Auch die Zementindustrie steht dabei im Fokus. „Wir als Branche in Deutschland übernehmen Verantwortung und sind bereit, unseren Beitrag für eine klimaneutrale Zukunft zu leisten”, so Christian Knell, Präsident des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ). Wie diese Transformation bis 2050 gelingen kann, zeigt die neue Studie „Dekarbonisierung von Zement und Beton – Minderungspfade und Handlungsstrategien“ des VDZ, die heute veröffentlicht wurde.
Die deutsche Zementindustrie hat in den vergangenen Jahrzehnten umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen ergriffen. Seit 1990 konnten so die CO2-Emissionen bereits um etwa ein Viertel reduziert werden. „Bei der weiteren CO2-Minderung stößt die Zementindustrie jedoch zunehmend an Grenzen. Das liegt besonders an den prozessbedingten Emissionen der Klinkerherstellung, die mit heute verfügbarer Technik nicht minderbar sind”, erklärt VDZ-Haupt-geschäftsführer Martin Schneider.
Anhand von zwei Dekarbonisierungspfaden zeigt die Studie, welche CO2-Einsparungen entlang der Wertschöpfungskette von Zement und Beton bis zum Jahr 2050 erreicht werden können. Mit konventionellen Minderungsmaßnahmen würde es bis 2050 gelingen, die CO2 -Emissionen um 36 % gegenüber 2019 zu verringern (-50 % gegenüber 1990). Insofern müssen für eine volle Klimaneutralität komplett neue Wege in der Herstellung des Zements und seiner Anwendung im Beton gegangen werden.
Wichtige Handlungsfelder auf dem Weg zu einer klimaneutralen Betonbauweise sind vor allen Dingen der zunehmend geringere Einsatz von Zementklinker, der zu noch deutlich CO2-effizienteren Zementen und Betonen führen wird. „Für die verbleibenden CO2-Emissionen, die nicht anders gemindert werden können, stellt die CO2-Abscheidung aus heutiger Sicht die einzige Lösung dar“, hebt Schneider hervor. Ziel muss es langfristig sein, dieses CO2 zu nutzen, indem es in andere Stoffe und Produkte umgewandelt wird. Für eine Übergangszeit wird sich aber auch die Frage stellen, in welchem Maße CO2 nicht auch gespeichert werden kann.
Die CO2-Roadmap macht deutlich, dass der Anspruch einer klimaneutralen Industrieproduktion eine völlig neue Herangehensweise an die Produktion und die Wertschöpfung erfordert. „Als Zementindustrie stellen wir uns dieser Herausforderung. Klar ist aber auch, dass wir diesen Kraftakt nicht allein schultern können”, betont VDZ-Präsident Knell. Es bedarf hierzu der Mitwirkung vieler Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette. Angefangen mit dem Anlagenbau und den Betonherstellern über die bauausführende Industrie bis hin zu Planern und Architekten. „Nicht zuletzt brauchen wir auch den Schulterschluss mit anderen Industrien sowie mit Politik und Gesellschaft, denn dieser Transformationsprozess wird am Ende nur miteinander gelingen”, so Knell weiter.
Als Voraussetzungen für eine erfolgreiche Dekarbonisierung benennt die Studie eine Reihe zentraler Handlungsfelder. So bedarf es eines wirksamen politischen Instrumentenmixes, der international die Wettbewerbsfähigkeit und Technologieführerschaft der deutschen Zementhersteller gewährleistet sowie Innovationen und grüne Leitmärkte fördert. Aus technischer Sicht kommt zudem dem Aufbau und Betrieb der notwendigen Infrastruktur – etwa für eine flächendeckende erneuerbare Stromversorgung oder den Transport von CO2 und Wasserstoff – eine wichtige Bedeutung zu. „Neben technischen und wirtschaftlichen Fragen der Dekarbonisierung wird es auch maßgeblich darauf ankommen, die Menschen vor Ort und die Gesellschaft insgesamt frühzeitig in diesen Prozess einzu-binden”, unterstreicht Martin Schneider.
Christian Knell bleibt auch im Lichte der großen Herausforderungen optimistisch. „Die deutschen Zementhersteller haben sich der CO2-Minderung in den letzten Jahren in bemerkenswerter Weise gewidmet“, so der VDZ-Präsident. Die Industrie sei bereit, mehr Verantwortung in Sachen Klimaschutz zu übernehmen. Auch Martin Schneider ist zuversichtlich: „Wir haben als Industrie die Dekarbonisierung von Zement und Beton ins Zentrum unseres Handelns gerückt. Wichtig ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette Bau einschließt.”