Aber die Industrie mit ihren Beschäftigten braucht Planungssicherheit und einen langfristigen industriepolitischen Rahmen. Das war das Ergebnis eines intensiven Austauschs zwischen IG Metall, IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) und führenden Vertretern der deutschen Aluminiumindustrie.
Sorgen bereiten den Gesprächspartnern die zunehmenden handelspolitischen Verwerfungen. Jüngst hat die US-Regierung Strafzölle auf die Einfuhr von Walzprodukten aus 18 Ländern verhängt. Die vorläufigen Anti-Dumpingzölle auf Walzprodukte aus Deutschland entbehren jeder Grundlage. Auch die Höhe der Zölle von bis zu 352 Prozent zeigt, dass es sich um eine rein protektionistische Maßnahme handelt und keinesfalls der Wiederherstellung eines „level playing fields“ dient. Sowohl die Gewerkschaften als auch die Vertreter der Aluminiumindustrie begrüßten die Aktivitäten der Europäischen Kommission und der Bundesregierung. Zuletzt hatte EU-Handelskommissar und Vizepräsident der europäischen Kommission Valdis Dombroskis an den US-amerikanischen Handelsminister appelliert, die transatlantischen Handelsbeziehungen zu stärken und wieder auf die Basis des gemeinsamen Regelwerks zu stellen.
Volker Backs, Geschäftsführer der Hydro Rolled Products GmbH, betonte: „Die Unterstützung der Bundesregierung in dieser Frage ist enorm wichtig. Wenn diese Entscheidung der USA Bestand haben sollte, bleiben wir in Deutschland vom weltweit zweitgrößten westlichen Markt ausgeschlossen – mit allen Konsequenzen für den Standort und Beschäftigung.“
Einig waren sich die Teilnehmer in der Frage des Potentials von Aluminium. Manuel Bloemers, Gewerkschaftssekretär der IG Metall und dort Branchenbeauftragter der Aluminiumindustrie, machte deutlich: „Auf dem Weg zur klimaneutralen Industrie ist Aluminium mit seiner Recyclingfähigkeit und Vielfältigkeit ein wichtiger Baustein.“ In die Richtung der politischen Entscheider in Brüssel und Berlin fügte er hinzu: „Die Unternehmen brauchen auf dem Weg zum klimaneutralen Kontinent klare und vor allem langfristige Leitlinien. Aktuell scheint es, als würden die politischen Flanken immer wieder neu gesetzt – ungeachtet der langfristigen Investitions- und Strategiepläne der Unternehmen. An der Aluminiumindustrie in Deutschland hängen viele 10.000 gut bezahlte Jobs. Die Zahl der nachgelagerten und induzierten Arbeitsplätze ist dabei um ein Vielfaches höher.“
Philipp Schlüter, Vorstandsvorsitzender der TRIMET Aluminium SE, unterstrich die Bedeutung wettbewerbsfähiger Strompreise für die Aluminiumindustrie in Deutschland: „Die industrielle Wertschöpfung Deutschlands braucht zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit bezahlbaren Strom und zwar aus erneuerbaren Quellen – Klimaschutz muss zum Businesscase werden.“
Manuel Rendla, Gewerkschaftssekretär der IG BCE, betonte: „Die Unternehmen der Aluminiumindustrie unterstützen das gesellschaftliche und politische Ziel der klimaneutralen Industrie. Dazu bedarf es eines verlässlichen Plans für den Netzausbau, Sicherheit bei den Strompreisen und eines konsequenten Ausbaus erneuerbarer Energien. Die Industrie mit ihren Beschäftigten benötigt eine Strategie, die über die Länge einer Legislaturperiode hinausgeht.“
IG Metall, IG BCE und der Gesamtverband der Aluminiumindustrie e. V. (GDA) veranstalten seit mehr als 15 Jahren den Branchendialog, einen intensiven Austausch zwischen Betriebsräten und Unternehmensverantwortlichen. Auch wenn die diesjährige Veranstaltung aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden konnte, muss das offene Gespräch weiter stattfinden. Dr. Hinrich Mählmann, persönlich haftender Gesellschafter der OTTO FUCHS KG und GDA-Präsident unterstrich: „Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sein können, ist der Austausch mit den Gewerkschaften unersetzbar. Denn in der Frage nach der Bedeutung des Standorts Deutschland und seiner Beschäftigten sind wir uns sehr einig. Dafür setzen wir uns ein, jeder für sich und wir alle gemeinsam.“