengenzuwachs bei Leichtverpackungen aus Kunststoffen, Metallen und Verbundmaterialien liegt demnach bei 5,7 Prozent.
In Sachen Mülltrennung zeichnet sich keine grundsätzliche Veränderung ab. Die Unternehmen weisen jedoch aktuell darauf hin, dass weiterhin viele Gesichtsmasken und Gummihandschuhe unsachgemäß in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sacken entsorgt werden.
Während sich beim Altpapier die Gewichtsmenge insgesamt kaum änderte und durch weniger grafische Papiere teilweise sogar zurückging, nahm das Mengenvolumen durch mehr Verpackungen aus Pappe und Karton zu. Dementsprechend lag der durchschnittliche Anstieg auch nur bei rund 1,7 Prozent.
Zum Jahresende rechnen die deutschen Entsorgungsunternehmen mit einer weiteren Zunahme der Mengen beim Verpackungsabfall. Je nach Abfallart liegt die erwartete Steigerung im Dezember im Vergleich zum Vormonat im Durchschnitt zwischen sechs und acht Prozent. Gründe dafür sind die üblichen saisonalen Entwicklungen zu Weihnachten, aber auch das veränderte Einkaufsverhalten der Verbraucher im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Demnach rechnet ein Großteil der befragten Unternehmen mit einem Anstieg der Leichtverpackungsmengen von im Schnitt 8,6 Prozent.
Mit einem Jahresvolumen von 30 Kilogramm pro Person ist der Anteil sogenannter Leichtverpackungen der größte Mengenstrom bei den untersuchten Abfallarten. Pro Jahr sammeln die Unternehmen ca. 2,5 Millionen Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialen bei den privaten Haushalten.
Auch der Anteil von Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton wird über die Feiertage erwartungsgemäß zunehmen. Hier prognostizieren die Statistiker des Verbandes einen Zuwachs um durchschnittlich 6,9 Prozent. Die Gesamtsammelmenge dieser Abfallart aus privaten Haushalten liegt jährlich bei rund 1,3 Millionen Tonnen. Das sind ca. 16 Kilogramm pro Kopf.
Einen Mengenzuwachs erwarten die Unternehmen auch beim Altglas. Dieser wird durchschnittlich mit einem Zuwachs von 6,4 Prozent geschätzt, jedoch mit starken regionalen Schwankungen von bis zu 20 Prozent mehr in Ballungsräumen. Insgesamt sammeln die Unternehmen pro Jahr eine Gesamtmenge an Altglas von insgesamt 1,8 Millionen Tonnen. Das sind im Jahr 22 Kilogramm Altglas pro Kopf.
BDE-Präsident Peter Kurth erklärte zur Umfrageauswertung: „Das Ergebnis unserer Umfrage bestätigt einen Eindruck bei der Abfallmengenentwicklung. So ergibt sich eine Verschiebung der Abfallmengenströme aus dem gewerblichen in den privaten Bereich. Anhand dieser Zahlen wird deutlich, wie sich die Lebensführung in den Haushalten in Zeiten von Corona verändert hat. Wenn sich das Arbeitsleben stärker im Homeoffice und das Privatleben auch weniger in Restaurants und Cafés, sondern öfter zu Hause abspielt, dann macht sich dies auch in der Verteilung der Abfallmengen bemerkbar.
Insgesamt bestätigt sich aber die Tatsache, wonach unsere Unternehmen das veränderte Verbraucherverhalten mit einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen bei den Abfällen feststellen. Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass es in Zeiten von Corona ausgesprochen kaum möglich ist, auf Abfallvermeidung zu achten. Zur konkreten Abfallreduzierung bleibt den Verbrauchern im Moment vielfach nur die Möglichkeit genau zu überlegen, welche Artikel sie zu Weihnachten im Onlineshop oder im stationären Einzelhandel kaufen wollen.“
Auch auf die Notwendigkeit der Abfalltrennung wies Kurth hin: „Bemerkenswert ist auch die nach wie vor falsche Entsorgung von Mund-Nasen-Schutzmasken und Gummihandschuhen in der Gelben Tonne und dem Gelben Sack. Diese Materialien sind keine Verpackungsmaterialien. Ihre Zusammensetzung ist für den Recyclingprozess ungeeignet. Diese Gegenstände gehören in die für den Restmüll bestimmte schwarze Tonne und nicht zu den Recyclingabfällen.
Die Unternehmen unseres Wirtschaftszweigs leisten mit ihrer Tätigkeit auch in Zeiten von Corona und gerade zu Weihnachten einen unverzichtbaren Beitrag für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Unsere Mitgliedsunternehmen sind auf den zu erwartenden Mengenzuwachs bei den genannten Abfallströmen vorbereitet und haben die Lagerhaltung entsprechend angepasst. Die Firmen stellen zudem die durchgehende Entsorgung sicher. Hilfreich ist dabei, dass die Schutzkonzepte gegen Corona in den Unternehmen in den letzten Wochen und Monaten ausnahmslos gegriffen haben. So hat es keine flächendeckenden Ausfälle in der Entsorgung durch Quarantänemaßnahmen für Mitarbeiter gegeben. Ich bin sicher, dass unsere Branche auch während der zweiten Corona-Welle ihre Aufgaben in Deutschland erfüllt.“