Als Produktionsstandort vieler Industrien ist Bayern von Rohstoffimporten abhängig. Das Recycling kann wesentlich zur Rohstoffsicherung und, durch den Einsatz der recycelten Rohstoffe in der Produktion, zur Einsparung immenser Mengen Energie und CO2 beitragen. Um die ehrgeizigen Ziele im Bereich Klimaschutz erreichen zu können, bedarf es jedoch geänderter Rahmenbedingungen, um das Recycling weiter voran zu bringen. Otto Heinz, Präsident des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen (VBS): „Seit vielen Jahren funktioniert das Schließen von Kreisläufen bei einzelnen Stoffströmen wie zum Beispiel Altpapier ohne nennenswerte Probleme. Damit die Kreislaufwirtschaft weiter ausgebaut werden kann, muss die Politik die Rezyklatmärkte effektiv stärken – am besten wie von der EU-Kommission geplant über Mindesteinsatzquoten von Rezyklaten.“ Die EU hat bereits einen Mindestanteil von 25 Prozent recyceltem Kunststoff in PET-Flaschen ab 2025 und von 30 Prozent in allen Kunststoffflaschen ab 2030 beschlossen. Im Rahmen des Green Deal plant die EU weitere Mindesteinsatzquoten (unter anderem für Verpackungen, Fahrzeuge, Baustoffe und Batterien).
Darüber hinaus sollten aus Sicht der privaten bayerischen Entsorgungswirtschaft die Hersteller verstärkt in die Pflicht genommen werden, beim Produktdesign verstärkt auf die
Recyclingfähigkeit ihrer Produkte zu achten. Beispielsweise sollte die zerstörungsfreie
Entnahme von Altbatterien durch handelsübliches Werkzeug möglich sein. Letzteres wäre auch ein wichtiger Schritt in Sachen Brandschutz – ein Problem, welches die Entsorgungsbranche derzeit massiv umtreibt.
Der VBS kritisiert, dass die seit Januar 2015 bestehende Verpflichtung, Bioabfälle getrennt zu erfassen, in manchen bayerischen Kommunen nicht konsequent umgesetzt beziehungsweise gezielt umgangen wird. Häufig wird in diesen Landkreisen verlangt, dass die Bürger ihren Bioabfall zu zentralen Sammelpunkten bringen – aus Sicht des VBS ist das nichts anderes als der Versuch, die geltende Gesetzeslage zu umgehen. Die Staatsregierung solle einen einheitlichen Vollzug sicherstellen und Schlupflöcher verhindern, mit denen Kommunen geltendes Bundesrecht umgehen können, denn: „Eine gut gefüllte Biotonne liefert cira 36 Kilowattstunden Energie und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Nutzen können wir den Bioabfall aber nur, wenn er nicht länger in der Verbrennung landet“, so VBS-Präsident Heinz. Bemerkenswert sei, dass in Schleswig-Holstein und Hessen jeweils über 90 Kilogramm je Einwohner und Jahr über die Biotonne erfasst werden, während dieser Wert in Bayern nur bei 56 Kilogramm liegt. Ein wesentlicher Grund hierfür sei die nahezu flächendeckende Einführung der Biotonne in diesen beiden Bundesländern.