Das Land erzeugt täglich rund 120 000 Tonnen Abfall, was 44 Millionen Tonnen jährlich entspricht. Verschärft wird diese Lage durch ein erhöhtes Müllaufkommen während des landesweiten Lockdowns mit seinen Auswirkungen auf das Konsumverhalten und bei der medizinischen Behandlung. Das Instituto Nacional de Ecología y Cambio Climático de México (Nationales Institut für Ökologie und Klimawandel) schätzt diesen Anstieg in einer Studie auf 3,3 bis 16,5 %. Den neuen vollautomatischen Abfallsortieranlagen kommt in diesem Kontext eine noch größere Bedeutung zu, weil sie die Umweltsituation in Mexiko verbessern und die Kreislaufwirtschaft ankurbeln können.
„Stadler möchte den Wandel, den Mexiko für den Übergang in eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft braucht, mit innovativen Technologien und neuen Geschäftsmodellen vorantreiben. Beides wird fraglos ökologische, soziale und ökonomische Vorteile bringen”, erklärt Natalya Duarte, Vertriebsmanagerin für Mexiko bei Stadler.
Die neue Sortieranlage bei Operadora de Ferrocarril y Manejo de Rellenos (OFMRS) ist ein weiteres Beispiel für den Trend zur Automatisierung. Das auf die Entsorgung von Siedlungsabfällen spezialisierte Privatunternehmen hat sich mit Stadler zusammengetan, um in der Stadt Cuautla im mexikanischen Bundesstaat Morelos eine Anlage zu entwickeln, die in der Lage ist, den Abfall der 16 Gemeinden dieses Bundesstaats und eines kleinen Teils von Mexiko-Stadt zu verarbeiten.
„Das Projekt entstand aus einer gemeinsamen Vision von OFMRS und Stadler zur Abfallwirtschaft. Aus dieser Vision folgten dann ein technischer Entwurf und die Entwicklung eines neuen Betriebsmodells“, erzählt Natalya Duarte. „Ziel war es, verschiedene recyclingfähige Verpackungs- und sonstige Materialien zu verwerten und so oft wie möglich wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Mit diesem innovativen Geschäfts- und Managementmodell sind solche Projekte nicht nur machbar, sie werden aufgrund des hocheffizienten Sortierprozesses und der erzielten hohen Sortenreinheit des Materials auch profitabler.”
Crisóforo Arroyo, Geschäftsführer der Deponie La Perseverancia, unterstreicht dieses Vertrauen in Stadler: „Der Ruf von Stadler als ein führendes und seriöses deutsches Technologieunternehmen der Branche war nicht der einzige Faktor, der uns zu einer Investition in das Projekt bewogen hat. Überzeugt hat uns insbesondere die Nachhaltigkeit dieses ganzheitlichen Projekts, bei dem auch die Bedingungen des mexikanischen Marktes berücksichtigt werden.”
„Die neue Anlage hilft uns auf vielen Ebenen, unsere Ziele zu erreichen: Erzeugung von Biogas mit höherer Reinheit, Reduzierung der CO2-Emissionen, strategische Allianzen mit Unternehmen, die recyceltes Eingangsmaterial zu umweltfreundlichem Verpackungsmaterial verarbeiten, Rückführung von Recyclingmaterial in die Kreislaufwirtschaft und gemeinsame Wertschöpfung auf der Grundlage von Nachhaltigkeit und Qualität”, ergänzt Crisóforo Arroyo.
„Wir möchten dieses Projekt zu einer Plattform für den Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren der Recylingkette und zu einem „Labor“ machen, in dem neue abfallwirtschaftliche Prozesse landesweit getestet werden können”, sagt Natalya Duarte.
OFMRS – Ein auf Automatisierung und Technologie gestützter Prozess
Was bei diesem auf Kreislaufwirtschaft basierenden Konzept von OFMRS den Unterschied macht, ist der hohe Grad der Automatisierung (einer der höchsten in Mexiko), die Möglichkeit der Sortierung nach Polymertyp und Farbe sowie das Managementmodell.
Auf einer Gesamtfläche von 3.800 m2 und mit einem maximalen Output von 640 bis 700 Tonnen/Tag sortiert, klassifiziert, kompaktiert und vermarktet OFMRS feste Siedlungsabfälle durch die Verwertung von Materialien wie Pappe, Papier, Kartonverpackungen, Kunststoff, Glas, Eisen- und Nichteisenmetallen. Zudem wird aus organischen Abfällen Biogas gewonnen und in zwei 1-MW-Generatoren mit einer elektrischen Leistung von 2 MW eingespeist. Mit der so erzeugten Energie werden über das Stromnetz des staatlichen Stromversorgers CFE zwei Unternehmen im Bundesstaat Mexiko versorgt.
Das automatisierte geschlossene Kreislaufsystem umfasst zehn hochmoderne Maschinen und fünfunddreißig umlaufende Förderbänder.
Der Prozess beginnt mit der Annahme der Siedlungsabfälle, die dann mehrere Verarbeitungsstufen durchlaufen, angefangen mit der Aussortierung von nicht verwertbaren Abfällen. Das verbleibende Material wird in drei Fraktionen sortiert: in die Fraktion der Fein-, Metall- und organischen Abfälle, die zu einem Auffangcontainer befördert werden, in die flächige oder 2D-Fraktion (Pappe, Papier, Kunststofffolien und Kartonverpackungen) und in die rollende oder 3D-Fraktion (PET, HDPE, PP, Kartonverpackungen und Aluminium). Die letzten beiden Fraktionen werden der manuellen Sortierung zugeführt. Abschließend werden die verschiedenen Materialien über ein Förderband in die Presse geführt und dort zum Endprodukt kompaktiert: Ballen aus verwertbarem Material (Pappe, Papier, Kunststofffolien, Kartonverpackungen, PET, HDPE, PP und Aluminium).
Im Rampenlicht: Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz
In dem Bestreben, Arbeitsweisen, Produktivität, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie den Umweltschutz zu verbessern, arbeitet OFMRS seit Mitte 2020 nach der Qualitätsnorm ISO 9001, der Arbeits- und Gesundheitsschutz-Norm ISO 45001 und der Umweltnorm ISO 1400.
„Dies ist das erste Projekt in Mexiko, an dem sich verschiedene Akteure der Recyclingkette im Interesse des Umweltschutzes gemeinsam beteiligen“, so Natalya Duarte. „Es ist auch das erste nationale Projekt, das den Prozess industrialisieren und professionalisieren will, um höchste Effizienz und Reinheitsgrade zu erzielen, unter Einhaltung strengster Qualitätsstandards, einschließlich der ISO-Normen.”
„Ergebnis der Einführung der erprobten und bewährten deutschen Technologie von Stadler ist ein attraktives Geschäftsmodell für Abfallnutzung, -verwertung und -recycling. Wenn wir Abfälle auf diese Weise verwerten, senken wir damit den Verbrauch von natürlichen Ressourcen, Wasser und Energie“, heißt es bei OFMRS.